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Die Botin des Koenigs reiter2

Die Botin des Koenigs reiter2

Titel: Die Botin des Koenigs reiter2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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ihre Erinnerungen, Gefühle, Ansichten und Schichten von Wissen durch. Dieser Übergriff bewirkte, dass ihr schlecht wurde und dass sie sich noch verwundbarer fühlte. Er begab sich an Orte, die zu betreten er kein Recht hatte, in ihre tiefsten Gedanken und Gefühle, und legte alles offen – die Trauer um ihre Mutter, Szenen aus ihrer Kindheit, eine Geburtstagsfeier für ihren Vater, ihre Verwirrung wegen König Zacharias …
    Sie konnte nichts weiter tun, als ein geistiges Wimmern auszustoßen, wenn er in ihr herumtastete. Sie war nicht dazu gerüstet, einen solchen Angriff abzuwehren.
    Hin und wieder war er grausam, aus keinem anderen Grund als dass es ihn amüsierte. Er pflanzte Bilder von Menschen, die sie kannte und liebte, in ihren Kopf. Dann enthauptete er einen nach dem anderen oder zog ihnen die Haut ab. Mara wurde an einem Spieß über einem Feuer gebraten. Der Hauptmann wurde vom Hals bis zum Bauch aufgeschlitzt, und ihre Innereien fielen aus der klaffenden Wunde. Ihr Vater wurde über die Reling eines Handelsschiffs ins Meer geschleudert, in dem es von Haien nur so wimmelte. Das Wasser färbte sich rot und schäumte rings um ihn, während er schreiend um sich schlug.
    In dem Bild von Zacharias ließ er Karigan ein Schwert schwingen und dem König Arme und Beine abschlagen. Dann griffen die Terrier ihn an und fraßen so gierig, dass sich ihr helles Fell scharlachrot färbte.
    Karigan schrie im Geist, aber sie konnte den Schrei nicht
zu einer körperlichen Handlung machen, konnte keinen Laut über die Lippen bringen. Die Bilder waren so intensiv, als wären sie Wirklichkeit.
    Er beherrschte sie, er prüfte sie, er brach ihren Willen.
    In einem kurzen klaren Augenblick fragte sie sich, was aus dem kleinen Jungen geworden war, der mit Spielzeugsegelbooten in einem Springbrunnen gespielt hatte, aus dem jungen Abenteurer, der sich immer wieder auf die Suche begeben hatte. Auf ihre Fragen kam nur spöttisches Schweigen zurück. Und dann lichtete sich der Nebel plötzlich. Er verließ sie wieder, um seine Pläne auszuführen.
    Nun war sie endlich im Stande, ihre Umgebung wahrzunehmen. Zum ersten Mal im Leben sah sie den Wall. Der Wall, der den Schwarzschleierwald zurückhielt; der Wall, der auch ihn aufhalten sollte.
    »Helft mir«, flüsterte sie, aber niemand hörte sie. Eine gewisse Unruhe war nahe dem Wall wahrzunehmen. »Helft …« Warum konnten ihre Freunde sie nicht hören? Warum halfen sie ihr nicht?
    Ich höre dich.
    Es war die Stimme von Lil Ambrioth.
    Die Welt drehte sich, als Karigan sich umsah, und sie sackte gegen Kondors Schulter. Er wieherte ihr leise zu. Die Netze und Bilder, in denen ihr Geist sich verfangen hatte, waren so intensiv, dass sie ihr Gleichgewicht nicht finden konnte. Sie sah nichts von Lil bis auf ein blasses Augenpaar, das sie anschaute.
    Du musst ihn aussperren, sagte Lil.
    »Das … das kann ich nicht. Er ist zu mächtig.«
    Das hatte ich befürchtet.
    »Bitte hilf mir.«
    Ich will ja, aber ich bin nicht sicher, was ich tun soll.

    Lils Worte ärgerten Karigan. »Du bist der Erste Reiter – du musst es doch wissen!«
    Geisteraugen blitzten. Ich mag der Erste Reiter sein, aber ich bin nicht allwissend. Diese Macht haben nur die Götter.
    »Hilf mir …« Karigan Zorn wich der Verzweiflung. »Er wird zurückkommen.«
    Ich tue, was ich kann, um deinen Geist zu stützen, aber bisher hat es nicht funktioniert.
    Wilde Magie kochte in Karigans Arm. Sie stellte sie sich vor wie ein hungriges, unersättliches Tier, das an ihrem Leben und ihrer Energie fraß, bis nichts mehr übrig war. Diese wilde Magie gestattete ihm, sie zu beherrschen. Wenn sie nur fliehen und sich verstecken könnte, aber wo sollte sie sich verbergen?
    Der Nebel, der ihren Geist umgab, hob sich weiter und ließ Sonne herein. Karigan fühlte sich erheblich besser als seit Tagen. Plötzlich konnte sie wieder klar denken.
    Die wilde Magie hatte mehr getan, als nur Mornhavon zu gestatten, sie zu beherrschen. Vielleicht, dachte sie, war das mit dem Verstecken keine Frage des Wo, sondern des Wann.
    Wegen der wilden Magie war sie in die Vergangenheit und in die Zukunft gereist. Und wenn sie eine »Zukunft« haben wollte, musste sie jetzt kämpfen.
    Zerstreut streichelte sie Kondors Hals, während sie über ihre wahnsinnige Idee nachdachte. Dann sah sie wieder Lil Ambrioths Augen vor sich.
    »Es gibt etwas, was wir versuchen können, aber ich brauche deine Hilfe.«
    Karigan erläuterte Lil ihren Plan. Als sie fertig war,

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