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"Die Bombe is' eh im Koffer"

"Die Bombe is' eh im Koffer"

Titel: "Die Bombe is' eh im Koffer" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Lucchesi
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Wasserstoffbombe. Nein, der beste Schutz, den wir in Deutschland gegen den Terrorismus haben, ist die Entfernung.
    Das klingt zynisch, ist aber einfach so: Warum soll man sich auf den mühsamen Weg nach Deutschland machen, wenn man sich vor jeder Polizeiwache im Irak oder auf jedem Marktplatz in Afghanistan genauso gut in die Schlagzeilen und ins Paradies sprengen kann? Da gibt es weniger Kontrollen, man muss weniger vorbereiten, all das ist auch viel weniger anstrengend und, wenn ich richtig informiert bin, gibt’s von Allah für Auslandseinsätze auch keine Jungfrauenzulage. Deswegen explodiert dort auch dauernd was und bei uns bislang immer noch recht selten. Terroristen, vor allem die Planer hinter ihnen, sind effizient. Das konnte man nach den Warnungen im Herbst/Winter 2010 in allen Zeitungen lesen: Der Terrorist gibt 3000 Dollar aus, um ein verdächtiges Paket aus dem Jemen zu versenden. Er kriegt seitenweise Platz in den Zeitungen, die beste Sendezeit im Fernsehen, ARD -Brennpunkte ohne Ende, und die Flughäfen verschärfen ihre Kontrollen für mehrstellige Millionensummen. So einfach und billig kann Terrorismus sein. Und deswegen gibt’s auch keine garantierte Sicherheit.
    Tut mir leid, dass ich da nichts Erfreulicheres sagen kann. Obwohl: In einem Fall kann ich es doch. Nämlich all den Leuten, die es doof und gemein fanden, dass man jetzt eine Gruppe von Menschen unter so eine Art Generalverdacht stellt: die orientalisch aussehenden jungen Männer. Für die kann ich umgekehrt auch mal eine Lanze brechen.
    Denn von diesen Männern arbeiten viele auch bei der Luftsicherheit. Jedenfalls in Frankfurt. Da sind sehr, sehr viele Ostdeutsche beschäftigt, vielleicht zu einem Drittel– und genauso viele Türken und Menschen aus dem Nahen Osten. Tag für Tag machen sie dort ihren Job, zuverlässig und nach besten Kräften.

Die Lagerhalle der Besserverdienenden
    Normalerweise arbeitet man keine acht Stunden am Stück am selben Platz. Die Ausnahme ist GAT , das General Aviation Terminal, aber das liegt daran, dass das GAT so weit draußen liegt. Wenn man zum GAT eingeteilt wird, nimmt man die weibliche Kollegin, die einem zugeteilt wurde, und dann lässt man sich hinkutschieren. Man ist zwei, drei Kilometer unterwegs, das kann ganz romantisch sein. Zum Beispiel, wenn der Frankfurter Flughafen mal wieder so eingeschneit ist, dass alles zusammenbricht, vor allem die Nerven der Lufthansa, die dann wieder staunt, wie sich doch die Fraport jedes Jahr aufs Neue vom listigen Schnee überraschen lassen kann. Wenn das Abtaumittel ausgeht oder die Räumgeräte nicht mehr zurechtkommen und die Flüge ausfallen wie Milchzähne. Abgesehen davon ist es aber, das kann man gar nicht genug betonen, wirklich recht romantisch, wenn man so durch die hessische Taiga fährt, an den eingeschneiten Jets vorbei. Je nach Flugverkehr, der selbstverständlich Vorfahrt hat, dauert die kleine Reise zehn bis fünfzehn Minuten. Deshalb wäre es auch völlig uneffizient, da mehrfach am Tag hin- und herzufahren. Und obwohl wir sonst recht viel Ineffizientes machen, tun wir es in diesem Fall mal nicht: Wer also mit seiner Schicht am GAT anfängt, beendet sie auch dort.
    Das GAT klingt ja eigentlich recht unscheinbar. » General Aviation«, das hört sich an wie » Allgemeine Luftfahrt« und hat einen Beigeschmack von Lagerhalle. So sieht das GAT von außen auch aus: unscheinbar. Tatsächlich aber ist das der Frankfurter Flughafen für Reiche. Also für die Leute, denen der New-York-Flug erster Klasse für 8000 Euro nicht angemessen genug ist. Diese Leute haben eigene Maschinen. Lear-Jets, Beechcrafts, so was in der Richtung, aber natürlich nicht nur diese kleinen Zubringermaschinen, sondern das Ganze in langstreckentauglich. Klingt wie ein ziemlicher Luxus, die meisten der Besitzer würden das aber nicht so sehen.
    Wenn man sie fragte, würden sie sagen, dass sie dadurch wertvolle Zeit sparen, und in dieser Liga ist Zeit das Allerwertvollste, was es gibt, weil da in jeder Sekunde Millionen gemacht werden. Das ist schwer vorstellbar, aber da muss man sich nur mal den mächtigen Medienmanager M. ansehen, der da auch gerne mal einfliegt. Dann steht seine Maschine fünfzig oder hundert Meter vom Terminal entfernt, da könnte man schon hinwinken oder rüberrufen, da habe ich selbst gesehen, wie sich der Herr M. selbst über diese fünfzig oder hundert Meter mit einem kleinen Shuttlebus fahren ließ. Ich gehe mal davon aus, dass er in den gesparten

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