"Die Bombe is' eh im Koffer"
gehasst. In ihrer Herablassungsskala waren wir inzwischen auf das Niveau von Maden gesunken, im freien Fall nach unten. Es war uns egal. Sie fühlten sich offenbar sehr sicher. Aber wir wussten, dass wir was finden würden, wenn es was zu finden gab. Wir hatten ja noch den EGIS -Test.
Die EGIS -Station befindet sich in einem eigenen Bereich, ein wenig abseits von der Kontrollstelle. Sie sieht aus wie ein etwas zu groß geratener Kopierer. Wir nahmen die Jungs mit, ihre verdammten Kulturbeutel, ihre verdammten Laptops. Und wir nahmen eine Probe. Einen Pappstreifen vom Format einer Visitenkarte, in dessen Mitte sich ein extrem feines Metallsieb befindet, in dem auch die feinsten Moleküle hängen bleiben. Wir wischten damit den Laptop ab. Den Kulturbeutel. Dann schoben wir den Streifen in die EGIS -Station. EGIS findet alles. Die Mühle kostet 160 000 Euro, die findet Sprengstoffspuren im Nanobereich. Wenn das Nachbarskind der beiden Jungs unterm Bett noch Silvesterböller vom vorletzten Jahr versteckte, würde EGIS Bescheid wissen. In 20 Sekunden.
Wir guckten auf die Jungs. Wir guckten auf EGIS .
Und der Alarm ging los.
EGIS zeigte Nitroglyzerin.
Es ist immer wieder faszinierend, wie rasch und unauffällig vier, fünf Mann zur Verstärkung auftauchen, sobald EGIS klingelt. Sie kommen nicht mit Seilen von der Decke wie irgendein S.W.A.T.-Team im Film, sie haben keine gezückten Waffen, niemand schreit: » Alles auf den Boden!« und reißt irgendwelche Waffen aus dem Holster. Sie sind einfach da, als wären sie schon die ganze Zeit da gewesen, und man fragt sich nur, warum sie einem bislang noch nicht aufgefallen sind.
Wir haben den Test wiederholt. Mit getrennten Proben für die Klamotten, den Kulturbeutel, den Laptop. Es war der Kulturbeutel.
Es war ein kleines Fläschchen im Kulturbeutel.
Und es roch gut.
Der Typ hatte eine Freundin, die ihm ein Parfüm selbst gemixt hatte. Und ein winziger Bestandteil davon war Nitroglyzerin. Absolut ungefährlich.
Wir ließen die beiden gehen. Und die haben sich schlappgelacht. Ich habe zugesehen, wie sie die Halle hinuntergingen. Sie schlugen sich auf die Schenkel, und immer wieder zeigten sie in unsere Richtung.
Ich weiß nicht, wo sie hinflogen.
Aber den gesamten Rest des Tages behielt ich die Nachrichtenkanäle auf den Monitoren im Auge.
Ich hatte Angst, sie hätten uns ausgelacht.
Weil wir so nah dran waren und doch das perfekte Versteck übersehen hatten.
Das perfekte Versteck für die perfekte Waffe für den perfekten Massenmord.
Der Schweizer, der Araber und derDeutsche
Die Schweizer sind die schlimmsten, da kann man bei der Luftsicherheit fragen, wen man will. Wir hatten einmal ein Schweizer Ehepaar bei uns, die drei Flaschen Champagner im Handgepäck transportierten. Und wir reden hier nicht von Aldi-Champagner, sondern von der Veuve-Clicquot-Preisklasse, irgendeine Sonderedition, locker über 100 Euro pro Flasche. Es gab wohl was Besonderes zu feiern, aber wir mussten ihnen den Spaß verderben. Die waren ruhig, trotzdem freundlich, und als die weg waren, haben wir uns verdattert angesehen und den ganzen Tag gefeiert. Weil niemand von uns begreifen konnte, dass es Schweizer gab, die mal keinen Ärger machen. Ein einziger Schweizer kann einem den ganzen Tag versauen. Denn die Schweizer sind nicht nur mit der Art der Kontrolle unzufrieden.
Die Schweizer können einfach nicht verstehen, dass man sie überhaupt kontrolliert.
Und der Standard-Dialog mit einem nölenden Schweizer geht so– erst sagt man ihm:
» Verzeihung, aber das sind eben die Standardvorschriften der EU .«
Und dann sagt der Schweizer:
» Wir sind aber nicht in der EU .«
Im Jahr 2015 werden die Schweizer seit 500 Jahren neutral sein. Ich kann es nicht belegen, aber ich fürchte, dass lange Neutralität nicht gut ist fürs Gehirn. Jedenfalls haben die Schweizer wohl in all der Zeit mehrheitlich angefangen, sich mit so was wie einem Neutralreiniger zu verwechseln. Ein Neutralreiniger, der umgeben ist von Schmutz. Und sobald der Neutralreiniger an die Putzkontrolle kommt, sagt er dann: » Ja, aber ich bin doch sauber!« Die Seife selbst kann nicht schmutzig sein, so was in der Art scheint ihnen durchs Gehirn zu schäumen, und das muss doch jedem anderen einleuchten. Und das Erstaunliche ist: Obwohl jeder sofort sieht, dass der Vergleich hinkt, weil auch ein Schweizer eine Waffe transportieren kann, vor allem ein Schweizer, zumal dort ja jeder Exsoldat seine Knarre im Schrank hat– für
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