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"Die Bombe is' eh im Koffer"

"Die Bombe is' eh im Koffer"

Titel: "Die Bombe is' eh im Koffer" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Lucchesi
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HerrnBecker
    Eine Woche nach unserem letzten Treffen begegneten wir uns wieder. Es war dasselbe Gate vor dem Flug nach London, wie beim letzten Mal, ich war wieder an der Personenkontrolle. Inzwischen war ich selbst ganz gut von meiner Berührungsangstlosigkeit geheilt. Ich sah ihn schon an der Kontrolle stehen.
    » Nee, nicht schon wieder«, murmelte ich zu den Kollegen, » kann nicht mal wer anders…?«
    Aber die Kollegen waren zäher im » Nöö«-Sagen. Irgendwann ist der Passagier da, und es bleibt einem nichts anderes übrig, als hinzugehen. Diesmal, dachte ich, versuche ich’s mit einem flotten Spruch. Vielleicht hatten wir ja einfach nur Pech gehabt oder falsch angefangen. Ich startete mit:
    » Sie schon wieder!«
    » Was soll denn das jetzt heißen?«
    » Ein Scherz. Ich meinte ja nur, nur dass ich Sie schon mal hier getroffen habe.«
    » Na, dann müssen Sie mich ja nicht mehr kontrollieren.«
    Ich seufzte.
    » Herr Becker, ich muss jeden kontrollieren.«
    Und dann rutschte mir leider was raus:
    » ’n Promi-Bonus will er auch noch…«
    Ich hatte es nur ganz leise gesagt, mehr so zu den Kollegen, mehr gedacht fast als gesagt, aber gerade unsere Tennisasse hören ja auch die Feinheiten. Ob der Filzball auf dem Rasen aufkommt oder dabei die Linie streift.
    » Was war das? Holen Sie mal sofort Ihren Vorgesetzten.«
    » Der bin ich selber.«
    » Sie?«
    » Ja. Ich. Ich bin hier für das alles zuständig.«
    Das entsprach zwar nicht so ganz den Tatsachen. Aber ich wollte schließlich auch nochmal fertig werden.
    » Bitte mal die Arme heben, Herr Becker.«
    » So bin ich ja noch NIE behandelt worden!«
    Damit, fand ich, waren wir quitt, rein schwindeleienmäßig, weil: Letztes Mal hatte ich ihn ja genauso abgetastet. Aber irgendwas fehlte da noch.
    » Nicht so fest!«
    Richtig.
    » Das war doch nicht fest!«
    » Doch! Seh’ ich etwa aus wie ein Terrorist?!«
    » Das war’s doch schon, Herr Becker.«
    Aber irgendwie schien er es jetzt bei uns ganz behaglich zu finden. Er ging einfach nicht.
    » Unverschämtheit, was man sich hier bieten lassen muss.«
    Ich versuchte zu erraten, was als Nächstes kommen würde, und legte mich dabei auf zwei Optionen fest. Eine gute Lösung fand ich:
    » Ich fliege bald wieder nach Florida. Wissen Sie, wie anstrengend ein Transatlantikflug ist?«
    Doch mein Favorit wäre gewesen:
    » Gleich kommt meine Assistentin, wir haben ganz wenig Zeit, wir müssen bis London ein Kind zeugen, aufziehen und einschulen.«
    Aber irgendwie schien Boris heute seinen Text nicht zu können. Er sagte nur:
    » Frechheit!«
    Er wirkte recht down.
    Also ging ich zu ihm, klopfte ihm locker auf die Schulter und sagte aufmunternd:
    » Bis zum nächsten Mal.«
    » Also– das wird ein Nachspiel haben! Darauf können Sie sich verlassen. Das! Wird! Ein! Nach! Spiel! Haben!«
    Es hatte aber keins.

Wie Terroristen wirklich aussehen
    An dieser Stelle ist eine kleine Entschuldigung fällig. Keine riesige, bei der man zu Boden fällt und sich Staub in die Haare rieseln lässt wie ein griechischer Sagenkönig, aber eben schon eine kleine Entschuldigung. Und zwar gilt sie all jenen, die sich immer beschwert haben, weil sie untersucht würden, obwohl sie ja wohl nicht wie Terroristen aussähen. Meine Kollegen und ich haben immer so getan, als wäre das völliger Blödsinn, weil vor dem Luftsicherheitsassistenten alle Leute gleich gefährlich aussähen.
    Also gut: Es ist nicht so.
    Oder wenigstens nicht ganz.
    Es stimmt schon, dass für uns niemand harmlos aussieht.
    Doch es stimmt auch, dass einige noch weniger harmlos aussehen als andere.
    Es gibt ein bundespolizeilich abgesegnetes Vorurteil, wie Terroristen aussehen. Oder zumindest häufig aussehen. Weshalb ich auch ziemlich verblüfft war, als Ende 2010 alle aufgeschrien haben, als der Chef des deutschen Flughafenverbands vorschlug, man solle ein Profiling nach dem Vorbild der Israelis machen. In einem gewissen, sinnvollen Umfang wird es längst praktiziert. Ich darf nur leider nicht verraten, wie das aussieht. Aber das muss kein Grund zur Enttäuschung sein, denn mit ein bisschen gesundem Menschenverstand kommt da jeder selbst drauf.
    Man muss sich ja nur in die Rolle der Polizei versetzen. Dann setzt man eine Liste der letzten großen Attentate auf und guckt sich die Bilder der Attentäter an. Na, und wenn man dann feststellt: Vor fünf Jahren gab’s ein Attentat, da schielte der blonde Bombenleger und trug ein grünes Mützchen, vor drei Jahren war der

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