Die Botin des Koenigs reiter2
Mannes ununterbrochen bewachten, aber offenbar blieb ihm nichts anderes übrig.
»Wenn Ihr mir folgen möchtet.« Uxton drehte sich um, um sie in den Schatten des Walls zu führen.
ALTON AN DER BRESCHE
Die Kälte im Schatten des Walls drang durch Altons Jacke und bewirkte ein unerwartetes Schaudern. Sobald er vor der Bresche stand, schienen sein Onkel und Sergeant Uxton in den Hintergrund zu rücken. Es gab nichts anderes mehr als ihn selbst und den Wall.
Die Bresche war so weit, wie er die Arme ausstrecken konnte. Die D’Yers hatten in der Nähe die uralten Steinbrüche wiederentdeckt, aus denen man die Steine für den Bau des ursprünglichen Walls geholt hatte, und dort den Granit geschlagen, mit dem sie die Bresche zu schließen versuchten. Die Steinmetzen, Alton unter ihnen, hatten die Blöcke so bearbeitet, dass sie exakt zu denen im Wall passten. Handwerksmeister hatten den ursprünglichen Mörtel untersucht und das beste Bindungsmaterial hergestellt, das je gemischt worden war, und die Reparatur war mit äußerster Präzision ausgeführt worden.
Es war eine der besten Arbeiten, die der Clan D’Yer in den letzten hundert Jahren angefertigt hatte, vielleicht sogar in mehr; sorgfältig bis in die kleinste Einzelheit. Und dennoch genügte es nicht. Eine wichtige Zutat fehlte: die Magie.
Die Illusionsmagie des Walls dehnte sich nicht über die Reparaturen in der Bresche aus. Als wäre ein Stück direkt aus dem Wall geschnitten, sah Alton an dieser Stelle nur Himmel.
Dann wurde der Wind wieder stärker, und schwefliger Nebel aus dem Schwarzschleierwald wurde über die reparierte Stelle geweht. Alton konnte sich gut an diesen Nebel erinnern. Als er daran gearbeitet hatte, den Wall zu schließen, hatte der Nebel an ihm gehaftet, an seiner Haut, seiner Kleidung. Alton hatte sich schmutzig gefühlt, und obwohl er sich jeden Abend sorgfältig gewaschen hatte, war er nie ganz im Stande gewesen, das Gefühl loszuwerden, dass der Nebel immer noch an ihm klebte.
Er erinnerte sich daran, dass er in den Schwarzschleierwald geschaut hatte, als wolle er jemanden oder etwas dabei erwischen, wie es ihn beobachtete, aber er hatte nichts gesehen – nur die Nebelschwaden, die die schwarzen Äste der Bäume wie Schlangen oder Tentakeln wirken ließen.
Es gab Tiere, die im Schwarzschleierwald lebten – einer der Gründe, wieso es so wichtig war, ein Bollwerk zu errichten – , und Alton nahm an, dass es diese krankhaften Geschöpfe waren, die ihn und die anderen Arbeiter beobachtet hatten. Sie hatten die Tiere zwar nicht zu Gesicht bekommen, aber ihr Heulen und Kreischen gehört.
Eines Abends war ein großer, kräftiger Arbeiter namens Egan aus dem Lager gegangen, um sich zu erleichtern. Er war nie wieder gesehen worden. Die einzige Spur, die sie am nächsten Morgen gefunden hatten, war Blut auf einigen der Steine gewesen, die Alton und die anderen am Tag zuvor in die Bresche gehoben hatten. Niemand hatte sich in den Wald hineingewagt, um genauer herauszufinden, was Egan zugestoßen war. Von diesem Zeitpunkt an war die Wache durch zusätzliche Truppen verstärkt worden, die Landrew geschickt hatte.
Alton betrachtete die in die Bresche gesetzten Steine forschend. Die Granitquader, die er zusammen mit anderen geschnitten, zurechtgemeißelt und eingesetzt hatte, sahen matter
und älter aus als die Steine rings um sie herum, die vor tausend Jahren eingesetzt worden waren. Das alte Mauerwerk hatte noch seinen rosafarbenen Schimmer, als wären die Blöcke gerade erst geschnitten worden. Schwarze Flechten zogen sich über die neuen Steine, aber auf den alten gab es keine – nicht einmal einen winzigen Fleck von Flechten, so als wären diese Quader den Einflüssen von Natur und Zeit nicht ausgesetzt.
Es war sehr seltsam, dachte er, wie der gleiche Granit, der aus dem gleichen Steinbruch kam, so unterschiedlich aussehen konnte.
Aber auch der alte Teil des Walls war nicht vollkommen unverwundbar. Von der Bresche aus zogen sich Risse hindurch. Alton fuhr mit den Fingern über die rauen Steine und folgte einem der gezackten Risse. Er ging dabei mehrere Schritte weiter. Von jedem Riss zweigten Dutzende andere ab, und kein Neuverfugen konnte helfen. Der Mörtel brach ebenfalls.
Altons Miene verfinsterte sich noch mehr, als er sah, wie groß der Schaden war. Er hatte sich seit seinem letzten Besuch mindestens verdoppelt.
Wie sollten sie das jemals reparieren können?
»Was hältst du davon, Neffe?«, fragte Landrew.
Alton hatte
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