Die Botin des Koenigs reiter2
meiste Erfahrung mit Eletern hatte.
»Die meiste Erfahrung« bedeutete in diesem Fall nicht viel, dachte Karigan. Sie fuhr mit den Fingern durch Kondors Mähne und schob sie zur Seite.
Vor ein paar Jahren hatte ein Eleter namens Sominal Karigan das Leben gerettet, hatte sich um sie gekümmert, bis das Gift, das in ihrem Blut wütete, sich aufgelöst hatte. Ihre Erinnerungen daran waren trüb, aber sie schien sich an Tänzer im Mondlicht auf einer smaragdgrünen Lichtung zu erinnern, an Sominals sanftes Lachen und seine alterslosen Augen.
Waren die meisten Eleter wie Sominal? Übten sie Magie zum Heilen aus? Oder waren sie mehr wie Shawdell, der versucht hatte, den D’Yer-Wall einzureißen, damit er die finstere, mächtige Magie, die hinter dem Wall im Schwarzschleierwald
zurückgeblieben war, für sich nutzen konnte? Ihm war gleich gewesen, wie viele Leben es kostete, damit er sein Ziel erreichte, und tatsächlich war er stärker geworden, je mehr Leben er mit seinen Seelen raubenden Pfeilen nahm.
Karigan brummte, als Kondor sein gewaltiges Gewicht gegen sie lehnte. Er hatte beschlossen, sie als Stütze zu nutzen. Sie schob ihn weg. »Halte dich selbst aufrecht, du dummes Tier.« Er gähnte und schüttelte seine Mähne wieder durcheinander.
Während Karigan Kondors Hals streichelte, musste sie erneut an Shawdell denken, was sie beunruhigte. Er hätte sie beinahe getötet, ebenso wie König Zacharias. Die Erinnerung an Shawdell, der mit seinem schwarzen Pfeil auf den König zielte, ließ sie schaudern. Um ein Haar wäre es geschehen. Zum Glück hatten sie Shawdells Plan vereiteln können, aber wer wusste schon, ob es nicht mehr Eleter wie ihn gab? Nur ein Einziger wäre schon gefährlich genug.
Und hier war nun die Delegation und trampelte durch die nördlichsten Ausläufer des Grünen Mantels. König Zacharias wollte unbedingt erfahren, wie die Eleter über Sacoridien dachten. Er hoffte, dass sie das Bündnis, das sie vor tausend Jahren mit den Sacor-Clans geschlossen hatten, immer noch einhielten, aber wer wusste das schon bei diesem seltsamen Volk?
Karigan nahm an, dass sich die Eleter nicht sonderlich für Sacoridien interessierten. Aber irgendetwas schien im Gange zu sein. Es fühlte sich an, als sei eine schlafende Legende erwacht. Man hatte Eleter nicht nur im Schein des Silbermonds auf der einen oder anderen Lichtung gesehen, sondern auch am helllichten Tag auf belebten Straßen. Die Passanten starrten sie an, aber kein Eleter ließ sich dazu herab, mit einem Sacorider zu sprechen, und keiner ersuchte um eine Audienz bei König Zacharias.
Geheimnisvoll.
Obwohl es ärgerlich war, mit der Delegation unterwegs zu sein, verspürte Karigan trotz der Gefahr auch eine gewisse Aufregung, denn sie würde bald zu den wenigen gehören, die den Eltforst betraten. Eine von wenigen in Jahrhunderten, wenn nicht gar Zeitaltern.
Sie tätschelte Kondors Hals. »Also gut, Junge, wenn ich schon mal wach bin, sollte ich wohl Sergeant Blaydon suchen und herausfinden, wo er mich heute Nacht aufstellen will.«
Kondor riss den Kopf hoch, die Augen wachsam und blitzend, aber es war nicht sie, der er zuhörte. Auch Kranich hatte den Kopf gehoben, und er wieherte. In einer Kettenreaktion erwachten auch die anderen Pferde und Maultiere und wieherten.
»Was ist denn?« Karigan spähte unruhig ins Dunkel, fuhr mit der Hand über Kondors Schulter und fragte sich, was die Pferde spürten, das sie nicht wahrnehmen konnte. Sie sah nichts, und vielleicht gab es da draußen auch nichts, was Kondor aufgeschreckt hatte, aber … jetzt scharrte er am Boden und zerrte an seinem Halfter, als wolle er sich losreißen.
Hatte er ein Raubtier gerochen, das im Wald umherschlich? Selbst wenn es nur eine Wildkatze oder ein Wolf war, wäre es wohl das Beste, wenn Karigan die Wache informierte, dass etwas die Pferde beunruhigte. Sie versuchte, ihre eigene Angst niederzukämpfen, und machte sich auf die Suche nach dem Soldaten, der in der Nähe der Pferde Wache halten sollte, aber sie konnte ihn nicht finden. Nachträglich fiel ihr auf, dass sie ihn auch in der ganzen Zeit, während der sie bei Kondor gewesen war, nicht gesehen hatte.
Wo steckte er? Falls er irgendwo ein Schläfchen hielt oder mit seinen Kameraden würfelte, würde sie dafür sorgen, dass Sergeant Blaydon sofort davon erfuhr.
Als sie ein letztes Mal an der Reihe der angebundenen Tiere entlangschaute, bemerkte sie, dass die Maultiere ganz am Ende den Boden mit ihren Hufen
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