Die Botin des Koenigs reiter2
war. Diese Anfälle steigern sich zu Zorn, was wiederum zu zerbrochenen Gegenständen und toten Sklaven führt. Das wiederum führt zu langen Zeiten des Schweigens und erneuter Melancholie, in denen er sich in seine Gemächer einschließt, um an »Experimenten« zu arbeiten.
Ohne Ersatzteile aus dem Kaiserreich fallen unsere Maschinen auseinander. Unsere Handwerker haben ihr Bestes getan, neue Ersatzteile zu schaffen, aber nun konzentrieren die Clans sich darauf, gezielt unsere Fachleute umzubringen, und wir haben viele fähige Männer verloren. Wir haben auch keine Explosiva mehr, und wir konnten in diesem Land keinen Salpeter finden. Das Einzige, was die Clans in Schach hält, ist Alessandros’ Schwarzer Stern.
Renald ist inzwischen Leutnant des Löwenregiments. Ich war bei der Zeremonie anwesend, weil ich das Nächste an Familie bin, was er in dieser Wildnis hat. Er ist Alessandros
vollkommen ergeben, und all sein Mut, seine Loyalität und seine Ehre gehören seinem Kommandanten. Er fehlt mir schrecklich, und das nicht nur als Knappe, sondern als Freund und Vertrauter. Ich vermisse sogar seine jungenhaften Scherze, aber er ist nun ein Mann, und ich sehe ihn öfter auf dem Schlachtfeld als anderswo.
WAHR UND FALSCH
Laren musste sich beeilen, um mit Zacharias Schritt zu halten. Er fegte durch die Burgflure, und sein Gefolge eilte hinter ihm her. Sie waren auf dem Weg zum Thronsaal für die öffentliche Audienz dieses Tages. Eigentlich hätten sie noch genug Zeit gehabt, aber Laren wusste, dass Zacharias unangenehmen Dingen oft begegnete, indem er sich körperlich anstrengte. Und das größte Problem war immer noch Lordstatthalter D’Ivary. Laren hoffte, dass der König für später einen Übungskampf mit Drent angesetzt hatte, damit er sich noch ein wenig abreagieren konnte.
Er würde die Situation in D’Ivary äußerst vorsichtig handhaben müssen. Er konnte nicht riskieren, die anderen Lordstatthalter gegen sich aufzubringen, wenn sie zu der Ansicht kamen, dass er seine Macht gegenüber einem von ihnen missbrauchte.
Wegen der Bestrafung des alten Statthalters von Mirwell hatte es nur wenig Ärger gegeben, weil Mirwell in einen Staatsstreichsversuch verwickelt gewesen war, dem viele Adlige und ihre Kinder zum Opfer gefallen waren. Dass Zacharias die Hinrichtung persönlich durchgeführt hatte, hatte die Adligen allerdings verblüfft. Sie hatten eine neue Seite ihres Königs kennengelernt, und Laren glaubte, dass es sie beunruhigte zu wissen, wie willig er adliges Blut vergoss. Und
nicht nur irgendwelches adlige Blut, sondern das eines Lordstatthalters.
In D’Ivarys Fall hatte der Statthalter sich – anders als Mirwell – nicht gegen die Krone selbst gewandt, und er hatte auch die anderen Statthalter nicht bedroht. Er hatte tatsächlich niemandem außerhalb seiner Grenzen Schaden zugefügt.
Die Einzigen, die unter ihm gelitten hatten, waren die Flüchtlinge. Ja, die anderen Lordstatthalter hielten das, was D’Ivaray getan hatte, für dumm und abscheulich, aber sie betrachteten die Menschen, denen er geschadet hatte, ebenso als Blutegel, die die sacoridische Gesellschaft aussaugten. Die Leute aus dem Norden erkannten keinen Lordstatthalter an, zahlten keine Steuern, lebten aber im Königreich, nutzten seine Mittel und verlangten seinen Schutz.
Wenn Zacharias D’Ivary mit Gewalt der Gerechtigkeit zuführte, bestand die Gefahr, dass er damit die meisten anderen Statthalter gegen sich aufbrachte. Einige würden treu zu ihm stehen, was immer er tat, aber es gab zu viel frisches Blut, zu viele, die zu neu in ihrem Amt waren, um genau zu wissen, wo sie standen oder wie weit sie in der Unterstützung ihres Königs gehen würden, und ein König war nur so stark wie sein Rückhalt durch seine Vasallen.
Dennoch, Zacharias konnte D’Ivary nicht einfach durchgehen lassen, was er getan hatte. Das würde den Statthaltern nicht nur signalisieren, dass sie innerhalb ihrer Provinzen tun und lassen konnten, was sie wollten, sondern es würde ernsthaft die Autorität und Glaubwürdigkeit des Königs untergraben.
Laren wusste, es gab einige Lordstatthalter, die nichts gegen einen schwächeren oder einen vollkommen uninteressierten Herrscher hätten.
All diese Probleme genügten, um ihr Kopfschmerzen zu bereiten,
und sie konnte sich nur ansatzweise vorstellen, wie sehr das alles an Zacharias nagen musste. Als er gehört hatte, was den Flüchtlingen zugestoßen war, hatte er General Harborough zu sich gerufen und war
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