Die Botin des Koenigs reiter2
Tran bekommen haben«, sagte sie mit einem Blick auf die beiden Lampen, mit denen Karigan ihre Arbeit beleuchtete. Mara streckte die Arme hoch über den Kopf, und man konnte deutlich das Knacken der Gelenke hören. Mit einem erleichterten Seufzer warf sie sich in einen Sessel.
»Ihr Götter, ich weiß nicht, wie sie das aushält.«
»Sprichst du vom Hauptmann?«, fragte Karigan.
»Ja. Einen Tag nach dem anderen neben dem König stehen, während er seine privaten und öffentlichen Audienzen hat. Und dann muss sie an all diesen schrecklichen Besprechungen teilnehmen. Du würdest nicht glauben, wie viele Intrigen und Streitereien es da gibt.«
»Ich glaube, sie nennen es Politik.«
Mara verdrehte die Augen. »Ich komme gerade von einer Besprechung mit den Stallknechten und den Offizieren der berittenen Kompanien, die sich darüber stritten, wer welche Ladung Heu und Getreide bekommt. Der arme Hep musste alles Reden für uns übernehmen – ich wusste nicht, was ich
sagen sollte; ich kenne mich mit diesen Dingen wirklich nicht aus.« Sie zupfte eine Haarsträhne gerade. »Es reicht, um einem die Locken aus dem Haar zu ziehen.«
»Und beim König?«
»Das ist noch schlimmer. Ich denke, er will mich nur dabeihaben, weil er und alle anderen daran gewöhnt sind, dass Hauptmann Mebstone neben ihm steht. Jemand in Grün, einfach, weil sie daran gewöhnt sind.«
Hauptmann Mebstone als Gewohnheit? Karigan verbiss sich ein Lächeln und fragte sich, was wohl der Hauptmann von einer solchen Idee hielt.
»Ich weiß, der König braucht sie als Beraterin, aber um ehrlich zu sein, ich habe weder ihre Erfahrung noch ihr Wissen, um diese Rolle zu spielen. Ich bin absolut nicht in meinem Element. Also bin ich nichts weiter als schmückendes Beiwerk.«
Sie sagte das so niedergeschlagen, dass Karigan lachen musste. Schmückendes Beiwerk war der letzte Begriff, mit dem sie Mara beschreiben würde, einen der fähigsten Reiter, den sie kannte. Mara, die nicht wusste, was so komisch war, lächelte zögernd.
Karigan wischte sich die Augen. »Tut mir leid, ich glaube, ich bin einfach übermüdet.«
»Ich weiß genau, was du meinst. Hast du etwas vom Hauptmann gehört?«
Karigan wurde sofort wieder ernst. »Ich wollte dich das Gleiche fragen.«
»Ich weiß nur, dass Destarion vor Wut kocht, weil sie ihn nicht in ihr Quartier gelassen hat.« Mara verdrehte die Augen. »Das war noch eine Tirade, die ich mir heute anhören musste, und dabei hatte ich nur ›Guten Morgen‹ zu ihm gesagt. «
Niemand wusste, wieso der Hauptmann zusammengebrochen war. Der König und andere, die dabei gewesen waren, hatten berichtet, sie hätte sich schon eine Weile seltsam verhalten. Geisterworte fielen Karigan wieder ein: Ihre Gabe versagt. Hatte der Zusammenbruch des Hauptmanns irgendwie damit zu tun, dass ihre Fähigkeit nicht mehr funktionierte? Es tat ihr nun leid, dass sie dem Hauptmann nicht vom Versagen ihrer eigenen Fähigkeit erzählt hatte, als die Gelegenheit dazu bestand.
Nachdem Laren Mebstone zusammengebrochen war, war sie gerade noch genug bei Bewusstsein gewesen, um zu erklären, sie sei unfähig, weiterhin ihren Pflichten nachzugehen, zu verlangen, dass man sie in ihr Quartier brachte und dem König zu sagen, dass Mara das Kommando hatte, bis Connli zurückkehrte. Sobald sie in ihrem Quartier war, warf sie die Tür zu und verriegelte sie. Die Reiter stellten dreimal täglich Essen vor ihrer Tür ab. Manchmal holte sie es sich und aß, meistens aber nicht.
»Und was hast du Destarion gesagt?«, fragte Karigan.
Mara seufzte. »Ich sagte ihm, ich würde versuchen, mit ihr zu reden, wenn ich einen Augenblick Zeit hätte. Bis jetzt hatte ich keine, und inzwischen ist es nach Mitternacht.« Sie gähnte gewaltig. »Was ist nur aus der guten alten Zeit geworden? «
»Welche gute alte Zeit?«
»Die gute alte Zeit, als Ereal und vor ihr Patrici sich um all diese Dinge gekümmert haben und ich nur ein gewöhnlicher Reiter war und keinen anderen Grund hatte, so lange aufzubleiben, als im Hahn ein gutes, kaltes Bier zu trinken. Ich bin in der letzten Zeit viel zu ernst und vernünftig.«
»Im Hahn?« Karigan rümpfte die Nase. »Du gehst tatsächlich in diese Spelunke?« Der Hahn war eine heruntergekommene
Schänke am Stadtrand, in der Leute von sehr fragwürdigem Ruf verkehrten.
»O ja«, sagte Mara verträumt. »Sie haben das beste, bitterste Dunkelbier diesseits des Grandtagent – bitter genug, dass es einem die Haare kraust.«
Karigan
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