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Die Boten des Todes

Die Boten des Todes

Titel: Die Boten des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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Sasso quadrato.
    Keine
Sorge. Ihr kommt auch dran!!
    Stasi merkte, wie Corrys Augen ihn von
der Seite ansahen. »Was ist das?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete er
langsam. »Aber ‘ne Mitteilung für die Köchin scheint es nicht zu sein.«
    Corry griff nach dem Zettel. Stasi
hielt ihre Hand fest, bevor sie ihn erreichen konnte. »Was ist?«
    »Nichts. Es gibt einen Herrn hier, der
wird sich dafür interessieren.«
    »Wieso sind Sie so komisch?« Stasi
schloß die Tür auf und öffnete sie weit. »Das hängt mit dem zusammen, wovon ich
Ihnen erzählen wollte. Aber zuerst muß ich diesen Koffer loswerden.«
    Corry sah mit großen Augen umher. Sie
ging hinter Stasi die Treppe hinauf.
    »Ich zeige Ihnen das Anwesen nachher«,
sagte er. »Diese niedliche Tür dort... dahinter wohnt Fräulein Natholm.«
    Sie traten ein. Stasi hob den Koffer
auf einen Stuhl. Corry klatschte in die Hände. »Fein!«
    »Macht es Ihnen etwas aus, daß ich
gegenüber wohne?«
    »Wo gegenüber?«
    Er deutete mit dem Daumen zur Tür. »Am
anderen Ende vom Flur. Hier auf der Ecke sind die Gemächer der Gnädigen. Drüben
ist die gleiche Suite nochmal, da wohnt unser Arbeitgeber. Ich hab’ mein Zimmer
neben ihm, damit ich höre, wie er hustet.«
    »Sie sind ziemlich respektlos für drei
Tage Dienst.«
    »Man muß früh genug vor der Entlassung
anfangen. Wenn Sie auspacken wollen... Ich kümmere mich schnell um das
Liebesbriefchen und kehre dann zurück.«
    Corry sah ihm kopfschüttelnd nach. Dann
klappte sie ihren Koffer auf. Sie hörte seine schnellen Schritte auf der
Treppe.
    Stasi öffnete die Haustür. Er warf
einen schnellen Blick in den Park, aber er sah nichts Verdächtiges. Der Zettel
bewegte sich etwas im Wind. Stasi nahm sein Taschentuch heraus und bedeckte
seine Fingerspitzen. Behutsam löste er die Heftzwecke und faltete den Zettel
zusammen, ohne seine Fingerabdrücke auf dem Papier zu hinterlassen. Er ging
zurück ins obere Stockwerk zu seinem Zimmer, legte den Zettel und die
Heftzwecke in die Schublade seines Nachttisches. Dann ging er zu Corry hinüber.
Das Zimmer war mit Kleidern übersät. Fassungslos sah er sich um. Corry
versteckte blitzschnell irgendwelche Unterwäsche im Schrank.
    »Junge, Junge«, sagte Stasi
erschüttert. »Die halbe Dior-Kollektion. Ich verzeihe dem Koffer.«
    »Ach, das bißchen«, erwiderte das
Mädchen. »Nicht der Rede wert. Es kommt noch ein Koffer per Spedition.«
    »Sie werden einen zweiten Schrank
brauchen«, sagte er und setzte sich. »Darf ich hierbleiben und zusehen?«
    »Nur wenn Sie mir erzählen, was Sie
erzählen wollten.«
    »Viel Freude wird es Ihnen nicht
machen.« Er zündete sich eine Zigarette an. »In diesem Haus ist etwas faul. Es
sieht aus, als ob jemand was dagegen hätte, daß die alten Herrschaften hier
einen friedlichen Lebensabend verbringen.«
    Corry blickte ohne Verständnis. »Wer
denn?«
    »Das ließ sich bis jetzt nicht
herausfinden. Die Fremdenpolizei ist es jedenfalls nicht. Es ist allerhand
häßlicher Spuk passiert... zum letztenmal, als ich gekommen bin. Und der Zettel
von unten gehört auch dazu.«
    »Was für Spuk?«
    »Angefangen hat es mit einem
Märchenbuch«, sagte er lächelnd, »aber die Einzelheiten wird Ihnen Herr van
Noringen selbst erzählen. Wir sind jedenfalls hauptsächlich dazu engagiert, die
Augen offenzuhalten. Die alten Herrschaften haben Angst. Und es scheint mir
wichtig, daß wir beide keine haben.«
    »Sie machen mir aber welche«, sagte
Corry. Sie streifte ein helles Leinenkleid über den Bügel. »Von Spuk stand
nichts in meinem Vertrag.«
    »In meinem auch nicht. Manchmal erfährt
man die Sonderleistungen erst hinterher. Brechen Sie nachher nicht zusammen,
wenn der Alte Ihnen seinen Vortrag hält. Wie ich ihn kenne, ist er sehr für
offene Worte und wird Ihnen jedes nächtliche Möbelknarren servieren. Laufen Sie
trotzdem nicht gleich davon. Sie müßten die ganzen Klamotten wieder einpacken —
und ich wäre tiefbetrübt, wenn ich Sie am Bahnhof wieder abliefern müßte.«
    Corry antwortete nicht.
    Er drückte seine Zigarette aus.
    »Nachdem Sie mir diese Bemerkung
verziehen haben, möchte ich mit der Führung durch das Museum beginnen. Wollen
wir?«
    Sie lächelte und nickte. Stasi fing auf
dem Boden an und führte sie dann durch das ganze Haus. Sie schien sehr angetan.
»So was müßte man haben, wenn man alt ist.«
    »Ich wäre nicht dagegen, es jetzt schon
zu haben«, antwortete Stasi. »Es ist die verdammte Ungerechtigkeit auf der
Welt,

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