Die Botin des Koenigs reiter2
Karigans Erinnerung wusste Lil, dass der ehemalige Träger der Brosche, F’ryan Coblebay, einmal das Gleiche getan hatte, um Karigan zu helfen, einen Gegner im Schwertkampf zu besiegen.
Ihre Essenz floss durch Karigans Körper, durch ihre Glieder bis in die Finger und Zehen. Sie dehnte sich in Karigans Geist aus, schirmte ihn gegen Mornhavons Einfluss ab. Für Lil war es, als zöge sie einen warmen Umhang über, obwohl Karigans Körper kühler war, als er hätte sein sollen.
Sie roch Erde und spürte sie unter ihrer Wange. Ein Farnwedel kitzelte ihren Hals, und warmes Sonnenlicht berührte sie sanft. Für eine, die so lange in der Geisterwelt gewandelt war, war dieses Erwachen der Sinne eine Ekstase.
Mornhavon griff den Schild an, den sie um sich und Karigan errichtet hatte, er hämmerte dagegen, und Lil wusste, dass sie ihm nicht ewig standhalten könnte. Sie ließ Karigan sich hinsetzen, die Augen öffnen und ihr Messer ziehen. Das ließ Mornhavon stutzen.
Sie drehte das Messer, sodass die Spitze Karigans Rippen berührte, unter ihrer Brust. Sie packte den Griff mit beiden Händen.
Das wagst du nicht, sagte Mornhavon.
»Woher willst du das wissen?«
Du hast in der Vergangenheit oft genug zu täuschen versucht.
»Aber nicht immer, oder?«
Mornhavon antwortete nicht; er dachte nach. Dazu durfte sie ihm keine Zeit lassen.
Sie packte das Messer fester, hoffte, dass Karigan ihr verzeihen würde, und stieß es sich ins Fleisch.
Es tat so weh! Lil hatte vergessen, wie es sich anfühlte, wenn kalter, scharfer Stahl Haut und Muskeln durchdrang. Sie keuchte ungläubig und wollte unbedingt aus Karigans Körper fliehen, aber das durfte sie nicht. Noch nicht.
Der Wald rings um sie herum tobte. Äste wurden abgerissen, ein Baum wurde entwurzelt und fiel hinter sie.
Lils Plan war erfolgreich gewesen. Mornhavon hatte Karigans Körper verlassen, denn er fürchtete, sein eigenes Leben zu verlieren, wenn Karigan starb. Lil zog das Messer wieder heraus, und Blut spritzte über Karigans Hemd.
Mornhavon war in der Zukunft geblieben, und nun war es Zeit, in die Gegenwart zurückzukehren.
Als sie schon auf dem Weg war, hörte sie Mornhavons Stimme hinter sich: Du kannst nicht verhindern, dass der Wall fällt!
STRASSE DES LICHTS
Die Erdriesen zogen Tierny vom Pferd, und sie verschwand unter wirbelnden Keulen, die mit Übelkeit erregendem Krachen ihr Ziel fanden. Soldaten, die keine Pferde mehr hatten, hatten sich in Formation aufgestellt, Rücken an Rücken, und schlugen nach ihren Angreifern. Yates hielt Dale umfangen, sodass sie bei ihm im Sattel blieb, lenkte sein Pferd mit ihren Beinen und schlug nach dem Erdriesen neben sich.
Garth schaffte es nicht, in den Sattel zu kommen, denn die Erdriesen umschwärmten ihn, als fühlten sie sich von seiner Größe besonders herausgefordert. Also stellte er sich dem Feind zu Fuß und kämpfte, das Schwert in einer, das Messer in der anderen Hand. Sein Pferd hielt ihm den Rücken frei; ein Huftritt brach einen Erdriesenschädel.
Laren riss Sperling herum. Blut tropfte von ihrem Säbel. Da die Riesen keine Rüstung trugen, waren sie nicht allzu schwer zu töten. Das Problem war ihre schiere Anzahl.
So viel zum Thema Rückzug, dachte sie. Sie konnten einfach nicht durchbrechen.
Der Geist beobachtete den Kampf von seinem Platz nahe der Bresche aus. Er kämpfte nicht mit, sondern stand nur da, eine Unheil verkündende Präsenz, ein stiller Anführer dieser barbarischen Truppe.
Laren schlug nach dem Handgelenk eines Erdriesen, und
sein Heulen hallte vom Wall wider. Die Keule fiel gegen Sperlings Fessel, sodass er bockte und damit die Riesen hinter sich vertrieb.
Mehr Soldaten fielen. Justin wurde vom Pferd gerissen und zum Opfer blutiger Keulen. Yates schrie auf, hin und her gerissen zwischen dem Bedürfnis, Dale in Sicherheit zu bringen, und dem Impuls, an die Seite seines Freundes zu eilen.
Wie lange noch, bis die Erdriesen sie alle getötet hätten?
Dann fiel der Angriff mit einer Plötzlichkeit, die Laren nicht begreifen konnte, auseinander. Sie glaubte nicht an Wunder und konnte sich nicht erinnern, wann sie zum letzten Mal eine Kapelle auch nur betreten hatte. Sie schwor im Namen der Götter, doch sie war nicht religiös. Als die Erdriesen plötzlich ihre Angriffe einstellten, kam sie jedoch zu dem Schluss, dass dies eine Kerze in einer Kapelle wert sei.
Die Erdriesen begannen zu winseln und zu heulen. Einige Reiter nutzten den Vorteil und fingen an, sie
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