Die Botin des Koenigs reiter2
werden.
Der Schnee wurde zu einem stechenden Hagel aus Eiskristallen, als das Ungeheuer schlitternd vor ihr zum Stehen kam. Sie konnte nur seine Umrisse sehen. Es schnaubte und scharrte, und sie malte sich aus, wie die großen Nüstern sich blähten, als es sie witterte.
Es kam noch ein paar Schritte näher, und immer noch konnte sie keine Einzelheiten erkennen. Es schien durch die Dunkelheit zu sickern, als wäre es ein Teil der Nacht selbst. Hatte es Hufe oder scharfe Klauen? Oder schlängelte es sich durch den Wald, wie es eine Schlange tun würde?
Was bist du?, fragte Karigan und zitterte vor Kälte und Angst.
Das Ding bäumte sich vor ihr auf, höher noch als die
Baumwipfel, und die Vorderbeine mit den Klauenfüßen reckten sich hoch vor dem fallenden Schnee. Es heulte in die Nacht hinaus.
Entsetzt schrie Karigan und stieß den Ast nach dem Bauch des Ungeheuers. Das Geschöpf brüllte, aber die behelfsmäßige Waffe fügte ihm keinen Schaden zu; sie wurde einfach in den Körper absorbiert.
Das wird auch mit mir passieren. Es würde sie absorbieren und vernichten. Daran hatte sie keine Zweifel.
Sie drehte sich um und rannte, nutzte Kraftreserven, die eigentlich nicht mehr vorhanden waren. Sie rannte ziellos weiter, überzeugt, dass sie nicht mehr lange leben würde.
Das Geschöpf rannte hinter ihr her. Sie konnte beinahe seinen Atem in ihrem Nacken spüren, und sie wusste, sie musste in Reichweite der schnappenden Kiefer und reißenden Krallen sein.
Sie wollte nicht sterben. Sie wollte nicht, dass es so zu Ende ging.
Sie taumelte ein steiles Ufer hinunter, und dann rutschten ihre Füße unter ihr weg. Sie fiel auf eine feste Oberfläche, einen Teich, der mit glitzerndem Eis überzogen war. Der Wind hatte den Schnee weggefegt.
Ihr Schwung ließ sie weiterrutschen und sich drehen. Sie starrte in das Eis, und es war, als schaue sie in den Himmel, der sich unter dem Glas drehte, denn dort waren hell glitzernde Sterne zu sehen. Weiter und weiter glitt sie, drehte sich über den Himmel.
Es gab einen Riss im Eis – sie fürchtete, dass ihr Gewicht sie einbrechen ließe, aber sie rutschte sicher darüber hinweg.
Das Geschöpf hielt am Rand des Teichs inne und zögerte zunächst. Aber da seine Beute so nahe war, ließ es alle Vorsicht beiseite und stürzte sich aufs Eis, zuerst mühsam nach
Halt suchend, dann streckte es die Krallen aus, um sich auf der glatten Oberfläche halten zu können.
Karigan versuchte, wieder auf die Beine zu kommen, aber sie rutschte erneut. Eissplitter flogen, als das Geschöpf auf sie zusprang und seine Krallen die gefrorene Oberfläche aufrissen.
Also gut, das war’s dann. Karigan schloss die Augen und glaubte, ihr Ende erreicht zu haben.
Aber es kam anders. Das Splittern von Eis wurde lauter und ließ sie aufblicken. Das Geschöpf hatte die Stelle mit dem Riss erreicht, die nun unter seinen Füßen nachgab. Es kreischte und schlug um sich, versuchte, sich wieder auf festes Eis zurückzukämpfen, aber es brach dabei nur noch mehr ein. Es sank und tauchte nicht wieder auf.
Das gebrochene Eis ließ den Himmel frei, der darunter eingeschlossen gewesen war. Klare, dunkle Nacht, ohne jegliches Schneegestöber, breitete sich von dem Loch aus nach oben aus und brachte eine Galaxis von Sternen mit.
Über alle Maßen erschöpft, legte Karigan den Kopf auf den Unterarm und seufzte tief.
Als sie den Schrei hörten, eilten sie an Karigans Seite.
»Was ist los?«, wollte Garth wissen.
Ty zuckte mit den Achseln.
Karigan hatte eine der Decken praktisch weggeschleudert. Träumte sie? War es ein Albtraum? Laren konnte es nicht sagen, hielt es jedoch für ein gutes Zeichen, besser als die völlige Bewusstlosigkeit.
Karigan schlug noch ein paar Mal um sich, dann wurde sie schlaff und atmete schwer.
»Seht doch.« Garth zeigte auf ihren linken Arm.
Zunächst glaubte Laren, dass Karigan blutete, aber was
aus ihrem Arm kam, war eine schwarze, ölige Substanz. Laren hatte so etwas schon einmal gesehen, vor zwei Jahren im Thronsaal der Burg. Die Substanz floss auf den Boden, dann rutschte sie hin und her in die Ritzen zwischen den Steinfliesen, als versuche sie, einen Fluchtweg zu finden. Sie fand keinen. Plötzlich verdampfte sie mit einem Zischen.
»Ihr Götter!«, rief Garth. »Was war das?«
Merdigen war näher gekommen und schaute ihnen über die Schultern. »Vergiftete wilde Magie. Das Mädchen ist ohne sie besser dran.«
Als wolle sie diese Worte bestätigen, seufzte Karigan
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