Die Bogenschützin: Roman (German Edition)
Meint er, sein Abkömmling wird die Nase oft genug aus seiner Suppenküche herausstrecken?«
» Ich kann dir nur sagen, dass dem Fürsten die Lust vergangen ist, sich selbst mit euch Dickschädeln herumzuschlagen. Er hat genug zu tun, auch ohne täglich die Fehden der Brandenburger zu schlichten.«
» Du zählst dich also nicht zu uns?«
» Damit habe nicht ich angefangen, sondern du.«
» Werde nicht aufsässig. Nur weil du dich bei Friedrich eingeschmeichelt hast, bist du noch nicht so mächtig, dass du mit mir streiten könntest. Ich habe dich ernährt, als du noch zu nichts nütze warst, oder nicht? Also beweis mir Respekt und Dankbarkeit, und sag mir, was sich zwischen Friedrich und König Sigismund tut. Manche glauben, es wäre ratsam, bald Partei für den einen oder den anderen zu ergreifen. Was meinst du?«
Cord seufzte und stellte Achim endgültig wieder auf die Füße. » Mir fiele das Reden leichter, wenn du dich herabließest, mich auch heute noch zu ernähren, und mir neben einem Sitzplatz Hühnchen, Brot und Bier anbötest. Immerhin habe ich wieder einmal zu feiern, dass ich noch lebe.«
» Ist das wahr? Dann will ich nicht so sein. Setz dich her und greif zu. Aber stopf dir das Maul nicht so voll, dass du nicht mehr sprechen kannst.«
Augenrollend nahm Cord neben seinem Vater Platz und ließ sich von ihm einen Tonkrug voll Bier reichen. Nach einem ersten tiefen Zug lehnte er sich erleichtert gegen die Polster seines Stuhls. » Also höre: Friedrich ist bei aller Unzufriedenheit mit der Art, wie Sigismund seine Kräfte zersplittert, und trotz aller Unhöflichkeit, mit der unser König ihn in den vergangenen Jahren behandelt hat, bereit, ihn weiterhin zu unterstützen. Sigismund ist wild entschlossen, einen Triumphzug nach Rom anzuführen und sich zum Kaiser krönen zu lassen. Und das, obwohl er zurzeit in Ungarn festsitzt, weil er zur einen Seite die Türken und zur anderen die Hussiten nicht aus den Augen lassen kann. Friedrich hätte allen Grund, ihn dort sitzenzulassen, sammelt aber unermüdlich Bewaffnete und Geld für Sigismunds Pläne. Er rauft sich die Haare dabei, aber er tut es. Und ich will dir sagen: Hätte ich das, was Sigismund in einer Woche unnötig vergeudet, ich fühlte mich als reicher Mann. Ihm Geld zu geben, ist, wie eine Schaufel Erde in die Elbe zu schippen, um eine Furt zu schaffen.«
Kaspar wiegte sein Haupt und faltete die Hände über seinem Schmerbauch. » Ja, ja. In gewisser Hinsicht ist er ein Narr. Wer würde das leugnen? Aber Friedrich und der Allmächtige haben ihn zu unserem König gemacht, und sie werden sich etwas dabei gedacht haben. Immerhin hat er doch in der elenden Angelegenheit mit den überzähligen Päpsten einiges bewirkt. Es hätte mich gewundert, wenn Friedrich sich jetzt gegen ihn stellte. Du bestätigst mir also meine Annahme. Und wie es aussieht, wird Sigismund seinerseits es nicht wagen, sich gegen unseren fleißigen Kurfürsten zu wenden, weil er sonst bald seinen großen, hohen Hut zum Betteln benutzen könnte. Hast du ihn einmal gesehen mit diesem Hut und seinem gewaltigen Bart? Wäre er nicht ein König, würden die Leute vielleicht lachen, so jedoch ahmen sie ihn nach. Nichts gegen einen Bart, der macht das Leben leichter. Aber so ein Hut… Ha! Da lob ich mir meine Zaddelgugel und den alten Helm.«
» Köne von Quitzow ist bei Sigismund in Diensten. Hast du von ihm gehört?«
» Er soll sich schon mit den Türken geschlagen haben, mehr weiß ich nicht. Bei der Huldigung wird er nicht erscheinen und ist entschuldigt. Aber du wirst staunen, wenn du siehst, wen Johann statt seiner spröden Betschwester Agnes hierher mitgebracht hat. Ich hatte schon im vergangenen Jahr das Vergnügen, ihr zu begegnen, und ich sage dir, wenn ich jung und ledig wäre, ich würde der edlen Jungfer den Hof machen, koste es, was es wolle. Feuer hat sie! Da würde einem nicht langweilig, das kannst du mir glauben.«
Cord musste lächeln, weil er fühlte, wie sein Herz einen kleinen Satz machte. Die Aussicht, Hedwig von Quitzow wiederzusehen, versetzte ihn in eine beschwingte Stimmung. Nicht, dass er sich etwas von ihr erhoffte, aber er hatte nie aufgehört, an sie zu denken, seit er sie in Meißen zurückgelassen hatte. Die Erinnerung an jenen Tag stieß ihn darauf, dass es ihretwegen auch Grund zur Sorge gab. Gerhardt von Schwarzburg und Wilkins Brüder würden die Geschichte so wenig vergessen haben wie er selbst. » Die Drachenmaid ist hier? Dann lege ich meine
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