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"Die Bombe is' eh im Koffer"

"Die Bombe is' eh im Koffer"

Titel: "Die Bombe is' eh im Koffer" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Lucchesi
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ist.
    So ist es aber nicht.
    Der Bergwanderschuh geht gerne Hand in Hand mit der Bügelfalte.
    Das glaubt man nicht, wenn man es nicht selbst gesehen hat: Businessanzug, Bügelfalte, und drunter der Bergschuh. Oder Designer-Jeans, schickes Hemd, gegelte Haare– und unten die verranztesten Bergwanderschuhe, die man sich nur denken kann. Das sind Schuhe, mit denen verstößt man gegen jedes Kriegswaffenkontrollgesetz. Und man fragt sich: Warum haben solche Leute, die ja ansonsten über eine tadellose Garderobe verfügen, ausgerechnet bei einer Flugreise keine anderen Schuhe an? Antwort: Wegen des Gewichts. Gute Bergstiefel wiegen bis zu einem Kilo. Und wenn der Koffer zu schwer ist, muss man extra zahlen. Also packen die Wandervögel die leichten Leinenturnschuhe in den Koffer, und die dicken Stinkbomben liefern sie uns an. Gerade die Engländer, die mit großer Freude und in großer Zahl aus ihrem kleinbergigen Land zum Wandern bei uns einfliegen. Und da führt dann kein Weg an der Wolke vorbei, Stiefel sind erstklassige Verstecke, die müssen in 99,999 Prozent der Fälle runter.
    Anders als die niedliche Skandinavierin zeigen die Wanderer auch keine Reue. Wer viel wandert, der viel stinkt, und das gilt auch umgekehrt, also runter mit den Lederklumpen und stolz in die Runde geschaut, als würde sich aus dem gesammelten Mief der Höhenmeter eine Wolke in Form des Mount Everest bilden. Mann, Mann, Mann. Aber gut, da hat die ganze Angelegenheit immerhin noch ein halbwegs nachvollziehbares Motiv. Das ist ja nicht selbstverständlich.
    Ich kann die Fälle kaum aufzählen, in denen Leute bei mir auftauchten, die einfach rochen, als hätten sie eine Woche lang nicht mehr geduscht. Wo sofort klar war: Da ist kein Malheur passiert, das sind keine Hygieneprobleme, die mal auf einer langen Reise entstehen können– diese Menschen riechen einfach immer so. Und der Sonder, der da an dem schweißfeuchten, seit Tagen nicht gewechselten Hemd entlangtastet, der kann dem Herrgott danken, dass er nur der Kontrolleur dieses Passagiers ist und nicht sein Internist oder Zahnarzt. Und das zieht sich durch alle Bevölkerungsschichten. Der Passagier kann wie ein Arbeiter aussehen, wie ein Lehrer oder wie ein Siemens-Manager.
    Ich muss sogar sagen, dass mir diese Leute immer noch lieber waren als diejenigen, die glauben, sie hätten einen genialen Ersatz für Körperpflege gefunden: Der besteht dann darin, dass man über den ganzen Schwiemeldunst ein Zahnputzglas Parfüm kippt. Auch diese Kandidaten findet man in absolut jeder Gesellschaftsschicht. Der Unterschied zeigt sich hier lediglich darin, ob einer dafür zu Davidoff greift, zu Tabac Original oder irgendeiner Kanisterware aus dem Netto-Markt. Man stirbt nicht durch Gestank, heißt es ja oft, aber ich kann versichern: In solchen Momenten ist man zumindest kurz davor.
    Andererseits: Geruch gehört zum Geschäft, so wie Rempeleien zum Eishockey. Und er wird auch eingesetzt, als Kampfmittel. Meine Kollegin Judith etwa hat sich mal furchtbar über eine Kontrolle aufgeregt, bei der sie eine orientalische Dame untersucht hat.
    Die Dame, sagte sie, habe einen Mantel getragen, und als sie den zurückschlug, sei unter den Armen eine derartige Wolke hervorgequollen, dass einem sofort schwarz vor Augen wurde. Aber Judith, die tapfer sondete, stellte fest, dass die Dame im Besitz eines BH -Portemonnaies war. Das ist bei orientalischen Frauen nicht ungewöhnlich, die transportieren gerne Schmuck und kleinere Geldbeträge im Büstenhalter, wo es ihrer Meinung nach wohl am sichersten ist. Das BH -Portemonnaie ist jedoch immer auch ein Anhaltspunkt, dass da mehr sein könnte. Also, sagte Judith, hätte sie die Achselwolke in die Kabine gebeten. Was olfaktorisch gesehen eindeutig ein Fehler war.
    Tatsächlich, sagt sie, wäre auch aus den südlichen Regionen ein absolut unerträglicher Dunst gestiegen. Was Judith aber nicht abschreckte, denn Judith ist ’ne Gute. Und deshalb hat sie hinter der Dunstwolke auch eine seltsame Wölbung im Slip gesehen und gefragt, worum es sich dabei handelte.
    » Operation! Operation!«
    Das sei aus zwei Gründen unglaubwürdig gewesen, sagt Judith. Erstens gab es keinen Chirurgen, der in diesem Mief länger als zwei Minuten bei Bewusstsein geblieben wäre. Und zweitens guckte links aus dem Slip deutlich eine Plastiktüte hervor. Und in dieser Plastiktüte steckten 20 000 Dollar. Es stellte sich heraus, dass die Dame als Geldkurier unterwegs war. Und die mangelnde

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