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Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Titel: Die Bogenschützin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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ansah, aber zum ganzen Saal sprach wie zu einem Publikum. » Zu jener Zeit, als die von Quitzow noch in der Mark Brandenburg wüteten, stellte man sich zweifellos auch gegen unseren König, wenn man sich gegen seinen Kurfürsten stellte. Aber wahrscheinlich ist es neben ihrer Raublust auch eine Eigenheit derer von Quitzow, nicht erkennen zu können, was dem Wohl und Willen ihres Königs dient. Nicht, dass ich mich genötigt sähe, auf den Anwurf eines Weibes zu antworten, dessen Herkunft voller dunkler Flecken und Schäbigkeit ist. Aber mich einen Lügner zu nennen, ist für jemanden, der die Wahrheit so sehr zu fürchten hat wie sie, eine ausnehmende Frechheit. Oder sollte sie tatsächlich nicht wissen, als wie zweifelhaft das Verhältnis ihres Gatten zum Kurfürsten heutzutage gelten muss? Wenn man mich fragte, dann sagte ich, dass ihr Gemahl so verwirrt ist, wie es ihr Bruder war, wenn es um die Frage der Treue zu unserem König geht.«
    Eine heiße Woge von Furcht schwappte über Hedwig. Sie war sofort überzeugt gewesen, dass von Schwarzburgs Vorwurf gegen Dieter eine Lüge war. Doch nun begriff sie, dass hinter dieser Lüge ein größerer Plan steckte.
    Sie ballte die Faust und spannte die Muskeln an, um Wilkins Griff weniger schmerzhaft zu spüren.
    Nie hatte Hedwig besser gewusst, dass sie hätte schweigen sollen, und nie hatte sie sich weniger beherrschen können. Wie ein Lichtblitz leuchtete vor ihrem inneren Auge die Wahrheit über von Schwarzburg auf. Er hatte Adam ermordet, er hatte geduldet, dass die Brüder von Torgau Irina Gewalt antaten, er hatte an einem Mordkomplott gegen Jung-Friedrich teilgehabt, er hatte ihren Hund getötet und nun vermutlich nicht nur Dieter, sondern auch die beiden Ordensritter auf dem Gewissen. Und das war nur, was allein sie über ihn wusste.
    » Eure Majestät…«, setzte Wilkin in beschwichtigendem Tonfall an.
    » Gerhardt von Schwarzburg ist nicht nur ein Lügner, sondern auch ein Mörder«, fiel sie ihm ins Wort. » Seine Rede soll nur bewirken, dass mir kein Glauben geschenkt wird. Aber ich schwöre, mein Bruder hatte nichts anderes vor, als den Auftrag unseres Königs getreulich auszuführen. Es stinkt doch zum Himmel, dass er zwei bewährte Ritter getötet haben soll, bevor er selber starb. Ist es nicht vielmehr so, dass die beiden sterben mussten, damit keine Zeugen für Eure Tat übrigblieben, von Schwarzburg?«
    Unwillkürlich war sie in ihrer Wut ein wenig vorgetreten. Wilkin zog sie langsam, aber mit aller Kraft zurück. » Halt jetzt endlich den Mund«, murmelte er ihr ins Ohr.
    Gerhardt von Schwarzburg ließ ein falsches, höhnisches Lachen hören. » Und was hätte ich mit dieser Tat gewonnen? Euer Bruder hat gehandelt wie der feigste Verbrecher und zugeschlagen, als wir anderen im Schlaf lagen. Ich danke dem Herrgott, weil er seine Hand schützend über mich hielt und ich nicht der Erste war, dem der Mörder die Kehle durchschnitt.«
    Hedwig fühlte, wie Wilkins Griff sich löste und er erneut Atem holte. » Eure Majestät, ich bitte um die Gnade, sprechen zu dürfen.«
    Sigismund nickte kühl. » Womit du mehr Anstand beweist als dein Weib. Doch will ich zuvor lieber hören, worauf der Edle von Schwarzburg anspielte, als er deine enge Verbindung zu Kurfürst Friedrich erwähnte. Von Schwarzburg, glaubt Ihr, diesbezüglich etwas zu wissen, wovon ich nichts weiß?«
    Von der Hedwig und Wilkin gegenüberliegenden Seite der Halle erklang nun eine Stimme, die Hedwigs Angst noch weiter schürte. Es war Wilkins Vater, der sich mit gemessenen Bewegungen durch die Menge in die vorderste Reihe schob. » Majestät, ich bitte ergebenst um Verzeihung dafür, dass auch ich ungefragt das Wort ergreife. Ich möchte untertänigst erbitten, diese Angelegenheit in einem passenden, engeren Kreis zu behandeln. Es bedrückt mein Herz schwer, aber auch ich habe einiges dazu zu sagen und hätte ohnehin bald um eine Audienz darob gebeten. War dies doch der zweite Grund für mich, nach Pressburg zu kommen. Die Gerüchte, die zu mir drangen, waren zu bitter, um ihnen Glauben zu schenken, doch zu meinem ungeheuren Schmerz erkannte ich hier ihre Wahrheit. Ich will Eurer Majestät gern alles berichten, was ich erfahren habe, muss Euch zur Schande meines Geschlechts jedoch bitten, meinen Sohn zuvor in sichere Verwahrung nehmen zu lassen, um seine Flucht auszuschließen.«
    » Nein!« Hedwig schrie auf, musste es aber hinnehmen, dass zwei Männer aus Sigismunds Leibwache auf dessen Wink

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