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Die Botin des Koenigs reiter2

Die Botin des Koenigs reiter2

Titel: Die Botin des Koenigs reiter2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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tief und sank in einen scheinbar friedlichen Schlaf.

TAGEBUCH DES HADRIA EL FEX
     
     
     
     
    Alessandros hat uns verraten. Er hat alles verraten. Sein Wahnsinn zerstört die Ideale, auf denen das Kaiserreich gründete, er zerstört diese Welt, und jetzt hat er selbst jene vernichtet, die sich immer wieder als loyal erwiesen haben. Ich kann kaum schreiben, weil meine Hand vor Empörung und Trauer zittert. Tränen lassen alles vor meinen Augen verschwimmen.
    Alessandros hat etwas Schreckliches getan. Er hat heute ein Opfer gebracht – keine Gefangenen, keine Sklaven, nicht einmal Elt.
    Ich war gerade von einem Feldzug im Westen zurückgekehrt, und meine Männer und ich waren kaum aus dem Sattel gestiegen, als wir zusammen mit anderen aus Stadt und Palast von Alessandros’ Wachen in die große Halle gedrängt wurden. Wir waren verwirrt und wussten nicht, was wir erwarten sollten.
    Alessandros stand auf einer Plattform – wenn ich es mir recht überlege, kann man wohl von einer Bühne sprechen – vor geschlossenen Vorhängen. Er erklärte, er habe Neuigkeiten, bedeutende Neuigkeiten, die uns endlich den Sieg in diesem Krieg sichern würden. Lauter Jubel ertönte, und die Leute riefen seinen Namen. Lächelnd hob er die Hand und bat so um Schweigen.
    Als wieder Ruhe eingekehrt war, erklärte Alessandros, er
habe den Schwarzen Stern unermesslich stärker gemacht, und nun sei er die größte Waffe, die die Welt je gesehen hatte. Um das zu tun, hatte er Opfer bringen müssen, aber wir sollten nicht traurig sein, sagte er. Die Opfer würden so viele Leben retten. Die Versammelten wurden ein wenig unruhig, und ich fragte mich, was er diesmal getan hatte.
    Dann ließ er den Vorhang verschwinden.
    In gemessenen Reihen saßen auf der Bühne die von allen als Helden verehrten Krieger des Löwenregiments. Unsere besten und tapfersten Soldaten, der Stolz des Kaiserreichs. Sie trugen Waffenröcke aus reinstem Weiß mit Goldbordüren. Brüllende Löwen waren in Rot und Gold auf die Brust gestickt. Unter diesen Röcken trugen sie ihre goldene Paraderüstung, glitzernd im Licht der Prismen. Die goldenen Helme standen zu ihren Füßen, und nackte Schwerter lagen quer über ihren Knien.
    Renald saß mit den anderen Offizieren in der ersten Reihe, sein Waffenrock geschmückt mit den glitzernden Tapferkeits-und Verdienstorden. Um die Taille trug er den goldbeschlagenen Gürtel, den ich ihm geschenkt hatte, als er zum Hauptmann befördert worden war. Die Gürtelschnalle hatte die Form eines Löwenkopfes.
    Mein Knappe, mein Junge, der tapfere Krieger.
    Sie waren tot. Alle.
    Grobe Stiche hielten die Risse an ihren Kehlen zusammen. Man hatte ihnen alles Blut ausgesaugt, und ihre Haut war so weiß wie ihre Hemden. Münder klafften grotesk, Lippen waren zurückgezogen, und ihre Augen waren verdreht, sodass nur noch das Weiße zu sehen war. Leichen, die man angezogen und platziert hatte wie makabre Puppen; eine Parodie dessen, was diese Männer einmal gewesen waren.
    Wir brauchten alle eine ganze Weile, bis wir es begriffen.
Zunächst waren wir zu verblüfft, dann erklang lautes Klagen, als die Versammelten Freunde und Geliebte unter den Löwen von Arcosia erkannten, Brüder, Väter, Söhne und Ehemänner.
    Ich habe nie bessere Männer gekannt, und Renald war einer der besten von ihnen. Ein barmherziger Feind, ein überaus loyaler Freund. Die Löwen hatten geschworen, für Arcosia zu sterben. Aber nicht auf diese Weise.
    Noch während mein Körper von dem Schock wie betäubt war, ging Alessandros zu den Leichen, sah sie liebevoll an, legte hier die Hand auf eine Schulter, berührte dort einen Arm. Er habe dieses Opfer zum Wohl von Mornhavonia gebracht, erklärte er. Es war die freie Entscheidung der Soldaten gewesen, ihr Leben aufzugeben, um den Schwarzen Stern zu stärken. Sie waren nun Märtyrer, sagte er, und sollten als solche gepriesen werden.
    Unter den Versammelten roch es nach Erbrochenem, und lautes Weinen war zu hören, aber viele schienen finster entschlossen zu sein, alles zu glauben, was Alessandros sagte, als könnte das ihren Schmerz mildern. Ich glaubte ihm nicht. Ich konnte es einfach nicht.
    Später rief er mich in seine Gemächer und gestand, dass die Löwen nicht gewusst hatten, was ihnen bevorstand, dass sie einer nach dem anderen zu ihm geführt worden waren und er sie systematisch abgeschlachtet hätte wie Vieh. Die Worte kamen bebend aus seinem Mund, und sein Fuß zuckte nervös.
    Er gestand mir das, als wäre ich

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