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"Die Bombe is' eh im Koffer"

"Die Bombe is' eh im Koffer"

Titel: "Die Bombe is' eh im Koffer" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Lucchesi
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deshalb gab, weil er noch so frisch im Dienst war– sonst wäre er gleich rausgeflogen. Wie Jupp.
    Obwohl ich den Fall von Jupp nie so richtig nachvollziehen konnte. Jupp war ein richtiger Schrank von einem Schrank, ein Quadratschrank sozusagen. Über zwei Meter groß, Bud Spencer war ein Hänfling gegen ihn. Eigentlich hatte Jupp Archäologie studiert, um eines Tages Saurier auszubuddeln, aber gerade noch rechtzeitig war ihm dann die Liebe dazwischengeraten. Jupp hatte eine Frau mit Kind gehabt, hatte als Klempner gearbeitet, sich ein Häuschen gekauft, und die Welt war so richtig schön und heil, bis es eines Tages an der Tür klingelte. Die Polizei stand draußen und teilte Jupp mit, dass es einen Unfall gegeben hatte, und dass Frau und Kind tot waren. Daraufhin hat Jupp eine ziemliche Zeit lang ziemlich viel gesoffen. Doch als ich ihn kennenlernte, lag das lang hinter ihm. Er hatte sein Leben gerade wieder ganz ordentlich in den Griff bekommen. Er war trocken, er hatte die Saurier wiederentdeckt, und er hatte den Job als Luftsicherheitsassistent am Flughafen. Bis der Realtester kam.
    Jupp hat ihn ordentlich abgesucht und etwas Seltsames in seiner Achselhöhle gespürt. Und daraufhin hat er etwas gesagt wie:
    » Na, was haben wir denn da?«
    Worauf der Realtester mit der einen Hand ans Jackett griff und mit der anderen darunter.
    Um es gleich zu sagen: Sollte man besser nicht machen als Passagier. Das lernt man ja auch in jedem drittklassigen US -Krimi. Selbst, wenn da nur eine Brieftasche ist. Wenn etwas Verdächtiges unter dem Arm hängt, soll man nie danach greifen, weil es nervöse Beamte um einen herum gibt, die befürchten, dass da wunder was drunter wäre, und die möchten nicht, dass man wunder was unter dem Arm hervorzaubert, zum Beispiel eine 38er Smith & Wesson. Man soll dann nicht sagen » Moment, ich hol’s mal raus!« oder » Ach das, das sind drei Playmobilmännchen von meiner Tochter«, man soll überhaupt die Finger davon lassen und den Untersuchenden selbst nachsehen lassen. Weil das Gefährlichste in diesem Augenblick die Angst des Untersuchenden ist. Sich vor nervösen, bewaffneten US -Polizisten ins Jackett zu greifen ist eine der aussichtsreichsten Suizidmethoden, die es derzeit gibt. Und nun war Jupp zwar nicht bewaffnet. Aber dennoch gefährlich.
    Man muss sich den Tester als einen Mann von gut siebzig Kilo vorstellen. Und obwohl Jupp locker das Doppelte wog, war er auch doppelt so schnell. Er drehte dem Tester blitzartig die Arme auf den Rücken und drückte ihn mit seinem ganzen Körpergewicht auf den Nachschautisch. Der Mann schrie auf: » Ich bin Polizist! Das ist ein Realtest!« Aber da war es schon zu spät. Der Tester hatte ein blaues Auge, eine kräftige Rippenprellung und weigerte sich in der nächsten Zeit hartnäckig, nochmal irgendjemanden zu testen. Das Bittere war: Jupp bekam eine Abmahnung. Begründung: Er hätte erst mal abwarten müssen. Und kurz darauf haben sie ihn gefeuert. Kapiert habe ich das bis heute nicht.

Der Duft der großen weiten Welt
    Die größte Entfernung, über die hinweg ich einen Menschen gerochen habe, dürfte so etwa bei sieben, acht Metern gelegen haben. Ich war als Sonder eingeteilt, und ich konnte ihn schon von jenseits des Kontrollbereichs, von jenseits der Glasscheibe riechen. Er roch gar nicht gut.
    Der Mann war ein Scheich, er trug den weißen Burnus, er trug das traditionelle Kopftuch mit der Kordel um die Stirn, und er reiste in Begleitung seiner schätzungsweise zwanzigköpfigen Familie. Er war alt, er saß im Rollstuhl, einer seiner Söhne schob ihn, aber es war absolut klar, dass er noch immer das Sagen in seiner Familie hatte. Nur nicht mehr bei seinem Körper. So, wie er roch, beherrschte er keine seiner Körperöffnungen mehr. Und in der Familie wurde derlei offenbar auch nicht offen diskutiert. Er wirkte durchaus, als hätte er sich ein bis zwei Dutzend Pflegekräfte leisten können, aber das kam wohl erst infrage, wenn der schiebende Sohn bewusstlos umfiel. Die Familie verzog keine Miene: » Riechen Sie was?«, sagten ihre Gesichter. » Also wir riechen nichts. Vielleicht ist mit Ihrer Nase was nicht in Ordnung.«
    Was in meinem Fall sogar stimmt. Mit meiner Nase ist wirklich was nicht in Ordnung. Gott sei Dank.
    Ich habe einen für meinen Job unbezahlbaren Vorteil: Ich bin Synästhetiker. Synästhetiker haben einen kleinen, aber mitunter wertvollen Dachschaden: Sie haben mehrfache Empfindungen, wo andere Leute nur eine haben. Das

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