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Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Titel: Die Bogenschützin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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Rüstung besser keinen Moment ab. Entweder wird sie einen ihrer scharfen kleinen Pfeile auf mich richten und ihren Hund auf mich hetzen, oder ihre Feinde werden etwas Ähnliches tun.«
    » Ja. Sie erwähnte, dass sie dir gewogen ist. Schade für dich, dass Johann sie nicht mit einem Bastard verheiraten wird, sonst hättest du vielleicht Aussichten bei ihr.«
    » Unsinn. Sie ist mir als einem Freund gewogen, sonst nichts«, gab Cord zurück, wurde aber von einem Gefühl ergriffen, das er seit frühester Jugend nicht mehr erlebt hatte. Er hatte den Verdacht, dass er errötete, und überspielte seine Verwirrung damit, seinen Becher zum Mund zu führen. » Hast du den einen oder anderen von Schwarzburg schon hier gesehen? Oder die Torgauer?«
    » Der Erzbuschklepper hält links vom Stadttor Hof. Gerhardt stolzierte ebenfalls dort herum, als ich den Turnierplatz besichtigte. Was die Torgauer betrifft, müsstest du es doch besser wissen als ich. Warst du nicht mit einem von ihnen unterwegs?«
    » Ja, aber mit dem weißen Lamm der Herde. Wilkin ist der Letzte, der erfährt, was seine Sippe im Schilde führt. Weiß der Teufel, warum sein Vater ihm nicht den Rücken deckt. Wilkin sagt, es wäre immer so gewesen. Als wäre es dem Alten lieber, wenn einer von seinen jüngeren Söhnen sein Erbe würde. Oder meinst du, er hetzt sie alle gegeneinander, damit der Stärkste siege? Soll ja auch schon vorgekommen sein.«
    » Gut, dass ich keine Brüder habe«, meldete auf einmal Achim sich zu Wort, der so still in einem Winkel gesessen hatte, dass sie ihn nicht mehr bemerkt hatten.
    Mit einem tiefen, bösen Knurren erhob Cord sich und wandte sich drohend dem Kleinen zu. » Nimm dich in Acht. Ein wenig dein Bruder bin ich schon, du Wicht.«
    Lachend sprang Achim auf und wich rückwärts zum Zeltausgang zurück. » Aber du erwischst mich nie, du große Schnecke von einem Bastard.«
    Cord stieß ein Wutgebrüll aus und jagte seinen unverschämten Halbbruder aus dem Zelt, um das nächste herum, zwischen Pferden hindurch, über einen abgestellten Karren hinweg und unter aufgehängten Schweinehälften hindurch, bis der Knabe sich keuchend und kichernd ins feuchte Gras fallen ließ und sich ergab. Kaum weniger außer Atem, stellte Cord sich breitbeinig und mit eingestemmten Armen über ihn. » Du hast wohl zu lange keine Prügel bezogen, du lahmes Gänschen von einem Herrn Gans zu Putlitz. Ein Mädchen liefe ja schneller als du.«
    Achim fuhr hoch. » Das ist nicht wahr.«
    » Doch. Ganz gewiss. Ich wüsste mindestens eines.«
    » Nie. Welche?«
    » Weißt du, wo Johann von Quitzow lagert? Zeig es mir, dann zeige ich dir vielleicht die Jungfer.«
    » Ach, du meinst Hedwig? Die kenne ich schon. Aber sie ist kein Mädchen. Sie ist alt. Was gibst du mir, wenn ich dir zeige, wo Johann lagert?«
    Cord lachte über die schnelle Auffassungsgabe des Knaben. » Ich bin ein armer Söldner, kein Fürst. Daher kann ich dir höchstens die Prügel erlassen, die du eigentlich verdienst.«
    » Na gut. Weil du es bist und weil Vater immer sagt, ich solle Respekt vor dir haben. Ich helfe dir.«
    Cord sah Hedwig schon von Weitem. Sie trug ein wunderbares hellblaues Gewand, hatte es jedoch geschürzt, um nicht auf den Saum zu treten, und beugte sich über den Huf eines Pferdes, den ein rothaariger Pferdeknecht hochhielt, um ihr etwas daran zu zeigen. Ein Stück weiter entlang des langen Anbindeseils entdeckte er ihren unsäglichen schwarzen Hengst, dessen Erscheinung ihn verblüffte. Eine makellos dichte Mähne, glänzendes Fell und ausgewogene Muskulatur ließen ihn beinah aussehen wie ein anderes Tier. Unter gewöhnlichen Umständen hätte er sich vielleicht zuerst den Rappen näher angesehen, doch er konnte es nicht abwarten, Hedwig zu begrüßen. Er wollte schon nach ihr rufen, da hob sie den Kopf und entdeckte ihn. Juchzend wirbelte sie herum und kam ihm entgegengelaufen, ihr Lächeln so strahlend, dass er eine merkwürdige kleine Schwäche in seinen Knien fühlte. Am liebsten hätte er die Arme ausgebreitet, um sie aufzufangen, doch das hätte in dieser Umgebung alle Grenzen des Anstands überschritten.
    Sie teilte seine Bedenken nicht. Mit vollem Schwung warf sie sich an seinen Hals und umarmte ihn kräftig, wenn auch viel zu kurz. » Cord! Ist das schön, dich zu sehen!«
    Er hatte sich erstaunlicherweise nicht mehr daran erinnern können, welche Farbe ihre Augen hatten. Von nun an würde er es nie wieder vergessen. Sie waren grün. Und sie

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