Die Botin des Koenigs reiter2
und zerfleddert. Die durchsichtigen Lider zuckten zurück, und die Flugechse tat ihren letzten rasselnden Atemzug.
Das Bewusstsein floss aus dem Blut der Echse, drang in das Moos unter ihr. Erschöpft von seinem Kampf sowohl mit der Echse als auch mit den Hütern sank es mit einem letzten Gedanken in den Schlaf: Was bin ich?
TAGEBUCH DES HADRIAX EL FEX
Die Clans erweisen sich als schwieriger zu unterwerfen, als wir anfänglich dachten. Sie wollen nichts davon hören, sich dem Reich anzuschließen, und weigern sich, den Einen Gott anzunehmen. Sie haben sich sogar in unsere Lager geschlichen und uns bestohlen, und sie halten es offenbar für einen gewaltigen Spaß, so etwas vor der Nase eines überlegenen Volkes zu tun.
Alessandros’ Antwort auf ihren Verrat war ein Über fall auf ein nahe gelegenes Dorf, um ein Exempel zu statuieren. Ihr heidnischer Altar wurde zerstört, der Mondpriester verbrannt. Dann machten wir uns daran, ihre Langhäuser niederzubrennen, wohin sich die Frauen und Kinder verängstigt zurückgezogen hatten. Es war unangenehm, aber erforderlich.
Die Dorfkrieger kämpften leidenschaftlich, aber wir wurden mit Hilfe unserer Explosiva schnell mit ihnen fertig. Alessandros ist erfreut über die Erfolge dieses Tages. Nun, so glaubt er, werden die anderen Dörfer und Clanoberhäupter erkennen, wie dumm es war, sich dem Kaiserreich zu widersetzen.
Ich zumindest bin erleichtert, dass unsere Palisade beinahe vollendet ist.
SCHWERTKUNST
Hauptmann Mebstone tauchte die Feder ins Tintenfass, aber sie hielt inne, bevor sie den Stapel von Papieren unterzeichnete.
»Gibt es noch etwas, was du dem Bericht hinzufügen möchtest?«
»Ich denke, das war alles.« Karigan hoffte, dass der Hauptmann das Zögern in ihrer Stimme nicht bemerkte.
»Ich weiß, dass es nicht einfach war, diese schrecklichen Ereignisse wieder und wieder zu erzählen, aber der König ist erfreut darüber, dass du dich so anstrengst, einen möglichst genauen und detaillierten Bericht zu geben.«
Karigan nickte und starrte ihre Hände an, die sie im Schoß gefaltet hatte. Sie hatte dreimal vor dem König und seinen Beratern gestanden und sich über die Reise der Delegation und ihr katastrophales Ende ausfragen lassen. Die Berater des Königs hatten eine Frage nach der anderen gestellt.
Warum habt Ihr geglaubt, die Lichtung sei gefährlich?
Wo wart Ihr, als der Kampf ausbrach?
Warum, glaubt Ihr, wollte der Eleter mit Euch sprechen?
Warum habt Ihr Euch beim Kampf nicht dem Haupttrupp
angeschlossen?
Der König befragte Karigan ruhiger und sanfter als seine Berater,
als wäre er einfühlsamer gegenüber dem, was sie durchgemacht hatte. Und er hörte mehr zu, als dass er selbst sprach. Er lauschte angespannt, wenn sie antwortete; vielleicht war auch »intensiv« das bessere Wort. Er saß dort auf seinem Thron, das Kinn auf die aneinandergelegten Fingerspitzen gestützt, den Blick auf Karigan konzentriert, als könnte er mehr herausfinden, wenn er sie genau beobachtete, statt nur ihren Worten zu lauschen.
Jedes Mal dauerte es Stunden, und am Ende waren sie alle nicht zufriedener als am Anfang.
Nun saß Karigan in Hauptmann Mebstones Quartier und ging das Ganze noch einmal durch. Der Hauptmann hatte sie nicht unbedingt scharf verhört – immerhin war sie dabei gewesen, als die anderen ihre Fragen gestellt hatten –, aber sie hatte die Ereignisse, die in Karigans schriftlichem Bericht niedergelegt waren, noch einmal nachprüfen wollen.
Jedes Mal musste Karigan diese Nacht des Schreckens auf der Lichtung aufs Neue durchmachen, und die Bilder der Metzelei kehrten zurück. Dann hatte sie wieder die zerbrochenen Fesseln auf der Steinplatte vor ihrem geistigen Auge und den Geist, der mit dem Knochenfinger auf sie zeigte und »Verräter« flüsterte.
Sie versuchte, die Fragen so ausführlich wie möglich zu beantworten, aber eins hielt sie selbst gegenüber dem Hauptmann zurück: das Versagen ihrer besonderen Fähigkeit während des Kampfs. Sie wusste nicht, wieso sie es nicht aussprach – nicht aussprechen konnte. Vielleicht schämte sie sich, oder vielleicht hatte sie das Gefühl, das Problem würde sich mit der Zeit von selbst lösen. Vielleicht hatte sie zu große Angst, um laut zuzugeben, dass ihre Fähigkeit sie verlassen hatte.
Es hatte Zeiten gegeben, in denen sie sich gewünscht hatte,
diese Fähigkeit würde verschwinden, sodass sie das Leben führen konnte, das sie geplant hatte; aber nun, da sie
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