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Die Botin des Koenigs reiter2

Die Botin des Koenigs reiter2

Titel: Die Botin des Koenigs reiter2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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das Gefühl, das damit verbunden war, war entschieden weiblich. Und weit entfernt, so weit entfernt.
    Verzweifelt rief das Bewusstsein nach Varadgrim und Mirdhwell und zeigte ihnen die Aura der Frau, bevor es den Kontakt wieder verlor.
    Findet sie!

SPIEGELBILD
    Karigan pflückte ein wenig Stroh von ihrem Arbeitshemd, als sie im trüber werdenden Abendlicht den Stall verließ. Sie hatte Hep beim Füttern geholfen, so gut ihr Arm es zuließ. Er schaufelte das Heu mit der Mistgabel vom Heuboden, und sie warf genug davon in jeden Stall. Getreide auszuteilen war ebenfalls nicht schwer, und sie fühlte sich einfach nützlicher, wenn sie etwas tun konnte.
    Im Licht ihrer kürzlichen seltsamen Erlebnisse schadete es auch nicht, dass die Arbeit vollkommen nüchtern und alltäglich war. Sie brauchte dazu nicht zu »reisen«, es gab keinen Spuk, keine Magie. Von all diesen Pferden umgeben zu sein war Balsam für ihre Seele. Die Tiere verlangten nichts weiter als Fressen, Wasser, ein Dach über dem Kopf und ein Kraulen hinter dem Ohr, und das war leicht zu geben. Im Austausch gegen diese einfachen Dinge schenkten die Pferde Liebe und Zuneigung, und das bedingungslos.
    Das Gefühl von Frieden hielt jedoch nicht lange an. Als sie sich der Reiterunterkunft näherte, wurde ihr plötzlich schwindlig, und sie musste stehen bleiben und geriet beinahe aus dem Gleichgewicht. Das Burggelände wurde vor ihren Augen dunkel, und sie vergaß, wohin sie ging und warum. Sie glaubte, einen Ruf zu hören. Nicht den Reiterruf, sondern einen einsamen, traurigen Ruf voller Verzweiflung. Etwas berührte
ihren Geist wie eisige Finger, die durch ihre Gedanken und Erinnerungen blätterten.
    Trauer und Einsamkeit wichen Überraschung und Hoffnung, und dann folgte weiteres Tasten.
    Sie taumelte, als es schließlich zu Ende war. Ein Rest der Berührung hing immer noch an ihr wie feuchte, schwarze Wurzeln. Ein Rest einer dunklen Intelligenz.
    Karigan versuchte, es abzuschütteln, aber das ging nicht. Ihr linker Arm kribbelte beharrlich.
    Wie im Nebel ging sie weiter den wohlbekannten Weg zur Unterkunft entlang. Als sie hineinkam, saßen Yates und Justin im Gemeinschaftsraum und spielten Intrige. Beim Anblick der Spielfiguren auf dem Brett erkannte sie plötzlich Muster und Strategien, die ihr nie zuvor aufgefallen waren. Einem Impuls folgend, zog sie einen Stuhl heran und begann, die dritte Gruppe von Figuren – die Roten – aufzustellen, während Yates und Justin sie überrascht anstarrten.
    »Ich dachte …«, begann Yates. Er und Justin wechselten einen Blick, zuckten die Achseln und begannen, ihre eigenen Figuren für einen neuen Anfang aufzustellen.
    Die Partie ging recht schnell zu Ende, jedenfalls für Intrige. Man wusste von Spielen, die Monate oder sogar Jahre gedauert hatten. Karigan dominierte das Spiel vollkommen, griff erst Yates an, den besseren Spieler, und ließ Justin glauben, dass sie mit ihm verbündet wäre. Durch den Angriff aus zwei Richtungen war Yates rasch geschwächt, und obwohl Karigan ein paar von ihren eigenen Figuren opferte, baute sie die Angriffe so auf, dass Justin mehr opfern musste als sie.
    Es war beinahe ein Wunder, wie sie nun Strategien entwickeln konnte, als hätte jemand ihr diese Fähigkeit ganz plötzlich verliehen. Statt verstreute einzelne Figuren zu sehen,
sah sie nun Muster auf dem Spielbrett wie die Linien einer Landkarte, denen sie folgen konnte. Auf einmal war es ihr so klar – warum hatte sie es zuvor nie gesehen? Wie konnte ihr das entgangen sein? Wie einfach es war, Yates’ Ritter, Attentäter, die Infanterie, Höflinge und Bogenschützen zu vernichten, und wie viel einfacher würde es sein, Justin das Gleiche anzutun.
    Als sich Yates schließlich ergab, wandte sie sich gegen Justin und lockte ihn in eine kunstvolle Falle, die ihn mehr als die Hälfte seiner Figuren kostete. Er starrte sie verdutzt an, noch während sie seinen König nahm.
    Danach sackte sie erschöpft in ihrem Sessel zusammen.
    »Du bist die gnadenloseste Dritte, gegen die ich je gespielt habe«, sagte Yates ehrfürchtig.
    »Sie ist nicht einfach irgendeine Spielerin«, sagte Justin. »Sie ist eine Kaiserin.« Er sah sie an. »Ich dachte, du magst das Spiel nicht.«
    Karigan starrte das Spielfeld an, als sähe sie es zum ersten Mal und könnte das Gemetzel nicht glauben. Sie hatte einen Eroberungsfeldzug geführt und Yates und Justin alle Länder genommen. Sie hatte es tückisch und trickreich getan und mit hervorragender Strategie.

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