Die Botin des Koenigs reiter2
und Barrieren.
Das Bewusstsein erschien wieder an der Oberfläche, diesmal als Feuchtigkeit, die von den Wurzeln eines schlaffen, dunklen Farns aus dem Boden gesogen wurde. Sie verband sich mit einem Insekt, das auf schwirrenden Flügeln davonflog. Durch Facettenaugen entdeckte es eine junge Flugechse, die am Kadaver eines unglücklichen Beutetiers zerrte und Fleisch verschlang, sodass sich ihr geschwungener, schuppiger Hals blähte.
Das Insekt ließ sich auf der Echse nieder, um ihr Blut zu trinken, und gab dem Bewusstsein damit die Möglichkeit, sich einen neuen Wirt zu nehmen. Die Flugechse begann aufgeregt zu flattern, als sie den Eindringling spürte, aber das Bewusstsein verhielt sich ruhig, spürte den Hunger und den Blutdurst des Geschöpfs, spürte die Wärme der Beute in seiner Kehle und im Magen.
Die Flugechse hatte ebenfalls nichts weiter als niedere Instinkte, kannte nur ihre Bedürfnisse, war ein vollkommen wildes Tier mit finsterem Herzen. Das Bewusstsein beschloss, sie sich zu nehmen.
Die Echse kämpfte gewaltig dagegen an, riss den Kopf widerstrebend nach allen Seiten, aber es dauerte nicht lange, bis das Bewusstsein sie überwältigt hatte.
Durch die Augen der Flugechse wurde die Welt des Gefängnisses, in dem sich das Bewusstsein befand, schärfer – der Kontrast von dunklen Baumschatten und grauem Nebel, Holz, das langsam verrottete, Insekten, die durch das trübe Licht flogen, die weichen Moose, die am Boden einen Teppich
bildeten. Etwas schlürfte in einem schwarzen Tümpel, erweckte das Interesse der Echse und ließ in ihrem Geist den Gedanken an Beute aufblitzen.
Das Bewusstsein beruhigte die Beutegier der Flugechse und sandte abermals seine tastenden Fühler durch den Wald. Die Hüter hatten noch nicht bemerkt, dass es erwacht war. Etwas anderes hatte ihre Aufmerksamkeit beansprucht: Sie versuchten, die andere Seite des Walls zu erreichen.
Fasziniert von ihrer Konzentration, versuchte das Bewusstsein, es ihnen nachzutun.
Es lockerte seine Herrschaft über die Flugechse ein wenig, sodass sie fliegen konnte. Der Echse breitete die Flügel aus, flatterte und schraubte sich nach oben, wich geschickt den miteinander verflochtenen Ästen aus und erhob sich schließlich über die Wipfel. Über dem Wald hing dichter Nebel, aus dem nur die höchsten Bäume aufragten. Selbst oberhalb des Waldes war der Nebel dicht und die Sonne nur eine trübe weiße Scheibe.
Das Bewusstsein zwang die Flugechse unerbittlich nach Norden, zum Wall, und suchte nach der Stelle, an der es einmal Schwäche wahrgenommen hatte.
Es dauerte nicht lange, bis die Nebelschwaden rissen und der Wall direkt vor ihm lag. Die Echse konnte gerade noch rechtzeitig den Kurs verändern, um einen Zusammenstoß zu vermeiden. Das Bewusstsein veranlasste das Geschöpf zu einem Gleitflug direkt am Wall entlang.
Helligkeit tauchte auf, wo Wall hätte sein sollen, und zeigte, wo sich die Schwachstelle befand. Das Bewusstsein zwang die Flugechse, auf dem niedrigen Teil des Walls zu landen, und ihre Krallen kratzten auf dem Stein, als sie flatternd versuchte, das Gleichgewicht zu bewahren. Die Echse reckte den Schlangenhals und blinzelte zur anderen Seite des Walls hin.
Das Sonnenlicht war dem Geschöpf nicht vertraut und viel zu hell. Es senkte dünne Membranen über die Augen, um sie zu schützen.
Eine Unzahl von Gegenständen, die sich im Wind blähten, erfüllte die Welt dort unten, und dazwischen bewegten sich viele Lebewesen.
Menschen, drang unwillkürlich ein Begriff aus seiner Erinnerung. Sie waren überall, diese Menschen, bewegten sich, blühten. Und es gab hier auch Macht.
Eine Macht, die das Bewusstsein an jene erinnerte, die es gefangen hielten. Irgendwo unter diesen Menschen gab es einen, der mit den Hütern sprechen, der die Schwachstelle im Wall wieder stärken konnte. Einen, der das Gefängnis des Bewusstseins für immer schließen konnte.
Hunger grollte im Bauch der Flugechse, und sie richtete den Blick auf diesen einen, der nun vom Wall wegging.
Die Hüter wählten ausgerechnet diesen Augenblick, um wahrzunehmen, dass das Bewusstsein erwacht war. Schrecken zuckte durch den Wall und unter den Krallen der Echse. Verdutzt flatterte sie wieder auf.
Komm zurück zu uns, Uralter, riefen die Stimmen.
Überwältigt verlor das Bewusstsein die Beherrschung über die Flugechse. Das Geschöpf legte die Flügel an, um zu beschleunigen, und stieß auf den Rücken des Mannes nieder, die Krallen ausgestreckt.
Männer zeigten
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