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Die Boten des Todes

Die Boten des Todes

Titel: Die Boten des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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schob die
eiserne Klappe nach oben über den Stirnhelm. Ein grauer, hohler Raum war
dahinter, höhnisch und nichtssagend. Gut, daß Hadiks Gesicht in der Nähe war.
    Zusammen gingen sie zum Boden hinauf.
Hadik blieb am Ende der Treppe. Die Suche brauchte wenig Zeit. Alles war
übersichtlich, wenig Gerümpel. Irmela hat noch nicht viel Unordnung schaffen
können, dachte Stalacarro. Die kurze Treppe zur Turmuhr knarrte unter seinem
Gewicht. Das Werk klickte gleichförmig, als würde es für alle Ewigkeit
weiterlaufen. Eine Minute später waren sie im Erdgeschoß. Aus der Bar kamen
leise Stimmen. Die Köchin saß in der Küche auf einem Stuhl vor dem Herd und sah
unsäglich beleidigt aus. Stalacarro redete ihr mit ein paar freundlichen Worten
zu. Sie sahen nur flüchtig in jeden Raum. Stalacarros Gedanken waren schon
weiter, bei der nächsten Viertelstunde. Er ging schweigend durch den Keller, in
dem er jeden Winkel kannte.
    Hadik sah ihn an. »Was jetzt,
Hauptmann?«
    »Jetzt ist es möglich, daß ich mich
irre«, sagte Stalacarro. Hadik folgte ihm ins Rauchzimmer. Die Stimmen waren
verstummt. »Warten Sie hier. Wahrscheinlich brauche ich Sie nicht.« Er ging
durch die Tür und schloß sie hinter sich. Drei Gesichter sahen ihn an. Niemand
sprach.
    »Ich habe nichts gefunden«, sagte
Stalacarro. »Es ist niemand im Haus außer Ihnen, der Köchin, Hadik und mir. Und
deswegen glaube ich, Doktor Cigaglia, werden Sie mit mir kommen müssen!«
    Der Anwalt durchbohrte Stalacarro mit
einem glühenden Blick. Seine Glatze rötete sich. Auch in seine Ohren kehrte das
Blut zurück. Mit einer Bewegung stand er kerzengerade vor seinem Sessel. Corry
betrachtete ihn angstvoll. La Verne, der wieder am Tisch saß, drehte seine
Augen mit einem Gemisch von Neugier und Belustigung zu ihm.
    »Was soll das heißen, Hauptmann? Das
ist ungeheuerlich!«
    »Dafür, daß Sie noch gar nicht wissen,
weswegen Sie mitkommen sollten, reagieren Sie reichlich heftig«, sagte
Stalacarro ruhig. »Wenn ich es Ihnen sage, wird es Ihnen allerdings
ungeheuerlich vorkommen. Setzen Sie sich!«
    Cigaglia blieb noch einige Sekunden
aufrecht. Dann stützte er die Hände auf die Lehnen und ließ sich langsam
herunter mit gespannten Gliedern. »Ich warte auf Ihre Erklärung«, sagte er
rauh.
    »Sofort, Doktor. Vorher möchte ich
Ihnen mitteilen, daß ein Fluchtversuch zwecklos wäre. Hadik steht draußen. Er
schießt selten daneben.«
    »Die Schießkünste Ihres Herrn
interessieren mich nicht.«
    »Um so gesünder für Sie. La Verne...
als Sie Doktor Cigaglia nach oben brachten... hat Frau Zirli gelebt?«
    »Sehr«, erwiderte Stasi höflich.
    »Wohin gingen Sie dann?«
    »Hierher in die Bar.«
    »Wer hat Sie gesehen?«
    »Corry. Sie war hier.«
    »Sie waren nicht noch einmal oben?«
    »Nein, Herr Hauptmann. Nur an der Tür,
um Sie reinzulassen.«
    »Sie?« Stalacarro sah das Mädchen an.
    »Ich? Nein, nein. Ich war in der Küche
und im Speisezimmer... nicht oben.«
    »Ich glaube, Signor Cigaglia«, fuhr
Stalacarro fort, »ich habe die ganze Zeit nach zu komplizierten Lösungen
gesucht. Die einfachsten sind die besten. Sie haben mich einige Zeit geblufft
mit dem großen Unbekannten. Heute hätten Sie es nicht versuchen sollen.«
    Er wartete. Der Anwalt wich seinem
Blick nicht aus. Seine Augen glimmten höhnisch. »Ich warte, Hauptmann!«
    »Sie sind mit La Verne hinaufgegangen.
Geschäftliche Besprechung. Außerdem waren Sie eingeladen. Sie haben mit Frau
Zirli gesprochen. Und dann haben Sie sie erwürgt. Sie standen hinter ihr,
vielleicht las sie etwas, das Sie ihr vorgelegt hatten. Große Anstrengung
brauchten Sie nicht. Eine Drahtschlinge spart viel Mühe. Dann kamen Sie
herunter und erzählten uns, Frau Zirli wollte demnächst nachfolgen. So einfach
war das.«
    Cigaglias Arme entspannten sich. Der
Hohn ging in ein Lächeln über. »Zu einfach, Hauptmann. Bevor wir weiterreden...
ich nehme an, daß ich dann auch die anderen Morde begangen habe? Der eine wäre
doch sinnlos.«
    »Sie haben die anderen begangen«, sagte
Stalacarro drohend. »Und Sie hatten gute Gründe dafür. Sie haben dieses
Testament entworfen, das Ihnen und Frau Zirli den Besitz garantierte, wenn
Noringens sterben würden. Sie haben mit Frau Zirli gemeinsam den Plan
ausgeheckt...«
    »Oh!« Cigaglia schüttelte den Kopf mit
ironischem Vorwurf. Ȇber die Toten nur Gutes, Hauptmann! Sie kann sich nicht
mehr verteidigen!«
    »Das hat sie Ihnen zu verdanken. Sie
war Ihre Komplizin von Anfang an.

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