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Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Titel: Die Bogenschützin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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hatte sich auf die Bank gesetzt, hielt einen seiner Stiefel in der Hand, und nun sah er ihr in die Augen. In seiner Miene stand so deutlich die Frage geschrieben, ob sie bleiben wolle, dass ihr vor Scham heiß wurde. Hatte sie so offensichtlich gezeigt, was sie fühlte?
    Nun war sie es, die seinem Blick auswich und zu Boden sah. Seinen nackten Fuß zu betrachten, minderte ihre Verwirrung jedoch nicht. Es war ein schöner Fuß, schöner, als sie erwartet hätte. Doch in diesem Fall war es nicht das, was sie den Atem anhalten ließ. Sie erkannte die Form seiner Zehen. In einer kleineren, kindlichen Fassung hatte sie solche Zehen in den vergangenen drei Jahren unzählige Male gewaschen. Nicht nur deshalb, weil sie es ihr wünschte, war Juli Cords Tochter.
    Diese Feststellung brachte sie ein wenig zur Vernunft. Sie wollte nicht zerbrechen, was sie sich errichtet hatte. Das war sie den drei Menschen schuldig, die sie am meisten liebte.
    » Gute Nacht, Cord«, sagte sie mit vollkommen fester Stimme.

    Mara weckte Cord, als sie mit der ebenfalls bereits halbwachen Juli am nächsten Morgen früh in die Küche kam. Sie wandte den Blick ab, bis er sein Hemd übergezogen hatte, und sprach, über einen Morgengruß in ihrem unvollkommenen Deutsch hinaus, kein Wort zu ihm.
    Auch die Kleine war kein Plappermaul wie so viele andere Kinder. Sie beobachtete ihn neugierig, während sie ihren Haferbrei aß, senkte aber schüchtern lächelnd den Blick, wenn er sie ansah. Er konnte sich an Irina kaum erinnern, glaubte aber, dass das Mädchen ihr ähnlich sah. Sie war reizend, und es war nicht zu übersehen, dass sie von den Frauen geliebt wurde. Wahrscheinlich war sie der Grund dafür, dass Hedwig nicht sonderlich traurig darüber zu sein schien, noch keine eigenen Kinder zu haben.
    Er wünschte, dass er etwas gehabt hätte, das er dem Kind hätte schenken können. Doch womit machte man solchen kleinen Mädchen eine Freude? Er setzte sich ihr gegenüber an den Tisch. » Juli?«, fragte er. Sie sah ihn an, ohne den Kopf zu heben. Es war ihm ein Rätsel, wie sie gleichzeitig so strahlen und so scheu wirken konnte. Er lächelte ihr zu. » Erzähl mir doch, was du am liebsten tust. Außer mit Hedwig Verstecken zu spielen.«
    Sie nickte mit vollem Mund und zog dann nachdenklich die Stirn kraus. » Am liebsten spiele ich mit den Welpen in der Burg. Und am allerliebsten reite ich mit Hedwig auf Tiuvel. Aber sie will mich nicht immer mitnehmen, nur manchmal.«
    Ein Schwall von unsinniger Eifersucht durchfuhr ihn. Ritt Hedwig allein aus, wenn sie die Kleine nicht mitnahm? Oder hatte sie einen Mann, mit dem sie sich während Wilkins Abwesenheit tröstete, wie so viele andere vornehme Frauen? War es gar nicht die Treue zu ihrem Gatten, die sie in der Nacht davon abgehalten hatte, bei ihm zu bleiben? Sie hatte Lust dazu gehabt, er hatte das Verlangen in ihren Augen glänzen sehen und auf ihren Lippen blühen. Und er war bereit für ihre Lust gewesen, das wussten alle Teufel der Hölle. Wäre sie zu ihm gekommen und hätte ihn geküsst, wie sie es zur Begrüßung getan hatte, dann hätte er jeden Gedanken an ihre, Wilkins und seine eigene Ehre vergessen.
    Was war er für ein räudiger Hund. Er hatte sich wünschen können, dass sie mit ihm ihre Ehe brechen würde, und war nun bereit, sie zu verachten, falls sie dasselbe mit einem anderen tat. Doch vielleicht irrte er sich ja.
    Das Mädchen sah ihn weiter auf seine neugierige und schüchterne Art an.
    » Wollen wir sie fragen, ob sie heute mit uns beiden ausreitet? Du darfst auch bei meinem Rappen mit in den Sattel. Was hältst du davon?«, fragte er.
    Statt zu antworten, sprang Juli juchzend auf und rannte aus der Küche, so schnell es mit ihrem kleinen Hinken ging. » Hedwig! Hedwig!«
    Er musste über ihren Eifer lachen und stellte wieder einmal fest, wie gern er eigene Kinder gehabt hätte. Eine Tochter, die vor Freude juchzte, weil sie einen Ausritt mit ihm machen durfte.
    Wenig später kehrte Juli mit Hedwig an der Hand zurück. » Sie will. Und sie sagt, ich darf auf dem Hinweg auf Tiuvel reiten und zurück auf deinem Ross.«
    » Gut. Dann machen wir es so«, sagte er. Auf einmal war seine Stimme so rau, dass er sich räuspern musste, und sein Herz schlug stärker. Hedwig hatte ihr Haar noch nicht aufgesteckt, die langen blonden Strähnen umspielten ihren Hals und fielen ihr über ihre nur von einem dünnen Unterkleid bedeckte Brust. Sie kam sichtlich gerade aus dem Bett, sah noch traumverloren

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