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Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Titel: Die Bogenschützin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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Ziele unerbittlich bis über jede Grenze der Vernunft hinaus verfolgen.
    Die Gedanken, so schnell sie ihm auch durch den Sinn flogen, lenkten ihn zu lange von seinen Gegnern ab, was sich sogleich rächte. Zwei der Osmanen nahmen ihn in die Zange. Ihre krummen Säbel beide mit seinem Schwert zu parieren, war nicht möglich. Er ließ die Klinge des einen auf die Schulter seiner Rüstung prallen, bedacht darauf, dass sie dem Spalt zum Hals nicht nahe kam. Gegen den anderen Angreifer täuschte er einen Hieb an, warf sich jedoch dabei herum, ergriff dessen Schwerthand und löste den Krummsäbel mit einem brutalen Hebel aus seinem Griff. Heftig drang inzwischen der erste Osmane von der anderen Seite auf ihn ein, sodass er sich umdrehen und sich ihm stellen musste.
    Nur einen Augenblick später hatten sich seine Schwierigkeiten halbiert. Köne war ihm zu Hilfe gekommen und hatte dem entwaffneten Osmanen ohne Zögern den Kopf halb vom Rumpf geschlagen. Das Gefecht dauerte danach nicht mehr lange, doch gerade in dieser kurzen letzten Zeit ließen der junge Neffe von Hunyadi und ein Leibritter des Königs ihr Leben. Ihr Tod riss Lücken in den persönlichen Schutzwall Sigismunds, die Wilkin und Köne schleunigst schlossen.
    Derart erlebten sie einen ruhmreichen Tag, denn der König betrachtete es als geboten, sie in den höchsten Tönen zu loben. In einer pompösen Zeremonie der Anerkennung schenkte er ihnen jeweils die Hälfte eines seiner Fingerringe und sprach davon, wie wunderbar sie sich in der Schlacht ergänzt hätten, wofür die beiden Hälften symbolisch stünden.
    Wilkin mochte nicht damit hadern, ahnte aber, dass es Sigismund weniger um eine symbolische Bedeutung ging als darum, dass er sich kostspielige Belohnungen weniger denn je leisten konnte. Wenigstens knüpfte Sigismund an seine Anerkennung die Einladung, dass Wilkin mit seiner Gemahlin länger bei Hof verweilen und das königliche Gefolge dadurch bereichern möge. Diese Einladung enthob Wilkin davon, für alle Kosten des täglichen Bedarfs selbst aufkommen zu müssen, da Günstlinge in der Regel an der gemeinsamen Tafel speisten und ihre Tiere in den königlichen Stallungen unterbringen durften. Auch die Dienste verschiedener Handwerker würde er nun in Anspruch nehmen können, ohne jedes Mal das volle Entgelt zahlen zu müssen.
    Für Köne spielten solche Überlegungen keine Rolle. Er strebte nicht an, seinen Posten an der ungarischen Grenze zu verlassen. Dass Wilkin ihn über ihre neue verwandtschaftliche Beziehung aufklärte und berichtete, dass Hedwig in Ofen weilte, änderte daran nichts.
    » Wenn einer von deiner Sippe mir ans Bein pinkeln will, bringe ich ihn um«, hatte Köne gesagt. » Benimm du dich weiter anständig, dann kann ich damit leben, dass du mein Schwager bist.«
    Nach dem Befinden seiner Schwester hatte er sich nicht erkundigt, nicht einmal der Form halber. Er schien davon auszugehen, dass es ihr gutging, und das reichte ihm. Seine Aufmerksamkeit galt ganz dem Kampf gegen die Osmanen. Diese Aufgabe machte ihm offensichtlich so viel Freude, als sei sie ein aufregendes Spiel.
    Wilkin konnte sehen, wie König Sigismund Köne für seinen draufgängerischen Eifer liebte, und er war sicher, dass sich diese Gunst eines Tages für Hedwigs Bruder auszahlen würde. Wenn es ihm denn gelang, sein Spiel lange genug zu überleben.
    Da Wilkin den gesamten Abend nach der Schlacht Köne vor Augen hatte, dachte er viel an Hedwig. Ihr unweibliches Durchsetzungsvermögen erschien ihm nun in einem anderen Licht. Nicht, dass er ihren Starrsinn deshalb besser hätte leiden können, aber er begriff, worin er wurzelte, und gab ihr weniger die Schuld daran als bisher. Je länger er allerdings über sie nachdachte, desto unwohler wurde ihm. Die Ahnung, dass sie mit der Reise zu Irina nicht auf ihn gewartet haben würde, wuchs beinah schon zur Gewissheit an.
    Zum ersten Mal in seinem Leben wünschte er das Ende einer Mission herbei. Er konnte die Vorstellung nicht ertragen, dass Hedwig sich in Gefahr brachte, während er nicht in der Lage war, ihr zu Hilfe zu eilen. Wie sehr beneidete er die Männer, die sich darauf verlassen konnten, dass ihre Gemahlinnen ihr schützendes Heim nicht verließen.

    Ludwig von Torgau stand im Schatten eines Bootsschuppens am Ufer der Donau und beobachtete heimlich drei junge Wäscherinnen. Sie standen im knietiefen Wasser und hatten ihre Röcke so hoch geschürzt, dass es wirkte, als trügen sie nur kurze Bruchen. Er sah, wie die

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