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Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Titel: Die Bogenschützin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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beschleunigten seinen Herzschlag so sehr, dass er zwei Atemzüge lang nichts anderes tun konnte, als zu grinsen.

    Hedwig hatte gehofft, dass sie Cord während der Huldigungstage treffen würde, und sie hatte sich darauf gefreut. Wie glücklich es sie aber schließlich machen würde, ihn zu sehen, hatte sie sich nicht ausgemalt.
    Er hatte sich nicht verändert, trug noch immer seine schäbige schwarze Rüstung ohne Beinröhren, wenn auch nun ein schmutziger, ärmelloser Rock in Schwarz und Silber– den Farben des Kurfürsten– den größten Teil des Eisens verdeckte. Sein dunkles, volles Haar war zerzaust, die Bartstoppeln in seinem sonnengegerbten Gesicht Tage alt, und die kleinen Falten um seine Augen zeugten davon, wie gern er noch immer lachte.
    Offenbar freute er sich ebenfalls, sie zu sehen, obwohl sie ihn mit ihrer unbedachten Umarmung sichtlich überrumpelt hatte. Hastig wich sie so weit von ihm zurück, wie es der Anstand gebot, konnte aber nicht aufhören, ihn anzulächeln.
    Er hängte beide Daumen in seinen Gürtel und stand so breitbeinig vor ihr, als wolle er sie herausfordern, wie er es auf ihrer Reise so oft getan hatte. » Ich sehe, du hast wieder deinen Klepper dabei. Ich habe meinen Grauen gerade gestern verloren. Bricht mir nicht das Herz, er hatte einen Hals wie ein Hirsch. Aber nun stehe ich ganz ohne da. Willst du mir den Schwarzen verkaufen? Von dem Geld könntest du dir einen hübschen weißen Zelter anschaffen und reiten wie die Gemahlin unseres Kurfürsten. Sie lässt beide Beine zur einen Seite hängen. Sehr sparsam, denn für ihre Gewänder braucht sie nur halb so viel Tuch wie du für deine, Drachenmaid.«
    Hedwig erkannte am Funkeln in seinen Augen, wie er es genoss, sie aufzuziehen, und sie ließ sich mit Freude darauf ein. » Ehe ich meinen schwarzen Tiuvel aus Sparsamkeit gegen einen Zelter eintauschte, trüge ich lieber Beinlinge wie ein Mann. Obgleich mir das sehr zuwider wäre. Ich verstehe nicht, wie die Männer sich dareinfinden können, so unbedeckt einherzugehen.«
    » Was ist an Männern schon dran, das es wert wäre, verborgen zu werden? Die meisten haben Beine wie verbeulte Sicheln.«
    » Nicht alle.«
    » Oh. Du siehst sie dir an? Schäme dich.«
    » Was bleibt mir anderes übrig? Wohin ich auch gehe und blicke, immer steht ihr Männer mir im Weg.«
    Er lachte und sah kopfschüttelnd zum Himmel. » Du hast dich nicht verändert. Deine fromme Tante scheint an dir versagt zu haben. Und ich weiß noch immer nicht, ob mir das leidtun oder mich freuen sollte. Was hat der Hufschmied dir da gezeigt? Habt ihr ein krankes Pferd?«
    » Das ist eins von unseren Packpferden. Es hat sich ein Stück von einem alten Messer eingetreten, kannst du dir dasvorstellen? Warum lassen die Leute so etwas herumliegen?«
    Er nickte. » Ein Ärgernis. Sag, ist das nicht Irinas Stute? Ist sie also auch hier? Lebt sie mit dir bei deinem Onkel?«
    » Mein Onkel mag Irinas Harfenspiel und würde sie ungern gehen lassen, selbst wenn sie das wollte. Möchtest du mitkommen und die beiden begrüßen? Sie waren eben noch im Zelt. Tristan ist auch dort. Ich musste ihn anbinden, weil die vielen Menschen ihn verrückt machen. Er ist sehr misstrauisch geworden und beißt schneller zu als damals. Vor allem Männer kann er nicht leiden.«
    » Dann passt er ja noch immer zu dir.«
    Hedwig lachte und wollte ihn gerade auffordern, ihr zum Zelt zu folgen, als sie einen weiteren alten Bekannten sah, der geradewegs auf sie zukam. Mit einer geschmeidigen Bewegung zog sie ihren geschürzten Rocksaum aus dem Gürtel, den sie in der Freude über Cords Ankunft vergessen hatte, und strich sich das Gewand glatt. In hoheitsvoller Haltung wartete sie sodann darauf, dass Wilkin von Torgau sich näherte. Wie Cord trug er das von Reisestaub verschmutzte Schwarz und Silber des Kurfürsten, darunter jedoch die silbern glänzende Ausstattung eines Ritters in all ihrer Pracht. Nur der Helm fehlte ihm, er hatte ihn durch eine Filzkappe ersetzt. Außerdem hinkte er ein wenig.
    Auch Wilkin hatte Hedwig zu sehen erwartet, und sie hatte sich für diesen Fall einiges vorgenommen. Er sollte in ihr die tugendhafteste aller edlen Jungfern erblicken, so vollendet in Äußerem und Gebaren, wie er es an Frauen bewunderte. Doch wenn er sich dieses Mal liebenswürdig gegen sie zeigen wollte, würde sie ihn kühl zurückweisen.
    Die geplante Haltung einzunehmen, gelang ihr, aber der Vorsatz, ihn kühl zu behandeln, kam ins Wanken, sobald sie sein

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