Die Botin des Koenigs reiter2
seltsamen Bilder, die immer noch durch ihren Kopf zogen, oder es war die unangenehme Ausstrahlung der Lichtung, die viel zu nahe war. Doch was immer es sein mochte, als sie schließlich erschöpft in den Schlaf sank, wurde sie von Träumen geplagt.
Sie träumte, dass der Wald, der sie umgab, verrottete und dunkler wurde. Neue Schösslinge wuchsen, und daraus wurden Äste, die den Mond und die Sterne verdeckten, und alle verbanden sich zu einem Netz, unter dem sie gefangen saß.
Unter ihr erwachten die Wurzeln zum Leben. Sie schlängelten sich durch den Boden, rissen sich los und überschütteten Karigan mit Erde. Sie wollte aufspringen und davonlaufen, aber sie war eine Gefangene ihres eigenen Schlafs, ihr Körper so schwer wie Stein.
Die Wurzeln peitschten um ihre Arme und Beine und schlangen sich um ihren Hals. Der Boden unter ihr brach auf, die Wurzeln zogen sie in die Tiefe.
Nein!, wollte sie schreien, aber Mund und Nase waren schon mit Erde gefüllt.
Eine Wurzel glitt an ihrer Seite entlang und bohrte sich in
ihre Schulter. Sie grub sich durch Muskeln und Sehnen und wickelte sich um Knochen.
Schösslinge stachen durch ihren Körper und versuchten, ihn zu übernehmen, versuchten sie zu übernehmen.
Karigan wollte sich wehren, aber sie konnte sich nicht regen, und sie bekam auch keine Luft mehr, wurde erstickt von dem Gewicht der Erde, unter dem sie begraben war. Ein Schrei, den sie nicht ausstoßen konnte, drohte in ihrer Lunge zu explodieren, während die Wurzeln sich näher an ihr Herz bohrten.
Als schon alles verloren schien, als es aussah, als würde der Wald sie vollkommen verschlingen, erklang das Schmettern eines Horns, zerriss die Wurzeln, die sie banden, und sie kam wieder hoch und rang nach Luft wie eine Ertrinkende.
Karigan verschluckte sich beinahe beim Luftholen. Als sie aufhörte zu husten und erkannte, dass sie frei atmen konnte, öffnete sie die Augen, und sie konnte die Sterne sehen, die zwischen den Ästen hoher, dünner Fichten und Kiefern funkelten. Beinahe noch konnte sie die verklingenden Töne des Horns hören, wie das Echo eines Traums. Es rührte an einer tief vergrabenen Erinnerung, aber sie konnte einfach nicht herausfinden, worum es da gegangen war.
Der Traum hatte sie erschöpft, als hätte sie tatsächlich gekämpft. Tränen, die sie im Schlaf geweint hatte, trockneten auf ihren Wangen, und sie entdeckte, dass sie ihr Bettzeug vollkommen verknäult hatte.
Ein scharfer Schmerz stach in ihre linke Schulter, und sie rieb sie. Sie hatte dort eine alte Wunde, eine winzige Narbe, wo sie einmal von giftiger wilder Magie angegriffen worden war. Sie hatte lange nicht mehr daran gedacht, und warum die Narbe sie ausgerechnet jetzt störte, wenn sie doch sonst nur eine winzige taube Stelle war, wusste sie nicht. Noch ehe
sie sich weiter darüber wundern konnte, verging das Gefühl auch schon wieder.
Sie rieb sich die Augen und stützte sich dann auf den Ellbogen, nun vollkommen wach. Das Feuer war fast niedergebrannt. Ty und Ereal schliefen in der Nähe, aber Bardes Lager war leer, und Karigan erinnerte sich, dass er der zweiten Wache zugeteilt worden war.
Ich werde auch bald dran sein.
Sie beschloss, lieber wach zu bleiben, anstatt es noch einmal mit Schlaf zu versuchen und weitere schlechte Träume zu riskieren. Sie schauderte, als die kalte Nachtluft an ihre feuchtkalte Haut drang, und zog Jacke und Stiefel an. Vorsichtig schlich sie an Ty vorbei.
»Alles in Ordnung?« Das war Ereals kratzige Stimme. Sie öffnete ein verschlafenes Auge, um Karigan anzusehen.
»Ja«, sagte Karigan.
»Bist du sicher? Ich dachte, ich hätte einen Schrei gehört. «
»Es ist alles in Ordnung – nur ein Traum«, sagte Karigan. »Ich habe bald Wache.«
Ereal murmelte etwas und drehte sich um. Karigan schlich sich vorsichtig davon, verlegen, weil sie ihre Vorgesetzte mit ihrem Traum geweckt hatte, als wäre sie noch ein Kind. Seit sie aus Sacor aufgebrochen waren, hatte Ereal sie stets im Auge behalten. Karigan war einerseits froh, dass sich jemand dafür interessierte, wie es ihr erging, doch andererseits ärgerte sie sich, weil die anderen Reiter offenbar glaubten, sie wäre nicht im Stande, auf sich selbst aufzupassen.
Das war nun wirklich kindisch, dachte sie und gähnte angestrengt. Es war nur natürlich, dass Ereal sich um alle sorgte, die unter ihrem Befehl standen, vor allem um die Jüngeren. Karigan schüttelte den Kopf und dachte, dass ein Becher
Tee und ein heißes Bad sicher
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