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Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Titel: Die Bogenschützin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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helle Haut ihrer nackten Oberschenkel sich im Wasser spiegelte. Besonders die eine hatte es ihm angetan. Klein und zierlich war sie und strahlte eine reizende Unsicherheit aus, als wüsste sie, wie Schläge sich anfühlten, und fürchte sie.
    Nachdem er sie eines Tages zufällig am Fluss entdeckt hatte, war er etliche Male hierhergeschlichen, um sie zu betrachten. Inzwischen hatte er auch herausgefunden, wo sie lebte und welche Wege sie gelegentlich allein ging.
    Sie im Auge zu behalten, war ein anregender Zeitvertreib, ohne den er sich in Ofen gelangweilt hätte, jetzt, wo Sigismund nicht in der Stadt weilte. Und mit ihm Wilkin, dessentwegen er den weiten Weg hierher auf sich genommen hatte.
    Er hegte gemischte Gefühle zu Wilkins Abwesenheit.
    Der Auftrag seines Vaters war eindeutig gewesen, als er ihn Wilkin auf den Weg nach Krakau und Ofen nachschickte. Der alte Fuchs hatte rasch geschlussfolgert, dass der Kurfürst Wilkin als Geldboten einsetzte. Ludwig hatte ihn beseitigen, das Geld selbst zum König bringen und nach besten Kräften einen Vorteil daraus schlagen sollen. Wäre er mit seinen Männern tatsächlich unterwegs auf Wilkins kleine Reisegesellschaft gestoßen, hätte er keine Skrupel gefühlt, sie zu überfallen. Es hätte sich wohl so einrichten lassen, dass er Wilkin nicht gerade selbst hätte töten müssen. Nicht, dass ihm etwas an dem steifen Kurfürstenliebling lag, mit seinem entsetzlichen Tugend-Gehabe, seiner ewig sauber glänzenden Rüstung. Wenn sein Bruder, an den er ungern als Bruder dachte, sich auszog, um mit seiner Schwimmkunst zu prahlen, dann faltete er seine Kleidung und legte sie nieder, als wäre er eine Kammerzofe. Das hatte dieser Laffe bereits als Knabe getan; und es erschien Ludwig, als täte Wilkin alles im Leben so– auf eine abstoßend perfekte, brave Art, die ihm bei jedem Dienstherrn höchste Gunst eintrug.
    Nicht aber bei ihrem Vater. Ludwig musste beinah laut auflachen, als er daran dachte, wie der Alte vor Wut gebrodelt hatte, nachdem Wilkin ihn auf dem Huldigungsturnier in den Staub geworfen hatte. Diese Niederlage hatte seinen Rachedurst stärker geweckt, als Wilkins Mitschuld an Reinhardts Überführung und Hinrichtung es gekonnt hatte.
    Die Wäscherinnen kamen ans Ufer, um sich auszuruhen. Ein Moment, den er besonders schätzte, denn sie ließen ihre Röcke nicht herab, sondern setzten sich und trockneten die nassen Beine in der Sonne. Zumindest, wenn sie sich unbeobachtet wähnten. Der Anblick der im Gras ausgestreckten nackten Beine seiner Favoritin bestärkte ihn jedes Mal mehr in seinem Willen, sich bald mehr von ihr zu holen als diesen erregenden heimlichen Moment.
    Was Reinhardts Tod anging, hatte auch er Wilkin zuerst dafür gehasst, denn er war seinem nächstälteren Bruder durch viele Gemeinsamkeiten verbunden gewesen. Schnell jedoch hatte er begriffen, was die neue Lage für ihn selbst bedeutete.
    » Komm nicht wieder zu mir, solange Wilkin noch lebt«, hatte der Alte zu ihm gesagt. Was hieß, dass sein Vater sich nun ihn, und nur ihn, als seinen Erben wünschte. Da halfen Wilkin all seine perfekten Tugenden nichts, was ihm recht geschah.
    Nur leider war aus dem für den Hinweg geplanten Überfall eben nichts geworden, und in der Stadt stellte sich so ein Mord viel schwieriger dar.
    Reinhardt hatte einige Jahre zuvor aus eigenem Antrieb in Nürnberg bereits einmal einen Mörder gedungen, der Wilkin aus dem Weg räumen sollte. Doch der hatte versagt. Ludwig hatte sich bisher dagegen entschieden, es auf die gleiche Art zu versuchen. Gedungene Mörder mussten gut bezahlt werden, waren nicht unbedingt erfolgreich, wie die Erfahrung gezeigt hatte, und sie konnten als Mitwisser lästig werden.
    Wilkin in der nahen Umgebung von Stadt und Burg selbst anzugreifen, wagte er nicht, denn bedauerlicherweise gehörten auch Wachsamkeit und Kampfstärke zu dessen verdammten Tugenden. Ein Fehlschlag wäre nicht unwahrscheinlich, der daraus folgende Aufruhr unsäglich gewesen.
    Nein, die Sache musste geschickter angegangen werden. Nach Möglichkeit so, dass er selbst seine Hände dabei nicht in Wilkins Blut tauchte. Denn vor Gott war immerhin Bruder gleich Bruder, auch wenn er sich noch so fremdartig verhielt. Und sich von der Sünde des Brudermords freizukaufen, war gewiss höchst kostspielig.
    Gift wäre gut gewesen, doch damit fehlte ihm die Erfahrung, und Auskünfte dazu einzuholen, erforderte Geduld und Fingerspitzengefühl. Er war damit noch nicht weit gekommen.
    Er

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