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Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Titel: Die Bogenschützin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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Runde schlug bei der Unterhaltung darüber so hoch, dass Wilkin sich gezwungen sah, Cord erst einmal von dem Auftrag des Kurfürsten zu erzählen, der zuvor noch zu erledigen war. Cord fluchte zuerst, lachte aber dann und hielt eine liebevoll spöttische kleine Lobrede auf seinen Dienstherrn, nach der er sein neues Schwert herumzeigen musste und die Krüge in lauter und fröhlicher werdender Stimmung wieder und wieder gehoben wurden.
    Wilkin kam schnell zu dem Schluss, dass dies nicht der richtige Zeitpunkt war, um über seine bevorstehende Hochzeit zu sprechen. Cord hatte eine Feier verdient, die nur ihm und seinem Erfolg galt.
    Eine Stunde später musste er sich verabschieden, um sich für den Tjost zu rüsten, mit dem Cord trotz seiner jungen Ritterwürde nichts zu tun hatte. Wilkin hatte sich im Vorfeld eines Wettstreits noch nie so wenig mit seiner Teilnahme daran beschäftigt wie an diesem Tage. Da Dieter noch nicht wieder aufgetaucht war und er ihn ohnehin nicht mehr als seinen Knappen betrachtete, fehlte ihm nun zu allem Überfluss eine helfende Hand. Gewöhnlich hätte es ihm nichts ausgemacht, deshalb jemanden anzusprechen, doch unter den gegebenen Umständen fiel es ihm schwer.
    Zu seiner Überraschung und Freude wartete bei seiner Unterkunft ein von Hedwig gesandter Pferdeknecht. Dem jungen Mann mit dem seltsamen Namen Hüx waren nicht nur die Handgriffe geläufig, mit denen eine Rüstung angelegt wurde, sondern er war auch ein so guter Reiter, dass Wilkin ihm nach kurzer Beobachtung ohne Bedenken sein Ross anvertraute.
    Während Hüx allmählich das Pferd aufwärmte, ging er selbst zum Herold, um sicherzustellen, dass mit seiner Meldung alles in Ordnung war. Auf dem Rückweg nahm er einen Umweg zwischen Zelten hindurch, um eine sumpfige Stelle in der Wiese zu vermeiden, und sah sich jäh seinem Vater gegenüber, der offensichtlich dasselbe aus der anderen Richtung kommend versucht hatte. Es war die Begegnung, die er seit der Hinrichtung am meisten gefürchtet hatte.
    Sie blieben beide stehen, als seien sie gegen eine unsichtbare Wand gelaufen. Dann hob Hans von Torgau langsam seine Hand und zeigte mit ausgestrecktem Zeigefinger auf Wilkin. » Du! Geh mir aus den Augen, du wandelnde Schande! Lass dir gesagt sein: Was auch immer dir noch Gutes von mir zukommen wird, es gründet nicht auf meinem freien Willen. Du bist nicht mein Sohn. Sobald ich diesen Ort verlassen kann, gehe ich und töte deine Mutter dafür, dass sie dich auf die Welt gebracht hat!«
    Ehe Wilkin etwas erwidern konnte, drängte sein vor Zorn zitternder Vater sich an ihm vorbei und gab ihm dabei einen Stoß, sodass er das Gleichgewicht verlor und sich an der nächsten Zeltwand abstützen musste. Er spürte, wie im Zelt etwas umstürzte, hörte es scheppern und eine Männerstimme auf ihn schimpfen, konnte sich jedoch nicht vom Fleck rühren. Trotz aller Abneigung, die er im Laufe seines Lebens von seinem Vater erfahren hatte, überwältigte ihn der Hass, den der nun auf ihn schleuderte. Töte ich deine Mutter dafür, dass … War das eine nur dahingesagte Drohung? Nicht mein Sohn. Eine Kränkung, mit der sein Vater ihn so tief wie möglich hatte treffen wollen? Oder glaubte er das wahrhaftig? Unvorstellbar. Allein deshalb, weil sein Vater kein Mann war, der einen Knaben als seinen Ältesten aufgezogen hätte, von dem er annahm, dass es nicht sein eigener war. Nein, sein Vater mochte an diesem Tage mehr denn je wünschen, dass es so war, doch mehr steckte nicht dahinter.
    Wie üblich konnte er trotz aller Gewohnheit das elende Gefühl nicht gleich wieder abschütteln, das sein Vater ihm stets bescherte. Erst als er den Platz erreichte, wo die Pferde abgeritten wurden, und Hedwig an dessen Rand erblickte, die Hüx zusah und sich dabei mit ihm unterhielt, verflog der Druck in seiner Brust. Er ging zu ihr, verbeugte sich und freute sich an ihren bewundernden Worten, mit denen sie sein Stechzeug und die sauberen Gänge seines Rosses würdigte.
    In dem Augenblick jedoch, als er in die Schranken ritt, kehrte der dumpfe Schmerz der Kränkung nicht nur zurück, sondern brach zu einer offenen Wunde auf. Statt des angekündigten Gegners erblickte er am anderen Ende der Bahn seinen gerüsteten Vater.
    Wie er sich geirrt hatte, als er glaubte, dass der Alte nicht mehr in einen Harnisch passte! Wilkin wusste, dass er selbst beim Tjost nicht zu den Besten gehörte, und nahm es für gewöhnlich mit dem nötigen Humor, wenn er auf dem Boden landete.

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