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Die Boten des Todes

Die Boten des Todes

Titel: Die Boten des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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zu brauchen? Sehr
unangenehm. Unvorstellbar, die süße Corry allein hier zurückzulassen.
    Stasi fuhr zum Haus. Corry kam aus der
Tür und lächelte ihm zu, ganz kurz, aber nicht zu übersehen. Sie halfen Frau
Ada aus dem Wagen. Sie reichte Cigaglia die Hand. »Sie sind mir nicht böse,
Doktor... ich muß mich ein bißchen hinlegen... wir können später...«
    Signor Cigaglia war das Verständnis
selber. »Ich bitte Sie! Es war schon fast zuviel verlangt, Ihnen den Weg zur
Bank zuzumuten! Ich werde mich um alles Erforderliche kümmern und Sie sofort
über jedes Ereignis informieren.«
    Ada lächelte dankbar. »Stasi... bitte
fahren Sie den Herrn Doktor nach Haus!«
    »Sehr wohl, gnädige Frau!«
    Mit langsamen Schritten ging Ada mit
ihrer Zofe zum Haus. Der Doktor stieg wieder in den Wagen auf denselben Platz,
auf dem er gesessen hatte. Er ließ auch die Trennscheibe hochgekurbelt. Stasi
sah, wie er seiner Mappe mehrere Papiere entnahm und sie stirnrunzelnd las. Hin
und wieder machte er eine Notiz am Rand. Zu beiden Seiten der Straße strahlte
die Landschaft, aber Cigaglia hatte keinen Blick dafür.
    Als er ausstieg, reichte er Stasi ein
Fünffrankenstück. Dann verschwand er. Stasi wog die Münze in der Hand und war
der Ansicht, daß der Doktor ein gewaltiges Honorar von Frau van Noringen
fordern würde.
    Er fuhr gemächlich zurück. Die Sonne
war so heiß, daß Metall und Leder des Wagens glühten. Sie wärmte alles, auch
das Grab von Herrn Adrian, der sie nicht mehr sehen konnte. Stasi dachte an ihn
und für eine kurze Spanne fuhr er unaufmerksamer als sonst.
    Die Garage war still und kühl. Frau
Adas Sportwagen stand verlassen. Stasi betrachtete ihn nachdenklich, strich
über den Deckel des Kofferraumes und starrte über das geöffnete Verdeck hin auf
das Tachometer. Dann zog er die Stahltür herunter und verschloß sie.
    Im Park war niemand. Vor der Tür des
Hauses suchte Stasi nach seinem Schlüssel, aber er hörte auf, als sich die
Klinke bewegte. Leise wurde der Flügel nach innen gezogen. Corry stand
dahinter. Sie legte den Finger auf die Lippen. »Sie schläft! Ich sah dich
kommen und wollte nicht, daß du klingelst. Das schallt durchs ganze Haus.«
    Stasi lächelte in ihre Augen. »Eine
erstklassige Zofe, fürwahr. Ich dachte, es käme jemand heraus mit einer
Hellebarde in den Patschhändchen, und ich wäre der nächste auf dem sonnigen
Friedhof.«
    »Du bist ein Scheusal! Ich habe schon
Angst genug! Willst du mir noch mehr machen?«
    »Eigentlich habe ich etwas anderes
vor«, antwortete Stasi. Er schloß die Tür und küßte Corry so lange, bis sie sich
von ihm wegstemmte. »Was ist? Ich denke, Madame schlafen?«
    »Das ist kein Grund, mich eine
Viertelstunde zu küssen!«
    »Es war höchstens eine Minute. Hast du
etwas Kaffee für einen staubbedeckten Kraftfahrer?«
    »Ich mach’ dir einen. Aber sei leise!«
    »Ich schwebe über die Perser.«
    In der Küche unterhielten sie sich mit
leisen Stimmen.
    »Wie war’s auf der Bank?« fragte Corry.
    »Großartig.« Herr La Verne schlürfte
mit spitzen Lippen und geschlossenen Augen. »Sie schritten durch die Pforte wie
ein Herzogspaar in den Buckingham-Palast, um den Hosenbandorden in Empfang zu
nehmen. Der alte Cigaglia sah aus, als wollte er die Bank kaufen und hätte dann
noch genug Kleingeld für ein Brillantdiadem für deine Gnädige. Aber als sie
rauskamen...«Er schlürfte wieder, hielt Corry die leere Tasse hin. »Exzellent.
Noch eine, bitte.«
    »Was war da?«
    »Da schien irgendwas schief gerollt zu
sein. Nix Hosenbandorden, kein Diadem. Madame hatte die Augen geschlossen, als
ginge sie neben einem Blindenhund, und der Doktor... dem hatten sie offenbar da
drin einen hohen Einlauf mit Salzsäure gemacht...«
    »Herr La Verne! Du bist grauenhaft!«
    »Er sah nicht aus wie jemand, der sich
gerade eine dicke Provision ausrechnet. Während der Fahrt redete er mit ihr wie
mit einem Beichtkind, und sie hing in den Polstern und spielte scheintot.«
    Corry betrachtete ihn entrüstet. »Die
Beerdigung war gestern! Man kann schließlich nicht verlangen, daß sie spielend
über das alles wegkommt... wie gewisse Leute!«
    »Ich weiß, ich weiß! Trotzdem... es muß
Ärger gegeben haben im Tresorgewölbe. Hat sie was zu dir gesagt?«
    »Nichts. Die ganze Rederei hätte sie
angestrengt und sie wollte schlafen.«
    »Das Beste, was sie tun kann.« Stasi
blickte auf zu dem Mädchen. »Übrigens, mein gutes Kind... so spielend komme ich
nicht darüber weg. Ich habe

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