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"Die Bombe is' eh im Koffer"

"Die Bombe is' eh im Koffer"

Titel: "Die Bombe is' eh im Koffer" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Lucchesi
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besetzt«. Vorgesehen ist sogar der seltene Fall, dass der Luftsicherheitsassistent das kyrillische Alphabet beherrscht. Alle anderen sehen beim fünften Sprachvorschlag nur:

    Aber das kann man dann natürlich immer noch einfach ablesen. Es hilft freilich, wenn man kleinere Detailkenntnisse mitbringt, etwa von der Art, dass das » B« am Anfang als » W« gesprochen wird oder die kleinen Ypsilons als » u«. Aber wenn man sich daran hält, weiß das Gegenüber sofort, was man meint, mit ein bisschen Glück wenigstens, weil leider nicht dabeisteht, in welcher Sprache man gerade radebrecht, ob Russisch, Griechisch, Bulgarisch oder sonst was, das kyrillische Alphabet benutzen schließlich mehrere Länder. Aber wie dem auch sei: Wer so clever an die Details denkt, der hat natürlich auch eine Regelung für den Umgang mit Urnen.
    Wird bei der Luftsicherheitskontrolle eine Urne aufgespürt, so ist laut Betriebshandbuch §5 Luftsicherheit durch den EL oder die ZBL die LEZ der BP ol anzurufen. Also, durch den Einsatzleiter vor Ort ( EL ) oder durch die Zentrale Betriebsleitung Luftsicherheit ( ZBL ) die Lage- und Einsatzzentrale ( LEZ ) der Bundespolizei ( BP ol). Die legt dann das weitere Vorgehen fest. In diesem Fall somit: die BP ol.
    Judith winkte also dem Einsatzleiter und sagte zu dem Rentner.
    » Einen kleinen Augenblick, bitte.«
    » Hä? Na, wenn Se meinen…«
    Eigentlich war hier schon ein gewisser Groll vorprogrammiert. Ist ja auch gewagt. Kaum jemand weiß besser als ein deutscher Rentner, dass die Ankündigung » einen kleinen Augenblick, bitte« nichts Gutes bedeuten kann. Es dauert schon mal ein bisschen, bis der Einsatzleiter das Winksignal sieht und kommt. Und so lange geht an der Kontrollstelle nichts voran.
    » Wat is denn nu?«
    » Es dauert noch einen kleinen Moment.«
    » Is mitter Omma irjendwat nich im Reinen?«
    Das Schöne an so einem Vorgang ist, dass in dieser Zeit alles stillsteht. Da kann sich dann auch der Sonder mal hinstellen und relativ ruhig zugucken, wie die Geschichte ihren Fortgang nimmt. Wie die Kollegen an den Nebengeräten neugierige Seitenblicke werfen. Und wie dann mit strengem Schritt der Einsatzleiter kommt.
    Judith brachte ihn kurz und leise auf den neuesten Stand:
    » Mann. Urne. Oma drin.«
    Die Informationen rasselten durch ihn hindurch wie Münzen durch einen Automaten. Das war ganz unterhaltsam zu beobachten.
    Mann.
    Urne.
    Oma.
    Prompt warf der Einsatzleiter die richtige Lösung aus: Erst telefonieren. Dann den Passagier informieren.
    » Sie können Ihre Sachen wieder an sich nehmen. Alles bis auf die Urne. Die müssen wir gesondert untersuchen. Aber wir haben bereits die Bundespolizei verständigt, die kümmert sich dann darum.«
    » Ja, wat denn? Bundespolizei?«
    » Das ist so Vorschrift…«
    » Die Omma tut doch nix mehr! Um wat jeht dat hier übahaupt?«
    » Nein, aber trotzdem…«
    » Oder müssen Se kucken, ob die früher wat anjestellt hat?«
    Das wurde ja immer unterhaltsamer. Eigentlich fehlten jetzt nur noch ein Kaffee und ein Zigarettchen.
    » Das sind die Sicherheitsvorschriften…«
    » Dat war ’ne liebe alte Frau. Die hat vielleicht mal’n Huhn totjemacht, aber sonst…«
    » Das ist hier die ganz normale Vorgehensweise, da kann Ihre Frau Großmutter gar nichts dafür…«
    » Nee, da haben Sie Recht, dat war nach’m Krieg, da haben dat alle jemacht. Et gab ja sonst nix!«
    » Nein, natürlich…«
    Es war richtig schade, dass die Bundespolizei so früh eintraf. Auch sie wurden informiert.
    Mann.
    Urne.
    Oma.
    Klickklickklick.
    Bing!
    EGIS -Test.
    » Ja, wat denn noch? Wer isn der Egis? Hat der hier och wat zu sagen? Oder wat isset?«
    » Ein Prüfgerät. Da passiert Ihrer Frau Großmutter gar nichts.«
    » Gar nichts?«
    » Nein. Wir überprüfen nur, dass in der Urne kein Sprengstoff ist.«
    » Nä! Wat de nich sachs! Na wenn et denn sein muss.«
    » Es muss.«
    » Früher, als die Omma noch jünger war, da isse schon mal öfters explodiert. Aber jetz inne Urne, dat kann ick mir nich vorstellen…«
    » Es ist eben Vorschrift…«
    » Kucken Se doch mal rin! Wat soll denn da noch hochjehen, bei dem Aggregatzustand?«
    Er begleitete die Polizisten, was auch ganz hilfreich war. Ich hatte nämlich bereits einen leichten Krampf im Gesicht. Man muss schon optisch seriös bleiben, das macht sich nicht gut, wenn die Fluggäste den Eindruck bekommen, dass sie hier veralbert werden. Aber beinahe wäre mir dann doch noch was rausgerutscht. Er kam nämlich

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