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Die Botin des Koenigs reiter2

Die Botin des Koenigs reiter2

Titel: Die Botin des Koenigs reiter2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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noch mehr Scheite auf. Die aufflackernden Flammen zischten und knisterten, als sie das Holz verschlangen.
    Der Gedanke an Clans, die ihr eigenes Volk verrieten, hatte die Stimmung der vier getrübt. Sacoridien hatte seit jenen Tagen viel an Einheit gewonnen. Aber der Gedanke an Sacorider,
die sich einem Ungeheuer wie Mornhavon anschlossen, der für so viele Gräueltaten verantwortlich war, war schlichtweg Übelkeit erregend.
    »Ha!« Tys Ausruf ließ die anderen zusammenzucken. Er biss den Faden ab und knotete ihn. Dann reichte er Barde seine fachmännisch geflickte Jacke. »So sollte es sein.«
    Barde nahm die Jacke lächelnd entgegen. »Meinen untertänigsten Dank, Reiter Newland. Wenn ich das nächste Mal etwas zerreiße, weiß ich, an wen ich mich zu wenden habe.«
    Darüber lachten alle, aber obwohl die Stimmung nun wieder heiterer war, konnte Karigan immer noch Bardes Lied hören, als sie schließlich die Stiefel auszog, sich in die Decke wickelte und einschlief.

SCHWARZSCHLEIER
    Tief unter der Kuppel dunkler, verkrümmter Bäume und einem Leichentuch von Nebel, begraben unter Schichten von Lehm, Moos und verrottenden Blättern – tausend Jahre von Wuchs und Verfall –, regte sich im tiefsten Schwarzschleierwald ein Bewusstsein.
    Noch während es sich anstrengte, die Fesseln des Schlafs abzuschütteln, wollten Stimmen es zurückhalten, einlullen, einschläfern. Schlaf in Frieden, Uralter, sagten sie. Störe diese Welt nicht, denn es ist nicht mehr die deine. Schlaf in Frieden …
    Das Bewusstsein wollte die Stimmen und ihre beschwörenden Lieder ausschließen, aber das war furchtbar schwer. Es stöhnte, und ein Luftzug strömte durch den Wald, der Äste bewegte und Tröpfchen von Feuchtigkeit in stille, schwarze Tümpel fallen ließ. Waldtiere hielten auf ihrem Beutezug inne, die gelben Augen glühend und wach.
    Das Bewusstsein wünschte sich nichts so sehr, wie diesen Stimmen zu gehorchen und ungestört weiterschlafen zu können. Aber es war zu ruhelos, und so widerstand es dem Bann, breitete Ranken der Wachheit aus, die durch Humus und Laub ins Trockene krochen und umhertasteten, damit es sich selbst begreifen konnte, damit es seine Grenzen fand und verstand.
    Obwohl es kaum mehr war als ein sanfter Schauder von Widerstand und Wachheit, hoben sich die Stimmen erschrocken
um eine ganze Oktave, beschleunigten den Rhythmus ihres Lieds und folgten dem Bewusstsein.
    Erschrocken zuckte das Bewusstsein durchs Moos und wirbelte Laub auf. Es trieb Wildvögel aus dem Unterholz, huschte durch einen hohlen Stamm und zerriss Spinnennetze. Es sandte kleine Wellen durch einen schlammigen, trägen Bach und folgte ihm zum Meer.
    Das Meer, so stellte es fest, brach sich an einem felsigen Strand. Das Bewusstsein glitt an den Algen entlang, schmeckte das salzige Meerwasser und bewegte sich mit den Wellen, aber es kam nicht über den Küstenbereich hinaus, denn eine starke unterseeische Grenze sang es zurück ans Ufer. Es drang wieder ins Land ein, wurde von den Baumwurzeln absorbiert und durch die Fasern im geschwärzten Herzen eines Baums nach oben gesaugt. Als es als Tautröpfchen an der Spitze einer Kiefernnadel auftauchte, fand es dort nur schwere Wolken aus Dampf.
    Das Bewusstsein raste nach Norden, aber auch hier war eine Barriere, ein massiver Wall aus Steinen und Magie: Hier wurde der Gesang intensiver; Lieder der Grenzen und Fesseln verbanden sich miteinander.
    Das Bewusstsein wich zurück.
    Es war eingesperrt, umzingelt auf allen Seiten, es saß in der Falle.
    Die Stimmen lockten und lullten es ein, aber als seine Müdigkeit heftiger wurde, nahm es einen winzigen Hauch von Schwäche in dem Lied wahr, eine Zerbrechlichkeit wie eine falsche Note, die aus der Mauer drang.
    Die Rebellion hatte dem Bewusstsein den größten Teil seiner Kraft genommen. Unfähig, weiterhin zu widerstehen, sank es tiefer in den Schlaf.
    Aber noch während es überwältigt wurde, fiel ihm ein
Name aus längst vergangener Zeit wieder ein, und wie ein verzweifeltes Kind rief es nach seinem alten Beschützer: Varadgrim!
    Das konnten die Stimmen nicht unterdrücken, und selbst nachdem das Bewusstsein wieder in tiefen Schlaf gesunken war, durchdrang sein Ruf einen schwächeren Teil der Grenzmauer, ergoss sich nach Sacoridien und bewegte sich dort aus eigener Kraft weiter.

NÄCHTLICHE STÖRUNG
    Vielleicht war es Bardes Lied, das bewirkte, dass Karigan sich unruhig unter ihrer Decke wälzte, vielleicht waren es der berauschende Rhythmus und die

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