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Die Botin des Koenigs reiter2

Die Botin des Koenigs reiter2

Titel: Die Botin des Koenigs reiter2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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entsetzt gewesen zu sehen, dass ihre Tochter keine höfliche Konversation begann, um den König von seinen Sorgen abzulenken. Das ist eine hohe Kunst, hatte ihre Mutter erklärt. Estoras Vater wäre wütend gewesen, weil sie nicht die Gelegenheit nutzte, mit ihrem Charme das Interesse des Königs zu gewinnen. Zacharias kam ihr allerdings nicht wie ein Mann vor, der sich albernes Geschwätz gefallen ließ.
    Und ganz bestimmt nicht jetzt.
    Nein, nicht in einem Moment, in dem er so in Gedanken versunken war. Er würde sich im Augenblick nur ungern unterbrechen oder ablenken lassen.
    Also schwieg sie stattdessen und sah sich um. Als sie zum letzten Mal mit ihrem Vetter hier im Westflügel gewesen war, hatte der König sie in einem anderen, förmlicheren Wohnzimmer empfangen.

    Der Raum, in dem sie sich jetzt befanden, war vor allem dadurch bemerkenswert, dass es keine Rüstungen und Waffen an den Wänden gab. Über der Feuerstelle hing ein Seegemälde – keine Schlacht, sondern ein Schiff unter vollen Segeln auf hoher See. Ein weiteres Gemälde zeigte mehrere Hillander-Terrier bei der Jagd. Estora hatte sich immer vorgestellt, dass mächtige Männer auch in ihren privaten Räumen kriegerische Dekorationen bevorzugten.
    Wandbehänge mit Schlachtenszenen, angefertigt von den geschickten und anmutigen Händen vornehmer Damen. Estora selbst war für ihre feinen Stickereien berühmt.
    Sie mochte dieses Wohnzimmer mit seinen schweren Ledersesseln und den dunklen Farben und Jagdszenen, aber es kam ihr immer noch seltsam vor, dass es hier keine Waffen an den Wänden und keinerlei Hinweise auf Zacharias’ Position als König gab.
    Dann erinnerte sie sich an das Herrenhaus ihres Vaters. Dort gab es Räume, in denen man offizielle Besucher empfing und die der üblichen Zurschaustellung von Macht dienten. Aber die Einrichtung der privateren Räume hatte Lord Coutre seiner Gemahlin überlassen. Schlachtengemälde gab es dort nur, wenn einer ihrer Ahnen im Mittelpunkt der Ereignisse gestanden hatte.
    König Zacharias lächelte, als er bemerkte, dass Estora sich umsah. »Hat etwas Euer Interesse erregt?«
    »Nein … nun gut, ja. Ihr habt keine Schilde und Schwerter an den Wänden.«
    Zacharias tätschelte seinen Oberschenkel, und der Terrier sprang ihm auf den Schoß. Er kraulte den Hund am Bauch, was dem Tier sichtlich zusagte. »Ihr hättet das Zimmer zu Zeiten meiner Großmutter sehen sollen.« Er verdrehte die Augen. »Es sah hier aus wie in einer Rüstkammer.«

    Estora war zu jung, um sich an Königin Isen zu erinnern, aber sie hatte viele Geschichten über diese willensstarke Frau gehört.
    »Ich ziehe Dinge vor, die mich nicht an Kämpfe erinnern.« Er schwieg und kraulte nachdenklich den Hund. »Ich denke, ich umgebe mich mit Gegenständen, die mich daran erinnern, wieso ich weiterhin König sein will.«
    Sie sah sich genauer um. Auf dem Kaminsims standen schöne Glasvasen aus der Provinz Oldbury. Eine war mit Muscheln von der Küste gefüllt. Ein Wandbehang zeigte die Hügel, die der Provinz Hillander ihren Namen gegeben hatten. Als Estora näher hinsah, entdeckte sie Beispiele von Kunsthandwerk oder andere Gegenstände aus allen Provinzen des Königreichs. Dieser Mann war wirklich stolz auf seine Heimat.
    Das hatte Estora selbstverständlich schon gewusst. Sie hatte miterlebt, dass er bereit gewesen war, sein eigenes Leben zu opfern, um Sacoridien zu retten. Sie hatte einfach nicht erwartet, es auch in der Dekoration seiner Gemächer ausgedrückt zu sehen.
    Es klopfte, und dann betrat eine Waffe den Raum und kniete vor Zacharias nieder.
    »Berichte«, sagte der König.
    »Exzellenz, ein Eindringling – einige sagen, es waren zwei – ist aufs Burggelände gelangt und hat dabei drei Soldaten getötet. Die Wache ist hier und in der Stadt in Alarmbereitschaft und sucht nach diesen Personen. Wir durchsuchen auch die Burg.«
    »Das ist schrecklich«, murmelte der König. »Lasst mich sofort wissen, wenn die Eindringlinge festgenommen wurden.«
    »Selbstverständlich, Exzellenz.« Die Waffe zögerte und fügte dann hinzu: »Es gibt noch mehr.«

    König Zacharias zog die Brauen hoch. »Mehr?«
    »Ja. Die Reiterunterkunft steht in Flammen.«
    Der Terrier sprang herunter, als Zacharias aufstand und die Waffe ungläubig anstarrte. Estora blieb sitzen, als wäre sie zu Stein erstarrt.
    »Das Gebäude ist nicht mehr zu retten«, erklärte die Waffe. »Und mindestens ein Reiter ist den Flammen zum Opfer gefallen.«

SPURLOCK
    Weldon

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