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"Die Bombe is' eh im Koffer"

"Die Bombe is' eh im Koffer"

Titel: "Die Bombe is' eh im Koffer" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Lucchesi
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noch einmal vorbei, nach dem EGIS -Test.
    Sie hatten nichts gefunden, weshalb Oma schließlich mitfliegen durfte. Aber weil der Rentner gute Manieren hatte, stieg er nicht einfach so in seine Maschine, sondern kam nochmal an seiner Kontrollstelle vorbei, um sich zu verabschieden.
    » Tschüs, ihr!«, sagte er im Vorbeigehen und klopfte dabei zärtlich auf seinen Ziehkoffer.
    » Mensch, Omma, wat ’ne Äktschn. Da hasse zwei Weltkrieche überlebt, unnu werfense dich inne selbe Topp mitte Al-Kaida!«

Lebensmittel auf Reisen
    Man verhungert offenbar schneller, als man glaubt. Ich hab mal gelesen, dass ein Mensch dreißig Tage ohne Nahrung auskommen kann, das hinge aber davon ab, wie viel man wiegt, wie man sich vorher ernährt hat, was man verbrennt oder was man arbeitet. Je nachdem könne man auch bis zu drei Monate durchhalten. Ist ja auch immer die Frage, wer da grade hungert. Irgendein indischer Yogi, der schon satt wird, wenn er über Butterbrote meditiert, oder Reiner Calmund. Aber wenn ich mich so an meine Passagiere erinnere, dann kann das alles nicht stimmen. Meine Passagiere schienen zu glauben, dass der Mensch in etwa zwei Stunden verhungert. Deshalb packten die Lebensmittel ein, als gäb’s kein Morgen.
    Verboten ist das nicht. Es ist erstaunlich, aber nicht verboten, auch wenn man manchmal glaubt, bei uns wäre alles untersagt. Aber die Luftassis sind für die Security zuständig, nicht fürs Lebensmittelrecht, das darf man nicht verwechseln. Am besten, ich erzähle mal ein schönes Beispiel. Damit man sieht, dass Lebensmittel prinzipiell eigentlich nicht verboten sind.
    Ich stand am Gate C1, einem Transitgate, mit Regina. Leider. Wobei ich klarstellen möchte: » Leider« soll nicht heißen, dass Regina unfreundlich wäre oder hässlich. Im Gegenteil, Regina ist blond, sieht ganz flott aus. Da gibt’s garantiert Passagiere, die freuen sich, wenn sie von Regina kontrolliert werden. Und nicht nur wegen der Optik. Regina ist nett, aufgeweckt, gelegentlich charmant, also da gäbe es ganz andere Kolleginnen. Allerdings war Regina damals ganz frisch im Dienst, also jemand, den wir als Rookie bezeichneten.
    Der Begriff kommt aus dem US -Sportbetrieb, vor allem aus dem Football. Man könnte natürlich auch einfach » Anfänger« sagen, aber wir sind am Flughafen, wir sind im Luftfahrtgeschäft, und da geben die Amerikaner den Slang vor. Wenn die Amerikaner » Greenhorn« sagen würden, würden wir’s auch tun, aber sie sagen nun mal » Rookie«, also sagen wir natürlich auch » Rookie«. Und mit Rookies erlebt man manchmal Sachen, die will man nicht wirklich erleben.
    Wir standen also an diesem Zwischengate, und es passierte nichts. Wir waren nicht mal sicher, ob überhaupt noch wer kommen würde. Ein Großteil des Berufs des Luftsicherheitsassistenten besteht ja auch im Rumstehen. Manchmal ist man da so einsam auf seinen weiten Fluren, da glaubt man direkt, dass die Steuerung einen vergessen hat. Dass alle anderen schon daheim sind, und irgendwann mitten in der Nacht wacht einer auf und denkt sich:
    » Au scheiße, der Achim und die Regina stehen ja noch immer auf C1!«
    Vorgekommen ist es noch nicht, aber man fürchtet es manchmal, wenn mal wieder überhaupt nichts passiert. Aber dann sprang die Rolltreppe an.
    Eine anspringende Rolltreppe bedeutet Abwechslung. Irgendwer muss sie ja in Bewegung gesetzt haben, und den Irgendwer kann man dann kontrollieren. Die Rolltreppe ratterte und ratterte gemütlich vor sich hin, dann blieb sie stehen. Passagierzahl: null. Ich stand auf, ging zur Rolltreppe, sah hinunter. Nichts zu sehen.
    Also schlappte ich wieder zurück zu unserem Tisch. Und wie ich da ankomme und mich gerade hinsetze, springt die Rolltreppe wieder an.
    Regina sah mich an, ich sah sie an. Diesmal blieb ich sitzen. Allerdings kam jetzt was. Wir sahen, wie auf der Rolltreppe erst ein Leopardenmützchen auftauchte, unter dem sich ein schwarzer, faltiger Kopf befand. Neben dem Kopf tauchte eine Art Kopfputz auf, turbanartig, aber ausladend und prächtig, dunkelblau, tiefschwarz und golden gemustert, auf einem Frauenkopf, gleichfalls tiefschwarz, gleichfalls faltig. Der Rest der Kleidung konnte mit den beeindruckenden Hüten nicht ganz mithalten. Das Leopardenmützchen trug einen dunkelblauen, stark abgenutzten Anzug, der Turban irgendwas Schwarzes. Die Klamotten hatten sicher schon mal würdevoller ausgesehen, das Paar selbst sah aus, als wären sie zusammen 250 Jahre alt. Und entsprechend kämpften sie

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