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Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Titel: Die Bogenschützin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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Möglichkeiten.«
    Albrecht sah ihr nicht ins Gesicht, sondern über ihre Schulter dorthin, woher sie gekommen war. » Hinter Euch eilen zwei Wachen mit grimmigen Mienen heran. Entweder sind sie Euch gefolgt, oder sie haben es bereits auf mich abgesehen, um mich als Geisel festzusetzen. In jedem Fall scheint die Sache ernst zu stehen.«
    Er wandte sich an zwei der Männer in seiner Begleitung. » Ihr habt die hohe Frau von Torgau gehört. Ich bitte Euch, unverzüglich zur Cadolzburg zu reisen. Der Kurfürst müsste noch dort sein. Reitet sofort, bevor Sigismund daran denkt, Boten abfangen zu lassen.«
    Über alle Maßen erleichtert und beeindruckt beobachtete Hedwig, wie die beiden auf dem Absatz kehrtmachten, ohne auch nur eine einzige Frage zu stellen, und in die Ställe zurückgingen.
    » Danke«, sagte sie leise.
    » Ich muss Euch danken. Möglicherweise war dies die letzte Gelegenheit, einen eigenen Boten zu senden. Achtung, da kommen sie. Lasst uns über etwas anderes sprechen, vielleicht kennen die Kerle mich nicht. Wilkin erzählte mir, Ihr hättet mit Eurem schwarzen Hengst einige schöne Zuchterfolge erzielt. Kann man die Fohlen hier irgendwo bewundern? Ich würde…«
    Hedwig hatte noch Zeit, eine unverfängliche Miene aufzusetzen, dann hatten die Wachleute sie erreicht.
    » Edle Frau von Torgau, wir haben Anordnung, Euch zu Eurem Haus zu geleiten und unter Bewachung zu halten, bis die Vorwürfe gegen Euren Gemahl geklärt sind.«
    Sie hielt ihre Wut im Zaum. Mit diesen Männern zu streiten war sinnlos. Wichtiger war es, sie nicht auf Albrecht und die Boten aufmerksam zu machen. » Nun, ich wollte nur nach unseren Pferden sehen, bevor ich in die Stadt hinabgehe. Aber wenn der König es so wünscht, gehen wir selbstverständlich sogleich.«
    Flüchtig knickste sie vor Albrecht, bevor sie mit energischen Schritten zwischen den beiden Wachen hindurch und ihnen vorausging.

19
    Der Wahrheitsfinder
    A nstatt die Wachen vor der Tür stehen zu lassen, bat Hedwig sie ins Haus und überließ ihnen die Stube, in der sie sitzen und sich die Zeit vertreiben konnten.
    Sie gab sich große Mühe, sie nicht ahnen zu lassen, wie angespannt sie war. Von Stunde zu Stunde wartete sie furchtsamer auf Neuigkeiten aus der Burg und tat doch, als wäre nichts zu befürchten. Freundlich ließ sie die Wachleute sogar an dem Abendmahl teilhaben, das Mara aus ihren bescheidenen Vorräten zubereitet hatte, als die von ihnen ersehnte Ablösung nicht eintraf.
    Erst in der Dunkelheit, als Juli schon schlief, Mara in der Küche nur deshalb noch Brotteig für den nächsten Tag knetete, um wach zu bleiben, und Hedwig mit klopfendem Herzen und in die Hand gestützter Stirn auf der Stiege zum Obergeschoss saß und nach draußen lauschte, kam die Ablösung schließlich.
    Flink war Hedwig auf den Füßen und lief zur Tür, schneller, als die Wachleute in der Stube aufstehen konnten. Draußen stand Wilkin zwischen den Männern einer Eskorte, seine Hände waren gefesselt.
    Für eine Weile herrschte ein großes Hallo zwischen den Wachen, Begrüßungen, Beschwerden über die verzögerte Ablösung, Scherze, Erklärungen, während Wilkin im von zwei Öllampen beleuchteten Flur stand und Hedwig so kühl ansah, als hielte er sie nicht einmal eines Vorwurfes für wert.
    Hedwig war bei seinem Anblick so erleichtert und froh gewesen, dass sie ihm gern um den Hals gefallen wäre, doch seine Haltung stieß sie heftig zurück. Womit hatte sie ihn so sehr verärgert? Nur damit, dass sie im Thronsaal wieder einmal zu unbeherrscht gewesen war und sich angemaßt hatte, eigenmächtig zu sprechen?
    Die beiden ersten Wachen verabschiedeten sich mit höflichen Verbeugungen von ihr und gingen, während sich vier neue in der Stube, an der Vorder- und an der Hintertür niederließen, ohne zu fragen, ob sie im Haus willkommen waren.
    Immerhin löste einer von ihnen Wilkin die Handfessel. » Wir sind sicher, dass Euch Eure Ehre davon abhalten wird zu fliehen«, sagte er.
    Wilkin gönnte ihm statt einer Antwort nur einen verächtlichen Laut, drehte sich um und stapfte die Treppe hinauf. Der Anspannung in seinen Schultern konnte Hedwig ansehen, wie wütend er war. Beinah noch angstvoller, als sie es den Tag über gewesen war, folgte sie ihm.
    Er nahm in ihrer Schlafkammer den Platz am Fenster ein und starrte durch die kleinen, bleigefassten Scheiben nach draußen, obwohl er durch das verzerrende Glas wenig erkennen konnte. Mit der rechten Hand umfasste er das Gelenk der

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