Die böse Brut
seine Innen- und auch in die Außentaschen, aber wir hatten Pech, denn es war nichts zu finden. Kein Handy, keine Papiere, überhaupt nichts, was auf ihn hingewiesen hätte.
Ich richtete mich wieder auf. »Da hat jemand verdammt gute Arbeit geleistet«, flüsterte ich.
»Dann hat man gewusst, dass dieser Mensch mit dir telefoniert hat.«
»Klar, was sonst? Der Killer war auf dieser kleinen Insel. Er hat sogar das Boot zertrümmert, mit dem unser Mann gerudert ist, als er noch lebte. Die Spuren sind verwischt, und er wird das Handy mitgenommen haben. Perfekt.«
Suko nickte langsam vor sich hin, während er seine Gedanken sammelte. »Und warum hat man ihm den Kopf abgeschlagen, John? Kannst du mir das sagen?«
»Da können wir nur raten. Ich denke mal, dass er ein bestimmtes Zeichen setzen wollte und dass es mit dieser Zahl in einem Zusammenhang steht.«
»Fällt dir zu dieser Zahl etwas ein?«
»Nein.«
Mir auch nicht.«
Suko drehte sich weg und schaltete auch seine Lampe aus. Er sprach leise und mehr zu sich selbst: »Es ist alles verdammt kompliziert, John. Da ermordet man einen Menschen, und der Mörder zieht sich zurück, denke ich.«
»Und was denkst du noch?« Ich kannte Suko. Wenn er so redete, gab es noch einen Hintergedanken. »Wenn wir mal davon ausgehen, dass der Mörder von dem Telefongespräch erfahren hat, dann frage ich mich weiter, ob er mittlerweile deinen Namen kennt.«
»Das könnte sein.«
»Gut. Wie neugierig ist ein Mörder?«
»Wie alle Menschen, nur noch etwas mehr.«
Suko lächelte knapp. »Darauf wollte ich hinaus, John. Stell dir vor, der Mörder hat nicht erfahren, mit wem der Mann telefonierte, dann wird das sicherlich seine Neugierde angestachelt haben, und so könnte es sein, dass sich der Killer noch in der Nähe aufhält, um zu schauen, wer da gekommen ist.«
»Hast du deshalb das Licht gelöscht, um nicht im Zentrum zu stehen und ein gutes Ziel abzugeben?«
»Nein, nein, ich wollte an der Batterie sparen. Aber ist mein Gedankengang dir so fremd?«
»Nein, eigentlich nicht.«
»Wunderbar. Dann sollten wir uns darauf einstellen, unter Beobachtung zu stehen.«
In dieser dunklen und auch einsamen Welt war alles möglich. Man konnte sich verstecken, die Uferregion der kleinen Insel bot genügend Schutz. Wir standen in der Mitte und waren so etwas wie ein Zentrum, auf das man zielen konnte.
Suko wich meinem Blick aus. »Es ist nur eine Vermutung gewesen, John.«
»Verstehe.« Ich räusperte mich und deutete dorthin, wo wir unser Boot fanden. »Lass uns verschwinden. Wir werden die Kollegen von Land an anrufen, damit sie sich um den Toten kümmern. Er muss untersucht werden. Vielleicht finden sie Spuren, aus denen sich dann der Name des Ermordeten ergibt.«
Auch Suko hatte nichts dagegen, das kleine Eiland mitten im Kanal zu verlassen. Natürlich nicht mit einem guten Gewissen, sondern mit dem verdammten Druck im Magen, dass wir hier einen Anfang entdeckt hatten. Ein Stück Faden, das uns möglicherweise zu einem Knäuel führte, in dem der Satan das Sagen hatte.
Leider war der Faden schon jetzt gerissen. Wir konnten weder etwas mit der Zahl anfangen noch mit dem Toten selbst, dem sämtliche Papiere genommen worden waren.
Dennoch war ich überzeugt, dass wir seine Identität herausfinden würden. Zwar nicht wir, aber unsere Spezialisten vom Yard. Nur dauerte das seine Zeit.
Bevor wir das Boot enterten, schauten wir uns um. Das Wasser lag ruhig da. In der Ferne sahen wir die Lichterglocke der Großstadt.
Die Ufer waren dunkel. Wir würden in der Nähe an Land gehen und den Weg zum Rover zu Fuß zurücklegen. Trotz des feuchten Schlamms an den Füßen.
Den Mond sahen wir nicht mehr, Wolken hielten ihn jetzt vor unseren Blicken versteckt. Die Luft war noch immer schwer und strahlte einen feuchten und alten Geruch ab.
Das Wasser klatschte zusammen, als wir uns hindurchbewegten. Wieder schoben wir Hindernisse zur Seite, um endlich an unser Boot heranzukommen. Es lag noch an der gleichen Stelle wie zuvor. Und trotzdem war etwas damit geschehen. Jemand hatte in unserer Abwesenheit Löcher hineingebohrt, und so war es bis auf den schlammigen Grund gesunken...
***
Genau jetzt wurde uns klar, dass es die Gefahr tatsächlich gab. Sie lauerte in der Nähe. Nur hatte man uns nicht die Chance gegeben, sie zu sehen. Zu gut hielt sie sich versteckt. Sie war heimtückisch und wartete nur darauf, erneut zuschlagen zu können.
»Ich hoffe, du schwimmst gerne«, kommentierte Suko
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