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"Die Bombe is' eh im Koffer"

"Die Bombe is' eh im Koffer"

Titel: "Die Bombe is' eh im Koffer" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Lucchesi
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den Schweizer selbst scheint der hinkende Vergleich absolut sinnvoll zu sein.
    » Treten Sie bitte mal kurz hier herüber?«
    » Warum? Ich bin nicht in der EU !«
    Ich komme mir dann schon extrem oberlehrerhaft vor, wenn ich ganz geduldig sage:
    » Es ist Ihnen aber schon klar, dass ich Sie gerade deshalb untersuchen muss, weil Sie sozusagen ringsum von der EU umgeben sind?«
    » Ja, gerade deshalb eben nicht!«
    Niemand sollte sich hier wundern, wenn er dieses Argument nicht versteht. Man muss Schweizer sein, um es zu begreifen. Des Rätsels Lösung geht meiner Meinung nach so, dass der Schweizer denkt, er nähme sozusagen ein Stück Schweiz mit sich. Er ist derartig verschweizt, dass er jeden Ort, auf den er tritt, für die Dauer seines Aufenthalts in ein kleines Stück Schweiz verwandelt– und die Luft drum herum auch. Der Schweizer schwebt sozusagen in einer kleinen Blase voll Schweiz durch die Welt. Und deshalb, das muss man dann tatsächlich als konsequent betrachten, fühlt sich der Schweizer auch nie im Ausland und muss daher seiner Ansicht nach auch nicht kontrolliert werden.
    Das hat zwei Folgen. Die erste ist natürlich, dass es keine Folge hat und der Schweizer trotzdem kontrolliert wird. Und die zweite ist, dass der Schweizer, der ja wirklich nicht gewalttätig ist, während dieser Kontrolle unablässig nölt. Ich nehme mal an, als mentale Kompensation. Warum das alles sein müsse und jedes Mal das Theater und er sei doch nicht in der EU und das könne er gar nicht verstehen und er sei doch Schweizer und nicht in der EU und ob das Völkerrecht da nicht was anderes vorsieht und unsere Richtlinien sollte man sich da mal ganz genau ansehen und ob die bei einer Klage Bestand hätten, sei noch längst nicht raus, und er sei doch nicht in der EU und schweizschweizschweizschweizschweiz…
    » Ist doch schon erledigt. Gueds Wiedrluege!«
    » Jetzt werden Sie nicht auch noch frech!«
    Das klingt dann fast schon wieder deutsch. Ist es aber nicht. Der Deutsche ist gar nicht so, wie man immer denkt. Gut, der alte Deutsche fragt schon gelegentlich mal beim Sonden:
    » Sagen Sie, haben Sie gedient?«
    Und die richtige Antwort lautet dann nicht:
    » Selbstverständlich!«
    Sondern:
    » Selbstverständlich. Unteroffizier.«
    Bei der Gelegenheit: Das ist eine meiner Lieblingsantworten. Schon allein deshalb, weil ich nie eine Kaserne von innen gesehen habe. Aber auch, weil das vermutlich nur in Deutschland funktioniert, dass man jemandem zwei Worte hinfeuert und der andere bastelt sich dann einen Satz mit Inhalt draus. » Selbstverständlich« und » Unteroffizier«, das heißt ja zunächst mal gar nichts. Es könnte heißen, dass ich einem Unteroffizier zugeteilt war, es könnte heißen, dass ich den fragenden Rentner für einen ehemaligen Unteroffizier halte, aber der Rentner schraubt sich natürlich was anderes zusammen, nämlich dass ich Unteroffizier gewesen bin. Und das ist der dritte Grund, weshalb ich diese Antwort so liebe– sie verrät so viel über den Deutschen. Denn auch der Deutsche hat so seine Probleme, und die kann ein Unteroffizier am besten lösen. Das Hauptproblem des Deutschen sieht so aus:
    » Treten Sie mal bitte hier rüber?«
    » Sehe ich aus wie ein Terrorist?«
    Der Deutsche sagt das ständig.
    » Sehe ich aus wie ein Terrorist?«
    Und wenn man diese Frage lange genug hört, wird einem eines klar: Der Deutsche glaubt nicht, dass er einfach nur deshalb untersucht wird, weil er in ein Flugzeug steigen möchte– der Deutsche ist felsenfest überzeugt, dass er untersucht wird, weil der Luftsicherheitsassistent denkt, dass er wie ein Terrorist aussähe.
    Alles klar? Während ich zu dem Passagier gesagt habe:
    » Treten Sie mal bitte hier herüber?«,
    übersetzt das Gehirn des Passagiers den Satz in:
    » Kommen Sie mal her, Sie sehen mir aus wie ein Terrorist!«
    Klingt weit hergeholt, ich weiß. Da kann man gerne einwenden, das sei nichts als Küchenpsychologie und superobergescheites Getue von einem, der zu wissen meint, was in den Leuten vorgeht, dabei denken die vielleicht ganz andere Sachen aus ganz anderen Gründen. Die hatten einen schlechten Tag oder sind gerade von ihrem Chef abgemeiert worden oder was auch immer. Das mag wohl alles sein, man kann mir aber trotzdem ruhig glauben. Ich kann es nämlich beweisen.
    Anhand der Medizin, die das verletzte Ehrgefühl des Deutschen wieder heilt.
    Denn der gekränkte Deutsche, der findet, dass er nicht aussähe wie ein Terrorist, fühlt sich

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