Die Botin des Koenigs reiter2
FEX
Immer, wenn wir glauben, in diesem endlosen Krieg endlich die Oberhand gewonnen zu haben, verlieren wir eine Schlacht. Die Clans haben gelernt, ihre eigenen Magier im Kampf einzusetzen, und sie lassen sogar ihre Frauen kämpfen, weil wir die Männer so dezimiert haben. Zuerst haben wir gelacht, aber diese Frauen sind mitunter noch wildere Krieger als die Männer. Sie erinnern mich daran, wie wilde Tiere ihre Jungen verteidigen, ohne jede Zurückhaltung, mit Zähnen und Klauen. Wir haben ihnen so viel genommen, alles bis auf ihre Willenskraft, und sie kämpfen, als hätten sie nichts mehr zu verlieren.
Alessandros kann besonders eine dieser Frauen nicht ausstehen. Sie heißt Lil Ambriodhe, und sie führt eine Truppe von Reitern, die den Clans vor allem als Boten dienen. Sie führt sie sogar in die Schlacht. Diese Botenreiter verfügen nur über eine Spur der Kunst, aber schon das hat genügt, um Alessandros’ Pläne mehr als einmal zu vereiteln.
Nun heißt es, dass die Clans einen König gefunden haben. Sie nennen ihn Großkönig, und er soll die vereinten Clans anführen. Das ist zweifellos dem Einfluss von Santanara zu verdanken, dem Herrn der Elt im Norden, der die Clans dazu gebracht hat, zusammenzuarbeiten und zusammen zu kämpfen.
SPINNENNETZE
Karigan lag schaudernd im Gestrüpp auf dem Boden. Sie erinerte sich daran, dass sie beim letzten Mal nach der Zeitreise verblasst gewesen war, und berührte ihre Brosche, um dafür zu sorgen, dass sie auch ganz bestimmt fest und sichtbar war.
Aber ihr war so kalt! Und dann diese mörderischen Kopfschmerzen.
Sie kam auf die Knie hoch und verzog das Gesicht, als jede Bewegung die Kopfschmerzen noch schlimmer machte. Wärme. Sie musste wieder warm werden.
Sie nahm an, dass sie sich in ihrer eigenen Zeit befand, am gleichen Ort, wo sie sich von Lil getrennt hatte. Zumindest hoffte sie, dass es ihre eigene Zeit war. Dennoch, selbst das würde bedeuten, dass ihr Feuersteinpäckchen meilenweit entfernt war, wo Kondor am Wächterhügel auf sie wartete.
Sie brauchte ein Feuer, und wenn sie dafür Zweige aneinander reiben musste, und sei es für den Rest der Nacht. Sie zwang sich aufzustehen und taumelte umher, suchte im Mondlicht nach trockenem Holz.
Bildete sie sich das nur ein, oder wurde ihr Atem in der Luft zu Nebel? Ihr linker Arm war so taub, dass er beinahe nutzlos war. Nachdem sie einen Haufen Holz zusammengetragen hatte, hatte sie fast kein Gefühl mehr in den Fingern. Sie sackte neben dem Holzhaufen zusammen und schloss die Augen.
Nein, erklang ein leiser Schrei in ihr. Jetzt einzuschlafen wäre der Tod.
Aber sie war bereits ins Dunkel gesunken.
Ihr Körper bewegte sich ruckartig hin und her, und sehr gegen ihren Willen wurde sie aus der Umarmung gesegneten Schlafs in die Welt zurückgerissen. Sie schrie auf und fuchtelte mit den Armen, um nicht zu fallen.
Warmer Atem blies ihr ins Gesicht.
Sie öffnete die Augen und sah nur ein paar Zoll vor ihrer eigenen Nase eine Pferdeschnauze.
»Kondor«, murmelte sie und schloss wieder die Augen, um weiterzuschlafen.
Er packte mit den Zähnen ihren Jackenkragen und fing wieder an, sie zu schütteln.
Karigan kam endlich genügend zu sich, um zu begreifen, was los war. »Hör auf, Junge! Schon gut!«
Er ließ sie los und drehte den Kopf, sodass er sie mit einem braunen Auge beobachten konnte. Sie streckte eine zitternde Hand aus und streichelte seine Nase.
Irgendwie hatte er sie gefunden. Irgendwie war er vom Wächterhügel bis hierher gekommen. Und irgendwie war er vernünftig genug gewesen, sie aus einem Schlaf zu reißen, aus dem sie ansonsten nicht mehr erwacht wäre.
Später würde sie sich die Zeit nehmen, darüber zu staunen, ebenso wie über die Zeitreise, aber ihr war immer noch eiskalt. Sie griff nach dem Steigbügel und zog sich auf die Beine, dann suchte sie in ihren Satteltaschen und fand das Feuersteinpäckchen.
Sobald sie ein tosendes Feuer vor sich hatte, wickelte sie sich in ihre Decke und setzte sich davor. Sie zitterte immer noch, als säße sie in einem Schneesturm und nicht an einem milden Sommerabend am Lagerfeuer.
Sie legte Holz nach, bis ihre Augen wieder zufielen und sie einschlief. Diesmal war es kein Todesschlaf.
Kondors leises Wiehern weckte Karigan. Zischeln und Flüstern erklang aus der Dunkelheit hinter dem niedergebrannten Lagerfeuer. Sie setzte sich ruckartig auf, und das Flüstern verklang sofort. Sie blinzelte verschlafen, versuchte, ganz und gar wach
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