Die Botin des Koenigs reiter2
der Erdriesen in die Provinz D’Ivary, wo die ehemalige Lordstatthalterin ihnen zu bleiben erlaubt hätte, wo sich aber unter ihrem Nachfolger so vieles verändert hatte.
Mehrere sprachen von ihren Lieben, die nun tot oder vermisst waren; sie erzählten von vergewaltigten Frauen. Eine Mutter berichtete, dass ihre Zwillingstöchter von den Söldnern verschleppt worden seien. Die Mädchen waren erst acht Jahre alt gewesen.
Zacharias’ Miene veränderte sich nicht. Er sah nur seine Lordstatthalter an und beobachtete sie interessiert. Lord Coutres Miene wurde weicher. Er war selbst Vater von drei Töchtern, deren jüngste erst acht Jahre alt war. Er erhob sich, um die weinende Mutter zu trösten.
Obwohl Laren bereits von den Gräueltaten gewusst hatte, war sie von diesen persönlichen Berichten erschüttert, und nun wusste sie, dass Zacharias recht gehabt hatte, Coutres Forderungen nicht nachzugeben, nur um seine Unterstützung zu erlangen. Der Fall musste unparteiisch betrachtet werden, und die Zeugen mussten zum Herzen jedes Lords sprechen können, der sich hier im Saal befand.
Zacharias hatte sie und alle anderen wieder einmal überrascht. Er war so beeindruckend und brillant, wie seine Großmutter Königin Isen es gewesen war, und Laren schämte sich, dass sie je an ihm gezweifelt hatte.
Die Zeugenaussagen waren nicht nur vernichtend, sondern auch emotional erschöpfend, und als der letzte Zeuge den Saal verließ, senkte sich tiefes Schweigen herab.
Schließlich sagte Zacharias: »Nun können wir mit der Debatte beginnen.«
Aber niemand sagte etwas. D’Ivary starrte seine Kollegen an, suchte nach einem Anzeichen von Milde.
»Diese … diese Leute haben gelogen!«
»Alle?«, fragte Lord Adolind leise. »Die Soldaten des Königs, der Söldner, Eure eigenen Untertanen?«
»Ihr habt das Vertrauen der Bürger von Sacoridien verraten«, sagte Lady Bairdly, »und das von uns allen.«
D’Ivary wurde noch bleicher. »Aber ich habe all das nicht getan! Ich …«
»Ihr habt es befohlen oder es geduldet«, erklärte der junge Lord Penburn angewidert. »Ihr habt gestattet, dass diese Dinge geschahen, und Ihr habt dabei mitgewirkt.«
»Das war ein schrecklicher Missbrauch von Macht und Vertrauen«, fügte Lady Bairdly hinzu.
D’Ivarys Stimme bebte. »Aber … ich kann es wiedergutmachen. Ich werde ihnen helfen.«
»Dafür ist es zu spät«, sagte Lord Adolind.
Er hatte die Flüchtlinge in seiner Provinz aufgenommen, wusste Laren, und verstand gut, welchen Problemen sie an der Grenze gegenübergestanden hatten. Sie hatte gesehen, wie ungläubig er den Berichten der Zeugen über die Schrecken gelauscht hatte, denen sie in der Provinz D’Ivary ausgesetzt gewesen waren.
»Gibt es jemanden hier«, fragte Zacharias, »der an Lord D’Ivarys Schuld zweifelt?«
Lord Oldbury schien mit sich zu ringen, aber er meldete sich nicht zu Wort.
»Also gut«, sagte Zacharias.
»Bitte«, flehte D’Ivary, »lasst Gnade walten. Ich habe eine Familie.«
»Eine Familie zu haben hat Euch nicht davon abgehalten, den Flüchtlingen die ihren zu nehmen«, sagte Lord Coutre.
D’Ivary starrte auf die Tischplatte.
Zacharias faltete die Hände vor sich. »Für gewöhnlich ist es meine Entscheidung, welche Strafe zugemessen wird. Diesmal jedoch möchte ich diese Entscheidung abgeben.«
Auf sein Wort wurde einer der Grenzbewohner hereingebracht. Laren erkannte ihn. Luchs hatte ihn mit zur Audienz gebracht, um über die Grausamkeiten in D’Ivarys Provinz zu berichten.
»Das hier ist Drogan Atkins«, sagte Zacharias. »Er hat dank Lord D’Ivary viel verloren. Ich habe ihn gebeten, mit seinen Leuten zu sprechen und eine angemessene Strafe zu finden.«
D’Ivary verlor plötzlich die Beherrschung und fing an zu schluchzen. Niemand zeigte Mitleid. Zweifellos hatte er geglaubt, die schlimmste Strafe könne in einem Hausarrest unter Bedingungen bestehen, die seiner Stellung angemessen waren, aber stattdessen stand er nun der Feindseligkeit und Rache genau der Menschen gegenüber, denen er solche Qualen bereitet hatte.
Laren musste Zacharias Beifall zollen. Seine Lords würden sicher erkennen, wie gerecht es war, die Grenzleute die Strafe festlegen zu lassen. Und Zacharias brauchte auf diese Weise selbst keine Strafe festzulegen, die seine Lordstatthalter ihm irgendwann vorwerfen könnten.
»Wie lautet Eure Entscheidung?«, fragte Zacharias Atkins.
»Wir haben lange und ausführlich debattiert. Wir wollen, dass D’Ivary sein
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