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Die Boten des Todes

Die Boten des Todes

Titel: Die Boten des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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fühlte, daß Corry sie von der Seite ansah, und begann von neuem zu weinen.
    Dann fielen Erde und Blumen hinter
Herrn Adrian her. Der Geistliche schüttelte alle Hände. Langsam entfernte sich
die Trauergemeinde zwischen der Blumenpracht, die über den Toten wuchs, und
Herr Adrian blieb allein zurück. An den Wagen verabschiedete man sich
voneinander, sehr kurz und mit größter Rücksicht auf Frau Ada, die dringend der
Ruhe bedurfte. Corry setzte sich neben sie in den Fond des Bentley. Stasi fuhr
behutsam an.
    »Wenn es Ihnen keine größere
Verzögerung verursacht, meine Herrschaften«, sagte Hauptmann Stalacarro zu
Irmela und Carlo, »wäre ich Ihnen verbunden, wenn Sie trotz der ungeeigneten
Stunde zu einem Besuche in meinem Büro bereit wären.«
    Irmela und der Doktor blickten sich an.
Cigaglia deutete auf das Tor des Friedhofes. »Handelt es sich um...?«
    »Eben darum«, erwiderte Stalacarro.
    »Nun, ich denke«, erwiderte Doktor
Carlo, »daß uns der liebe Verstorbene nicht gram sein wird, wenn wir dieser
Aufforderung folgen. Zumal sie zur Klärung der unseligen Angelegenheit
beitragen kann. Was meinen Sie, meine Liebe?«
    Es schien, als könnte Irmela ihre Fröhlichkeit
nur schwer verbergen. »Ich bin immer bereit. Worauf warten wir noch?«
    Sie fuhren hinter dem Wagen des
Hauptmanns her, bis vor das Gebäude der Kantonspolizei. Im Büro war es angenehm
kühl gegenüber der glühenden Hitze vor dem Grab. Das Sonnenlicht fiel in
flachen Streifen durch die Jalousie über Stalacarros staubige Papiere.
    Irmela setzte sich und blickte sich
neugierig um. »Ein Polizeibüro! Unzählige Male habe ich eins beschrieben. Zum
erstenmal bin ich leibhaftig darin!«
    »Das spricht für Ihre Phantasie,
Gnädigste«, bemerkte Stalacarro. Er zog einen engbeschriebenen Bogen aus einem
Stapel. »Meine Herrschaften... ich habe hier die zeitliche Reihenfolge der
Ereignisse in Sasso quadrato notiert. Innerhalb von vierzehn Tagen haben sich
die Dinge abgespielt. Die Hochzeit war am fünfzehnten Juli. Bereits in der
ersten Nacht kam es zu den merkwürdigen Begebenheiten, die wir zunächst als
einen Scherz aufgefaßt haben. Es war keiner. In der folgenden Nacht starb Lady
Chisterbeere. Bisher kennen wir weder das Motiv noch den Täter. Allerdings habe
ich eine Vermutung.«
    Irmela beugte sich vor. Ihre Augen
leuchteten. »Welche?«
    Stalacarro wartete einen Augenblick.
Seine Zunge spielte zwischen den Zähnen. »Nichts Besonderes«, sagte er. »Der
Einfall ist simpel... er würde einem Autor von Kriminalromanen nicht viel Ehre
machen. Ich glaube, Lady Chisterbeere wurde aus Versehen ermordet.«
    Doktor Cigaglia schluckte. Sein
Adamsapfel unter den Eckenkragen bewegte sich heftig. »Aus Versehen?«
    »Ja, Doktor. Sie war gar nicht gemeint.
Sie hat nur voreilig getrunken. Und zu hastig.«
    »Es war immerhin schottischer Whisky«,
sagte Irmela. »Old Smuggler. Hervorragend!«
    »Ganz Ihrer Ansicht«, antwortete
Stalacarro. »Trotzdem bin ich überzeugt, daß das Gift nicht für sie bestimmt
war. Die Ankündigung mit den Boten des Todes bezog sich auf das Ehepaar
Noringen. Mit dem Besuch Lady Chisterbeeres konnte der Mörder nicht rechnen. Es
war sein Plan, einen der Noringens umzubringen... besser noch beide zusammen.«
    Er wartete. Seine Zuhörer schwiegen.
    »Bereits am nächsten Tag... siebzehnter
Juli... ereignete sich der Vorfall mit der Bergviper in der Toilette. Sie
werden sich daran erinnern, Doktor.«
    Signor Cigaglia verzog schmerzlich das
Gesicht. Er dachte an den gelben, scheußlichen, lautlosen Körper und fröstelte.
    »Am Tag darauf war Herr van Noringen
bei mir, um mir darüber zu berichten. Eine Woche blieb Ruhe. Dann, am
fünfundzwanzigsten Juli, bei Ankunft des Sekretärs La Verne, löste sich im
Kaminzimmer der Schuß aus der Flinte, die Herr van Noringen reinigen wollte.
Auch hier einwandfrei ein Mordanschlag. Und drei Tage später, am
achtundzwanzigsten, war der Mörder am Ziel.«
    »Genau vierzehn Tage«, sagte Cigaglia
düster.
    »Ja. Ich muß Sie bitten, über das, was
ich jetzt sage, völliges Stillschweigen zu bewahren. Ich zweifle nicht, daß
Frau van Noringen in gleicher Weise bedroht ist. Wir werden alles tun, um sie
vor dem Schicksal ihres Mannes zu bewahren. Allerdings bedarf ich dazu noch
einiger Aufklärung. Von Ihnen.«
    Sein Blick schweifte langsam von einem
zum anderen. Cigaglia und Frau Zirli sagten nichts.
    Stalacarro hüstelte. »Bei meinen
Verhören anläßlich des Todes von Herrn van Noringen

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