Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
"Die Bombe is' eh im Koffer"

"Die Bombe is' eh im Koffer"

Titel: "Die Bombe is' eh im Koffer" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Lucchesi
Vom Netzwerk:
eine wirklich freundliche. Der Kollege und auch ich, wir konnten den Gag nicht mitspielen, wir konnten keine Bombenwitze reißen, weil der Typ dann auch weitergemacht hätte. Also trat ihm mein Kollege verbal vors Schienbein, und für einen Tritt vors Schienbein war das nun wirklich immer noch ausgesprochen sanft.
    Aber er checkte es einfach nicht.
    » Als wenn ihr die Bombe von einem echten Terroristen finden würdet…«
    Ruckzuck ist der Alarm ausgelöst. Dann schwenken die Kameras der Steuerungszentrale zu uns, wir sind alle schön im Film, und damit gibt’s auch überhaupt keinen Spielraum mehr für niemanden. Wenn die Kamera filmt, läuft alles supervorschriftsmäßig ab. Ich sage das nur für den Fall, dass einige Leser hoffen, der Typ hätte sich jetzt noch herausreden können. Es kann ab hier kein Happy End mehr geben, bei dem sich alle herzlich lachend auf die Schultern klopfen.
    Natürlich fragten die Polizisten nach dem Sachverhalt.
    Und natürlich sagte der Blonde, er habe einen Scherz gemacht.
    Und natürlich wussten alle Beteiligten, dass er allerhöchstwahrscheinlich die Wahrheit sagte.
    Wenn aber nicht?
    Also nahmen die Cops ihn vorübergehend fest. Er hat seinen Flug verpasst, und er konnte noch von Glück sagen, dass er kein Reisegepäck dabeihatte. Denn wenn das schon im Flugzeug ist, hilft es wenig, wenn man nur ihn dabehält. Dann muss man das gesamte Reisegepäck aus dem Flugzeug holen, seinen Koffer suchen, und in dieser Zeit kann die Maschine nicht starten.
    Wenn man Glück hat, deckt die Haftpflichtversicherung die entstehenden Kosten in puncto Schadensersatz. Da kann allerhand zusammenkommen, allein schon an Parkgebühren laufen beim Rumstehen eines Flugzeugs am Flughafen 1500 Euro pro Stunde auf. Strom und Sonstiges gehen extra.
    Der Vorteil einer Festnahme ist, dass während der folgenden Viertelstunde die Passagiere alle lammfromm sind. Das ist Wahnsinn, die sind wie die Engel. Keiner nölt rum, niemand grinst mehr, alle sind stumm. Sogar die Schweizer. Und die ganzen kleinen Kevins und Heinz-Svens, die immer durch die Gegend wuseln, die werden sofort an die Seite ihrer Eltern geholt.
    » Ludmilla, du kommst so fort hierher!«
    Auch erstaunlich. Da kann die nachgiebigste Mutter der Welt in der Schlange stehen, der die Kinder sonst ständig auf der Nase herumtanzen, völlig egal: Auch die findet in diesem Moment den einen Tonfall, bei dem die kleine Ludmilla in Lichtgeschwindigkeit mucksmäuschenstill neben ihr steht.
    Manchmal juckte es mich schon, einfach mal zu sagen:
    » Na, Jungs, wir haben heute doch schon ’ne Bombe gefunden. Jetzt mal wieder schön lustig alle miteinander!«
    Aber ich hab’s mir dann doch verkniffen.

Nazi bei der Arbeit
    Es gibt unterschiedliche Arten, den Dienst zu beginnen. Es gibt die Tage, an denen man an einer verwaisten Kontrollstelle eintrifft, sich gegenseitig untersucht und dann wartet, bis einem die Füße pelzig werden. Es gibt die Tage, in denen die Kundschaft bereits Schlange steht wie im Winterschlussverkauf um neun Uhr morgens vorm Kaufhof. Es gibt Tage, da findet man bei den ersten fünfzig Passagieren nichts, gar nichts, nicht mal eine Büchse Cola, da möchte man aufstehen und sagen: » Wisst ihr was, Jungs? Ihr macht das so super, ihr braucht uns heute nicht, ihr kommt auch alleine klar.«
    Und dann gibt es die Tage, da tritt durch die Torsonde als Allererstes ein klapperdürres Männlein, dessen Alter sich nur noch mit der Radiokarbonmethode feststellen lässt. Und die Torsonde blinkt wie das Quiztaxi von innen. Das sind die Tage, an denen man eigentlich sofort rückwärts rausgehen sollte aus seiner Kontrollstelle, den Gang entlang bis zum Ausgang, immer schön rückwärts, dann in die S-Bahn, dann raus und sofort wieder ins Bett, die Decke über den Kopf und beten, dass der Tag vorbeigeht.
    Aber dafür wird man natürlich nicht bezahlt.
    Bekleidet war er mit einer viel zu weiten Gabardinehose, mit der er vermutlich seit den sechziger Jahren viele langweilige Abenteuer erlebt hatte. Über der Hose flatterte ein ebenfalls viel zu weites Kunststoffhemd derselben Ära. Es war möglich, dass im Deutschen Textilmuseum in Krefeld noch ein weiteres Exemplar dieses Hemds lagerte, aber wahrscheinlich war es nicht. Den interessanten Eindruck vervollkommneten riesige nagelneue Wanderschuhe. Sie verliehen seinem Gang eine Leichtfüßigkeit, die zuletzt nur der große Boris Hansoff erreicht hatte. So um 1931, in » Frankenstein«.
    Ich machte mir erst

Weitere Kostenlose Bücher