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Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Titel: Die Bogenschützin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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geschorenen blonden Haaren blickten ihr aus einem kantigen Gesicht eiskalte Augen entgegen.
    Es schauderte sie bei seinem Anblick. Auch wenn Cord in gewissem Maße recht damit haben mochte, ihn zu verteidigen, verabscheute sie, was er Bori und Hüx angetan hatte.
    Für ihn allerdings schien es in keiner Weise von Belang zu sein, ob sie etwas gegen ihn haben könnte. Er musterte sie, Cord und Juli in einer Weise, die angewiderter kaum hätte sein können.
    Erbost schlang sie Tiuvels Zügel um den Anbindebalken und eilte an Cords Seite, der ihr Juli vom Pferd herabreichte. Sie wollte die müde Kleine in den Stall tragen, um sie dort ins Heu zu setzen, doch Dieter wich ihr nicht aus, sondern schien sich noch breiter zu machen.
    Als sie dennoch an ihm vorbeigehen wollte, spuckte er vor ihr aus und traf die Spitze ihres Stiefels. Nur für den Bruchteil eines Augenblicks blieb sie stehen, bevor sie weiter in den Stall schritt und Juli im Heu ablegte. Sie dachte keinen klaren Gedanken, als sie danach den Stallbesen ergriff und damit auf ihren Bruder losging.
    Cord rief warnend ihren Namen, doch sie war nicht mehr zu bremsen. Mit aller Kraft schlug sie Dieter den Besen um die Ohren. Für einen flüchtigen Moment war er zu überrascht, um sich zu wehren, dann jedoch schnappte er mit einer Hand den Besenstiel, hielt ihn fest und schlug mit der freien Hand nach ihr. Flink wich sie aus, ließ den Besen los, trat ihm schwungvoll gegen das Knie und sprang zurück.
    Er erwischte sie mit der Faust im Gesicht. Sie schrie auf und kam ins Taumeln. » Dreckige Hure«, zischte er, als er ihr nachkam und erneut mit der Faust ausholte.
    Zeit zuzuschlagen hatte er nicht mehr. Cord zog ihn an der Schulter herum und versetzte ihm einen Hieb unter das Kinn, der manchen Mann gefällt hätte. Dieter jedoch brachte der eingesteckte Treffer lediglich dazu, sich seinem Gegner mit voller Aufmerksamkeit zuzuwenden.
    Hedwig war mittlerweile Zeugin vieler Auseinandersetzungen zwischen Männern geworden, doch sie hatte noch nie einen Faustkampf gesehen, der mit solch roher Wut und gleichzeitig der erbarmungslosen Zielstrebigkeit von Kriegern geführt wurde, die nur deshalb noch lebten, weil sie die Kunst des Tötens perfekt beherrschten.
    Sie hörte Juli ängstlich wimmern, spürte, wie die Kleine zu ihr gelaufen kam und sich an sie drängte, legte aber nur den Arm um sie und wandte nicht den Blick von der brutalen Schlägerei. Die Angst, die sie für kurze Zeit um Cord gefühlt hatte, verflog rasch. Er war Dieter überlegen, sowohl an Kraft als auch an Gewandtheit.
    Bald nahm der Kampf den Anschein an, als würde ein Lehrer seinen Schüler maßregeln, wenn auch ohne jede Gnade. Sogar als Dieter bereits zu Boden gegangen war, versetzte Cord ihm noch einen ungebremsten Tritt, bevor er schwer atmend stillstand, sich über das Gesicht wischte und seinen Dolch zog. » Sie ist deine Schwester, du stinkender, kleiner Abschaum. Ich habe dir vor langer Zeit gesagt, was ich tun werde, wenn du dich nicht anständig benimmst. Ein anderer würde dich an den Haaren zu ihr schleifen und verlangen, dass du sie um Verzeihung bittest. Aber was soll sie mit einer erpressten Entschuldigung von einem Haufen Dreck wie dir?«
    Dieter stöhnte und krümmte sich, wie um sich zu schützen. Cord beugte sich herab, schob sein Wams hoch und schlitzte mit seinem Dolch Dieters enges Hosenbein innen lang auf. Der schrie, rappelte sich halb auf und versuchte, sich Cord kriechend zu entziehen, der mit mörderischer Miene hinter ihm herschritt.
    So zornig Hedwig auf ihren Bruder war, konnte sie doch nicht mit ansehen, wie Cord ihn umbrachte– schon um seiner selbst willen nicht.
    Eilig lief sie mit Juli an der Hand zu ihm. » Lass ihn, Cord, bitte. Mach dir nicht die Hände schmutzig. Es ist gut. Vielleicht war es ein Missverständnis, oder er war nicht recht bei sich.«
    Cord ging weiter. » Glaub mir, er wusste genau, was er tat. Er hat eine Abscheu gegen alle Weiber, weiß der Teufel, woher. Ich sehe das nicht zum ersten Mal bei ihm. Wenn ich ihn entmanne, befreie ich ihn nur von etwas, wofür er keine Verwendung hat.«
    Mit einer Hand an seinem schmerzenden Kopf sprang Dieter auf, die andere Hand streckte er Cord abwehrend entgegen. Er blutete aus mehr Wunden als nur der zerschlagenen Nase und bot ein Bild des Jammers, doch sein Kampfgeist hatte ihn noch nicht verlassen. » Wo warst du letzte Nacht?«, fragte er. » Du bist zu ihr gegangen und danach nicht ins Gasthaus

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