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Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Titel: Die Bogenschützin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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zerwühlt.
    » Ha!«, stieß Köne hervor. » Glänzende Erscheinung, mein Bester. Zum Kampf um deine Ehre bereit, wie ich sehe? Komm runter und biete mir Bier an und eine Schweinshaxe, dann überlegen wir, wie wir deinem Alten und dem anderen verlogenen Abschaum am schnellsten das schmierige Genick brechen.«
    » Als hätte ich nicht schon genug von Quitzows im Haus«, sagte Wilkin kühl. Dennoch kam er die Treppe herab und reichte Köne die Hand, der ihm seine Äußerung offenbar nicht übelnahm, sondern wölfisch grinste und Hedwig mit dem Ellbogen anstieß, als sei sie seine Komplizin.
    Wilkin ging ihnen voran in die Stube. Im Vergleich zu ihrem letzten Gespräch wirkte er auf eine unheimliche Art ruhig und gelassen, fand Hedwig. Als hätte er seine Wut ausgeschlafen, statt sie auszutoben.
    Allerdings war sie ihm noch immer keinen Blick wert, und ihr wurde bewusst, für wie selbstverständlich sie seine Zuwendung gehalten hatte, die er ihr sonst auch in schwierigen Zeiten nie vorenthalten hatte. Es versetzte ihr einen schmerzhaften Stich, sich vorzustellen, dass es mit seiner Liebe zu ihr nun vollends vorbei sein könnte.
    Mit einem knappen, kalten » Hinaus!« schickte er die Wachen aus der Stube, die sich eben wieder darin niederlassen wollten. Die Männer stutzten kurz, warfen einander fragende Blicke zu, gehorchten dann aber.
    Wilkin setzte sich und wies auf einen Stuhl, damit Köne ebenfalls Platz nahm. Hedwig wusste, dass es ihre Aufgabe gewesen wäre, nun dafür zu sorgen, dass Essen und Trinken auf den Tisch kam, aber sie konnte sich nicht losreißen. Ohnehin wusste sie nicht, was sie hätte anbieten sollen.
    Köne warf ihr einen ungeduldigen Blick zu. » Was wartest du noch? Geh in die Küche und lass auffahren. Ich hatte noch nichts, seit ich in diese verdammte Stadt kam.«
    » Ich würde dir gern den Gefallen tun, aber wir haben nichts im Haus. Mara müsste erst etwas besorgen.«
    Köne wedelte mit der Hand, als wolle er sie verscheuchen. » Dann schick sie los in ein Wirtshaus, damit es schnell geht. Meine Laune muss ein bisschen besänftigt werden.«
    Sie nickte zögerlich. » Gut. Nur… Wilkin, wohin soll Mara gehen? Wir haben… Der Goldene Hahn schreibt nicht an. Hast du…?«
    Köne zog die Brauen zusammen und blickte von ihr zu Wilkin. » Was soll das heißen? Habt ihr kein Geld für etwas zu essen?«
    Mit derselben ungerührten Miene wie zuvor zuckte Wilkin mit den Schultern. » Ich bin abgebrannt. Meine letzten Heller habe ich einem Pagen gegeben, der Albrecht zu mir rufen sollte. Der Knabe kam zurück und sagte, er hätte ihn nicht gefunden. Ich habe ihm das Geld dennoch gelassen, für den Fall, dass er Albrecht später noch begegnet.«
    » Wann war das? Wann hattest du die Gelegenheit dazu?«, fragte Hedwig.
    Wilkin streifte sie mit einem Blick, als wäre sie eine Fremde. » Nachdem Sigismund mich allein angehört hat, musste ich unter Bewachung vor der Tür warten. Ich habe den nächstbesten Knaben aufgehalten, der vorüberging, und ihm den Auftrag gegeben.«
    Hedwig rief sich ihr Zusammentreffen mit Albrecht ins Gedächtnis und fand einen neuen Grund zur Sorge. » Nachdem ich den Saal verlassen hatte, bin ich auf geradem Weg zu den Ställen gegangen und habe dort mit Albrecht gesprochen. Ich war sicher, dass er sich danach auf den Weg zu Sigismund gemacht hat, um den Verlauf der Sache zu verfolgen.«
    Endlich verlor Wilkin ein wenig seine Gleichgültigkeit ihr gegenüber. » Er war die ganze Zeit über weder in dem Gemach, wo der König meine Sache verhandelt hat, noch im Saal. Du hast mit ihm gesprochen? Hast du ihm gesagt, was vorgefallen ist, und ihn gewarnt?«
    » Ja. Ich habe ihn gebeten, einen Boten zu seinem Vater zu schicken, um ihn zu warnen, und ich weiß, dass er das getan hat. Er war gefasst darauf, dass Sigismund ihn als Geisel gefangen setzen lässt.«
    Wilkin lehnte sich zurück und seufzte erleichtert. » Er hat einen Boten geschickt. Das ist gut. Vielleicht ist Friedrich schnell genug, um zu verhindern, dass der König ihn öffentlich des Verrats anklagt. Hätte ich nur nie zugestimmt, diese Stellung anzunehmen. Es hätte gewiss hundert Männer gegeben, die besser geeignet gewesen wären.«
    Hedwig schüttelte den Kopf. » Ich glaube, der Kurfürst wusste genau, was er tat, als er dich auswählte.«
    » Das will ich meinen«, mischte Köne sich ein. » Manchen anderen hätte Sigismund auf den Verdacht hin jetzt schon köpfen lassen. Um den aufrechten Wilkin von Torgau

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