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Die Boten des Todes

Die Boten des Todes

Titel: Die Boten des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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bedankt.«
    Stalacarro verbeugte sich. Er öffnete
die Tür. »Ach, Doktor«, sagte er, »etwas noch. Was werden Ihre nächsten
Schritte sein bezüglich des Nachlasses?«
    »Es ist vorgesehen«, erwiderte der
Anwalt steif, »zunächst das Privatkonto des Toten auf Frau van Noringen
überschreiben zu lassen. Ich fahre morgen mit ihr zur Bank.«
    Stalacarro erschien verwundert.
    »Morgen? Soso. Ist Frau van Noringen
denn schon imstande...«
    »Für das Notwendigste werden ihre
Kräfte reichen«, sagte Cigaglia. »Guten Tag.«
    »Arivederci, Hauptmann!« rief Irmela.
»Besuchen Sie mich mal! Sie sind so anregend!«
    Stalacarro schloß die Tür hinter ihnen.
Er blieb stehen und starrte die Klinke an.
    Der Bentley rollte ohne ein Geräusch
vor das Portal. Stasi zog die Bremse und drehte den Zündschlüssel. Er sprang
heraus, öffnete den hinteren Schlag.
    Frau Ada war sehr bleich. Sie trug ein
schwarzes Kostüm, einen Hut mit einem Halbschleier, keinen Schmuck. Stasi
stützte sie beim Aussteigen. Doktor Cigaglia kletterte auf der anderen Seite
hinaus und kam um den Wagen herum. Er ergriff Adas Arm. In der freien Hand trug
er eine achtunggebietende Aktenmappe.
    »Soll ich mit hineingehen, gnädige
Frau?« fragte Stasi.
    Frau Ada dankte mit einem gerührten
Blick. »Sehr lieb von Ihnen, Stasi. Es wird gehen. Unser guter Doktor hilft mir
schon.«
    Stasi verbeugte sich knapp. Er schloß
den Schlag. Cigaglia und Ada gingen mit langsamen Schritten auf den Eingang der
Bank zu. Stasi sah ihnen über das Dach des Wagens nach. Der Anwalt öffnete die
Tür. Frau Ada trat hindurch, er folgte ihr. Schwerfällig federte die Pforte zu.
    Stasi suchte sein Zigarettenetui und
das Feuerzeug. Er zündete sich eine Zigarette an und zog den Rauch tief in die
Lungen. Er blickte zum Portal, lächelte, öffnete den vorderen Schlag und setzte
sich wieder. Bedächtig streifte er die Asche von der Zigarette und lächelte
immer noch.
    In der Bank hatte Frau Ada mit ihrem
Begleiter die Schalterhalle erreicht. Cigaglia geleitete sie zu einem
Ledersessel. Er wechselte einige leise Worte mit einem der Herren hinter der
Barriere. Der Herr entfernte sich. Cigaglia wartete. Nach einer Minute kehrte
der Herr zurück. Erneutes Geflüster. Cigaglia schritt zu Frau Adas Sessel.
»Bitte sehr, gnädige Frau!«
    »Ach... das geht aber schnell!«
    Sie folgten dem Herrn mit gemessenen
Schritten. Der Fahrstuhl stieg angenehm langsam. Im oberen Stockwerk erreichten
sie nach wenigen Metern eine massive, lederbezogene Tür. Der stumme Begleiter
drückte auf einen Klingelknopf. Ein gläsernes Schild flammte auf. Der Herr
öffnete die Tür, verneigte sich, zog sich zurück.
    Der Bankdirektor war klein und
fröhlich. Man sah, daß er gern lachte, und er hatte allen Grund dazu, was sein
Vermögen betraf. Die ernste Haltung, die jetzt erforderlich war, bereitete ihm
Mühe. Er eilte auf Ada zu und küßte ihr die Hand. »Liebe, verehrte gnädige Frau...
mir fehlen die Worte! Vergeben Sie mir! Dieser Verlust...«
    Er brach ab. Frau Ada schenkte ihm ein
schwaches Lächeln.
    Cigaglia und Signor Voltesi führten sie
zu einem Lehnstuhl, zwangen sie behutsam hinein.
    »Bitte, Dottore!«
    Cigaglia setzte sich. Seine Miene war
ernst. »Wir sind Ihnen verbunden für die Freundlichkeit, uns sofort empfangen
zu haben, Signor Voltesi...«
    Die Hände des Direktors flatterten
leidenschaftlich. »Ich bitte Sie, Dottore! Ersparen Sie mir,
Selbstverständliches erklären zu müssen!«
    Cigaglia öffnete seine Aktenmappe und
fuhr fort. »Ich bin überzeugt, daß wir die Angelegenheit in kürzester Zeit
erledigen können. Ich sagte Ihnen gestern schon am Telefon, daß es sich um das
Konto des verstorbenen Herrn Adrian van Noringen handelt, der Kunde Ihrer Bank
gewesen ist. Ich bin sein bevollmächtigter Testamentsvollstrecker.« Doktor
Cigaglia zog eine schmale Akte aus der Mappe und schlug sie auf. »Wenn ich
vorlesen darf... das Testament besagt in Absatz vier, daß das Privatkonto des
Erblassers im Falle seines Todes auf seine Frau überschrieben werden soll...
die Erbberechtigung von Frau Ada van Noringen ist erwiesen, der Erbschein liegt
vor. Frau van Noringen möchte selbstverständlich Kunde Ihrer geschätzten Bank
bleiben... somit, glaube ich, steht der Umschreibung des Konteninhabers...«
    Cigaglia hielt inne. Etwas im Gesicht
des Direktors ließ ihn verstummen. Der letzte Rest von Fröhlichkeit war aus dem
rundlichen Antlitz verschwunden. Es war nur noch ratlose

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