Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Titel: Die Bogenschützin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
Vom Netzwerk:
sie ihn mit ihrer Geste eingeladen, sie erneut zu umarmen. Er zog sie an sich und senkte sein Gesicht in ihr Haar, das sie nur noch im Haus je unbedeckt trug.
    » Ich glaubte vielleicht, dass es mich stört. In Wahrheit habe ich es vom ersten Moment an bewundert. Von dem Augenblick an, als du dein kleines, schmales Messer in meine Achsel drücktest. Aber ich will dich nicht von deinem tugendhaften Weg abbringen. Was du tust, mag besser für euch sein.«
    Sie fragte sich, wie er davon sprechen konnte, sie nicht von ihrem tugendhaften Weg abbringen zu wollen, und sie gleichzeitig an seinen warmen Leib ziehen, der ohne Harnisch eine Wirkung auf sie hatte, von der ihr die Knie weich wurden. Ihr schlechtes Gewissen sandte eine dunkle Woge durch ihr Herz und ihren Verstand. Mit Wilkin war es nie so gewesen. Sie liebte ihren Gatten und teilte das Lager zärtlich mit ihm, doch solch unerklärlich hitziges Verlangen hatte es nie gegeben.
    Die Vernunft befahl ihr, Cord von sich zu weisen und ihn aus dem Haus zu schicken, doch sie brachte es nicht fertig. Nicht einmal, als nun Mara und Juli in die Küche kamen. Es war Cord, der sie losließ und Abstand von ihr nahm.
    » Und nun erzähl mal, du kleine Prinzessin: Warum hast du im dunklen Flur hinter den Mänteln gesteckt? War das ein Spiel?«, wandte er sich an Juli.
    Das Kind gluckste und lächelte strahlend. Hedwig blickte gebannt von ihrer Ziehtochter zu Cord und wieder zurück. Die Haltung, die Ohren, das Lächeln– alles passte zusammen. Sie ist deine Tochter, Cord. Nur ein einziger Satz. Sie würde ihn nicht herausbringen, jetzt weniger denn je. Es war ihr, als hätte das alle Mauern niedergerissen, die sie so mühsam zwischen ihrem alten und ihrem neuen Leben errichtet hatte. Ebenso schwer wog jedoch, dass sich alles in ihr dagegen sträubte, seine Liebesnacht mit Irina zur Sprache zu bringen. Er hat dabei an dich gedacht, hatte Irina gesagt. Hedwig wollte diese Vermutung weder von ihm widersprochen noch bestätigt hören.
    » Hedwig hat mich gesucht. Sonst findet sie mich immer, aber heute nicht.«
    Hedwig ging zu ihr und zog sie sanft neckend an ihrem dunklen Zöpfchen. » Dafür kannst du dich bei Cord bedanken. Ich hätte dich schon noch gefunden. Und dann…« Sie knurrte wie ein Wolf. » Und dann hätte ich dich gefressen.« Sie hob ihre vergnügt aufquietschende Kleine hoch und schwang sie durch die Luft.
    Als sie Juli wieder absetzte und ihr Blick den von Cord traf, hielt sie betroffen inne. In seiner Miene spiegelten sich Schmerz, Sehnsucht und Liebe. Für einen Augenblick dachte sie, er hätte alles durchschaut und wüsste längst Bescheid– über Juli, über sie und ihr Leben, das immer wieder drohte, sie zu ersticken. Ohne Juli hätte es wenig Lachen und Freude darin gegeben. Und wenn jemand etwas von der Bedeutung des Lachens verstand, dann er.
    » Setz dich mit mir in die Stube und erzähl mir von dir«, sagte sie und reichte ihm die Hand. Er ergriff sie und ließ sich wortlos von ihr führen.
    Sie saßen bis spät in die Nacht beisammen. Juli schlief längst tief, und Mara hielt in der Küche nur um des Anstands willen noch die Augen offen. Cord sprach von den Hussiten, seinen Kämpfen und Zweifeln. Und tatsächlich fand er in der Menge seiner schlimmen Erlebnisse die kleinen Geschichten, die sie trotz allen Schreckens zum Lachen brachten.
    Nur als er zu dem Ereignis kam, das ihn nach all der Zeit zu ihr geführt hatte, versuchte er nicht, etwas zu sagen, was sie von ihren Tränen ablenken konnte. Schonungslos ihr und sich selbst gegenüber berichtete er von Hüx’ und Borbálas Tod, seinem Anteil daran und dem ihres Bruders Dieter.
    Sie fluchte auf Dieter, doch Cord nahm ihn in Schutz. » Glaube nicht, dass ich warme Gefühle für ihn hege, aber er ist genau das, was ein Mann sein sollte, der in diesem Krieg kämpft. Furchtlos und ohne eine weiche Stelle im Herzen. Hätte der König viele wie ihn, hätte er längst mehr siegreiche Schlachten geführt. Und was glaubst du– dass ich das Weib nicht getötet hätte, wenn sie auf mich losgegangen wäre?«
    Sie schüttelte den Kopf und versteckte ihr Gesicht in ihren Händen, damit er nicht all die Gründe darin lesen konnte, aus denen sie weinte.
    Er beugte sich über den Tisch und legte ihr seine warme Hand in die Halsbeuge. » Was ist aus Irina geworden?«
    Sie hatte ihm eigentlich nur sagen wollen, dass Irina gestorben war. Doch ihr Vorsatz verflog, als sie seine Hand auf ihrer Haut fühlte. Sie hielt

Weitere Kostenlose Bücher