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Die Boten des Todes

Die Boten des Todes

Titel: Die Boten des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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Sekretär in England. Sir Everett d’Allingcombe. Sein Whisky
war hervorragend.«
    »Eine Hochstaplerkarriere, wie ich
sehe.«
    »Jawohl, Madame. Aber ich bin auf dem
Wege der Besserung.«
    »Verheiratet?«
    »Nicht. Heiraten sollte man erst nach
abgeschlossener Ausbildung.«
    Frau Ada fuhr langsamer. Als sie
weitersprach, lächelte sie nicht mehr.
    »Hören Sie, Stasi. Wir sind allein in
unserem Haus und hätten sowieso Personal gebraucht. Aber — daß Sie zu uns
kommen, hat noch einen anderen Grund.«
    Stasi sah sie mit höflicher
Aufmerksamkeit an.
    »Bei uns sind einige merkwürdige Dinge
passiert — unheimliche und gefährliche Dinge - so, daß schon die Polizei
eingeschaltet werden mußte.«
    »Aha«, sagte Stasi.
    »Mein Mann wird Ihnen alles erzählen.
Ich wollte Sie nur etwas vorbereiten.«
    »Ich danke Ihnen sehr, Madame.«
    Frau Ada bremste. Das Tor war weit
geöffnet. Sie fuhr bis in die Garage. Stasi sah den großen, schwarzen Wagen mit
Entzücken. Ada zog die Handbremse mit energischem Ruck an und drehte den
Zündschlüssel. Der Motor schwieg.
    Ihr Lächeln war wieder da, als sie sich
Stasi zuwandte. »Nous voilà, Monsieur. Da, das ist der, den Sie fahren dürfen.«
    »Den hatte nicht einmal Sir Everett.«
    »Kommen Sie! Wir wollen gleich zu
meinem Mann gehen.«
    Stasi zog seine Koffer hervor. Im
stillen hoffte er, daß der Weg nicht zu weit sein würde. Die Koffer waren aus
verschiedenen Gründen ziemlich schwer. Ada ging schnell. Herr La Verne atmete
etwas hastiger, als das Haus in Sicht kam.
    Ada wandte sich um. »Casa Sasso
quadrato! Ich hoffe, der Anblick...«
    Ihre Stimme brach ab. Stasi fuhr
zusammen. Seine Hände krampften sich um die Griffe der Koffer.
    Im Hause erscholl ein dumpfes,
donnerndes Krachen.
    Jemand hatte geschossen.
     
     
     

VI
     
    Die Koffer fielen polternd zu Boden.
Der junge Mann stürzte auf Ada van Noringen zu, bevor sie zusammenbrechen
konnte. Ihr Körper zitterte wie im Schüttelfrost. »Mein Mann«, flüsterte sie.
»Mein Mann.«
    Die Augen in dem totenblassen Gesicht
waren geschlossen. Zwischen den Wimpern glitzerten Tränen.
    Stasi führte sie behutsam zu seinen
Koffern. Einer war umgekippt. Er setzte sie vorsichtig darauf nieder. »Bleiben
Sie hier, bis ich wiederkomme!«
    Sie schien ihn nicht zu hören.
    Stasi stürzte auf das Haus zu. Er hatte
sich den Empfang auf Casa Sasso quadrato anders vorgestellt. Aber im Augenblick
war keine Zeit, darüber nachzudenken.
    Die Haustür war nicht verschlossen. Er
stand im Flur. Riß die nächste Tür auf, sie führte in einen großen Raum. Völlig
leer. Stasi rannte durch alle Zimmer.
    Mit keuchendem Atem sah er in die Bar,
dann hinaus auf die Terrasse. Er schien der einzige Mensch im ganzen Erdgeschoß
zu sein. Dann fiel ihm ein, daß sich der Hall des Schusses angehört hatte, als
wäre er aus den oberen Räumen gekommen. Er lief ins Obergeschoß und fing die
Suche von vorne an.
    Erste Tür: ein Fremdenzimmer, gemütlich
und aufgeräumt. Zweite Tür: wohl auch ein Fremdenzimmer, äußerst wohnlich.
    Tür drei jenseits der Treppe: ein
geräumiges, freundliches Bad mit Kacheln und Nickelarmaturen. Keine Waffe,
keine Leiche. Stasi riß die nächste Tür auf, die dicht neben der Treppe lag.
Nichts. Alles blieb still, bis auf sein Herz, das gegen die Rippen hämmerte.
    Der Mann, den er gesucht hatte, saß in
einem Lehnstuhl in einer Ecke des Raumes. In der anderen Ecke stand ein
eiserner Ritter mit erhobener Streitaxt.
    Über den Knien hielt Adrian van
Noringen ein altertümliches Gewehr mit dickem Lauf. Die Mündung zeigte auf die
Tür, durch die Stasi gekommen war. Der Mann rührte sich nicht. Seine Augen
waren geschlossen. Stasi lief lautlos über den Teppich. Er sah Herr van
Noringen aus nächster Nähe. Der weiße Kopf war unverletzt. Auch am Anzug kein
Blut und keine Schußwunde. Die Flinte auf dem Schoß schien ein Vorderlader zu
sein. Der Hammer des Zündschlosses ragte drohend über dem Lauf.
    Dann atmete Herr van Noringen. Der alte
Mann lebte.
    Herr van Noringen bewegte die Lippen.
»Ich schwöre, daß sie nicht geladen war!« flüsterte Herr van Noringen. »Ich
weiß es. Sie war nicht geladen gestern. Sie war nicht geladen.«
    »Herr van Noringen!« sagte Stasi.
    Es dauerte lange. Der alte Mann hob den
Kopf. Seine Augen öffneten sich unendlich langsam. Er sah einen großen jungen
Mann mit dunklem Haar und hellen Augen. Er atmete tief ein.
    »Anastasius La Verne«, sagte der junge
Mann. »Stasi.«
    Herr Adrian

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