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Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Titel: Die Bogenschützin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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sein Leben, und hin und wieder wechselte er darüber sogar ein Wort mit dem Allmächtigen. Immerhin hatte auch dieser seinen höheren Zielen einen Sohn geopfert. In aller Demut teilte Cord ihm mit, dass er, sollte ihm zu Lebzeiten noch vergönnt sein, einen Sohn heranwachsen zu sehen, diesem Beispiel auf keinen Fall folgen wolle.
    Seit ihn beim Anblick seines kleinen Halbbruders die Erkenntnis überfallen hatte, dass er sich aus unerklärlichen Gründen und gegen alle Vernunft einen eigenen Sohn wünschte, hatte ihn dieser Gedanke nicht mehr ganz losgelassen. Und da für ihn mit dem Wunsch nach einem Sohn untrennbar der nach einem Eheweib verbunden war, begann er unweigerlich von der Jungfer zu träumen, die ihn gegenwärtig am meisten beschäftigte. Ein müßiger Traum, fand er und erlaubte sich dennoch, seine kleine Drachenmaid in Gedanken zu umarmen und sie weit ausdauernder und in größerem Einvernehmen zu küssen, als er es bei ihrer allerersten Begegnung getan hatte.
    Nach der langen schlaflosen Nacht, deren Strapazen er mit weniger Ächzen überstand als die drei edlen Junker, hatte er sich dem heiligen Ort zum Trotz in eine solche Leidenschaft hineingeträumt, dass er überlegte, wie er gefahrlos herausfinden konnte, ob es nicht doch eine kleine Aussicht für ihn gab, Hedwig von Quitzow zu gewinnen.
    Er war überzeugt, dass er es nicht einen einzigen Tag bereuen würde, falls sie ihn nehmen wollte. Es würde ihm nie langweilig mit ihr werden, und sie würde prächtig lebhafte und bildschöne Kinder auf die Welt bringen, die er vergöttern konnte.
    Je länger er darüber nachdachte, desto mehr betrachtete er seine Schwertleite nicht mehr nur als überwältigende Ehrung, sondern auch als Mittel zum Zweck. Denn zweifellos würde Hedwigs Onkel einem freienden Ritter des Markgrafen von Brandenburg mehr Gehör schenken als Kaspars Bastard.
    Trotz aller Entschlossenheit verlor Cord sein Vorhaben für Stunden aus dem Sinn, nachdem er feierlich aus der Stille der Kapelle geführt worden war. Helfer kleideten ihn langwierig ein, so prunkvoll, wie es mit überwiegend zusammengeliehenen Stücken eben möglich war. Das rot-weiße Wams und die seidenen Beinlinge seines Vaters legte er dankbar an, in dem zufriedenen Gefühl, über Nacht endgültig seinen inneren Frieden mit dem alten Herrn gemacht zu haben. Wahrhaft gerührt war er über Wilkins Leihgabe. Dessen spiegelblankes silber-goldenes Stechzeug, die Rüstung, die der Teilnahme am Tjost vorbehalten war, passte Cord zwar so schlecht, dass er damit niemals hätte kämpfen können, doch gut genug, um eine eindrucksvolle Erscheinung abzugeben.
    Die Zeremonie des Ritterschlages selbst übertraf anschließend all seine Erwartungen. Es war Markgraf Johann, der ihn zum Ritter schlug und ihm unerwartet ein auskömmliches Lehen nahe Kyritz verlieh, aber Kurfürst Friedrich schenkte ihm das Schwert dazu. Keines wie das von Wilkin, mit dem dieser sich nie ganz wohlgefühlt hatte, sondern einen schlichten Augsburger Zweihänder, den Cord am liebsten nicht wieder aus der Hand gelassen hätte, so gut lag er darin, und so deutlich sprach das Schimmern der Klinge von hoher Schmiedekunst. Von diesem Moment an umfing und bewegte ihn die Feierlichkeit des Anlasses viel mehr, als er es für möglich gehalten hatte. Als der Geistliche ihn gemeinsam mit den anderen drei frischgebackenen Rittern segnete, musste er Tränen unterdrücken, was ihm nie zuvor geschehen war.
    Seine Gefühle der ganzen Welt gegenüber waren danach so viel freundlicher, dass er sogar den drei Jungrittern mit ehrlicher Herzlichkeit seine Gratulation aussprechen konnte.
    Nach der Schwertleite verlieh der Markgraf weitere neue Lehen an frische oder besonders verdiente Gefolgsmänner. Auch noch im Anschluss daran hielt die würdevolle Stimmung an, denn zum ersten Mal seit Beginn der Huldigungstage trug der junge Johann von Brandenburg den Versammelten in eigener Person eine Rede vor. Es ging in der Hauptsache wieder einmal um die hussitischen Ketzer.
    Die Hussiten hatten ein Jahr zuvor ihren legendären Anführer Ž i ž ka verloren, folgten jedoch nun mit allen– zwischenzeitlich zerstrittenen– Untergruppen einem Mann namens Andreas Prokop. Und dieser Prokop hatte offenbar eine neue Sicht auf den Glaubenskrieg. Hatten sich die Hussiten zuvor meist innerhalb der böhmischen Grenzen gehalten und gegen Angriffe von außen verteidigt, überfielen sie nun mit zunehmender Häufigkeit die umliegenden Länder und führten

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