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Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Titel: Die Bogenschützin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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ihn einnahm. Sein Helm lag auf dem Tisch, und Juli malte mit ihrem Zeigefinger darauf herum.
    » Guten Morgen«, sagte Hedwig ruhiger, als ihr zumute war.
    Der Mann erwiderte ihren Gruß mit einer Verbeugung, während Mara mit kaum geöffneten Lippen » Jó reggelt!« nuschelte, wie sie es nur tat, wenn sie ihre Zahnlücken verbergen wollte. Unter Hedwigs Blick errötete sie, als wäre sie bei einer Heimlichkeit erwischt worden.
    Verlegen ein Holzscheit in den Händen drehend, wandte sich der Wachmann an Hedwig. » Verzeiht mir die Frage, aber ist Euer Gemahl wohlauf, edle Frau? Er erschien mir in der Nacht sehr angegriffen.«
    Sie sah ihm in die Augen und entdeckte keine Neugier darin, sondern nur reine Freundlichkeit und Besorgnis. Er mochte in Wilkins Alter sein, war aber schmaler gebaut. Sein Kinn ragte auffallend weit vor, und sein Haupthaar ging ihm aus, es war schon nicht mehr viel davon übrig.
    » Wie ist dein Name?«, fragte sie zurück.
    » Helmwart, edle Frau. Aus Pressburg gebürtig, meine Eltern sind Wirtsleute.«
    » Ich danke dir für deine Freundlichkeit, Helmwart. Mein Gemahl hat sich gestern vieles anhören müssen, das ihn in seiner Ehre und seinem Herzen sehr gekränkt hat. Davon wird er sich wohl erst erholen, wenn alles aufgeklärt ist und die Lügner überführt sind.«
    Er nickte nachdenklich und betrachtete sein faseriges Holzscheit, als könne er darin lesen. » Herr Wilkin ist weithin bekannt als ehrenhafter Edelmann. Und Euren Brüdern sagt man Heldentaten nach, die sie auf den Schlachtfeldern im Namen unseres Königs vollbracht haben. Und wenn Ihr mir verzeihen wollt, dass ich mir erlaube das zu sagen, edle Frau: Sie werden doch gewusst haben, dass sie mehr gewinnen, wenn sie sich die sichere Gunst seiner Majestät erhalten. Was hätten sie von einem Diebstahl gehabt, für den sie die Vergeltung bald treffen würde? Ich glaube Gerhardt von Schwarzburg so wenig wie Ihr.
    Aber was könnte einen Vater dazu bringen, seinen Sohn so zu verleumden, wie Hans von Torgau es tat? Das ist schon eine andere Sache, da kann man ins Zweifeln kommen.«
    Hedwig seufzte und setzte sich neben Juli an den Küchentisch, der von der großen Molle mit Brotteig und dem Helm eingenommen wurde. Juli schmiegte sich an sie, und Hedwig legte den Arm um sie und gab ihr einen Kuss.
    Helmwart lag ein sanftes Lächeln auf den Lippen, als sie ihn wieder ansah und versuchte, klare Worte zu finden, ohne zu viel zu sagen. » Hans von Torgau hat sich in seinem ältesten Sohn nie wiedererkannt und ihn dafür schon immer verabscheut. Nun sind seine anderen beiden Söhne tot und seine Gemahlin ebenfalls, wie wir erst gestern erfahren haben. Ich glaube, er wäre Wilkin gern los, um sich wieder verheiraten und auf einen neuen Erben hoffen zu können, der ihm besser zusagt.«
    » Aber– vergebt mir meine Aufdringlichkeit– was ist mit dem Vorwurf des Mordes, den Euer Gemahl an seinem Bruder begangen haben soll? Man munkelt nun, es hätte eine starke Feindschaft zwischen den beiden Brüdern geherrscht. Da fragt man sich schon, ob…«
    Hedwig sah ihm in die Augen, unwillkürlich hob sie die Hand, um ihre Worte zu unterstreichen. » Ich war dabei. Glaubt mir: Es war ein Unfall. Und Wilkin bedauert Ludwigs Tod, obwohl zwischen ihnen keine Freundschaft herrschte.«
    Die nie versiegte Reue über ihre Tat ließ ihre Stimme schwanken, doch Helmwarts Miene blieb gutmütig. » Ich danke Euch, dass Ihr so viel Geduld mit meiner Dreistigkeit habt. Wisst Ihr, seine Majestät hat mich als Wache geschickt, weil es mir gegeben ist, Lügner zu erkennen und Wahrheiten ans Licht zu bringen. Nachdem ich Euch, Euren Gemahl und Eure Magd hier betrachtet und gehört habe, bin ich überzeugt, dass die erhobenen Anschuldigungen falsch sind. Das werde ich seiner Majestät berichten. Ich hoffe, Ihr zürnt mir nun nicht, weil Ihr in mir etwas anderes vermutet hattet, als ich bin.«
    Die Freundlichkeit, die er ausstrahlte, hielt Hedwig davon ab, ihm zu zürnen, obwohl sie sich in der Tat betrogen fühlte. Sie schüttelte den Kopf und seufzte. » Es spricht zu deinen Gunsten, dass du jetzt so geradeheraus zugibst, was dein Auftrag war, und nicht einfach davonschleichst. Magst du ein Morgenmahl mit uns teilen? Ich glaube, Mara wird uns Brotfladen in der Pfanne backen. Nicht wahr, Mara?«
    Mara nickte scheu und sah doch Helmwart verzückt in seine warmen Augen, als sie ihm einen kleinen Becher Bier reichte. Es wunderte Hedwig nicht, dass Helmwart dafür

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