Die Botin des Koenigs reiter2
Fähigkeit ihr.
Wer hat dich denn gefragt?, entgegnete sie. Ihre Fähigkeit hatte sich in der letzten Zeit ein wenig zu oft ganz unaufgefordert gemeldet. Und nun antwortete sie ihr? Sie würde sich zusammennehmen müssen.
»Ihr habt nicht nur meinen Reiter gefährdet«, sagte Laren, »sondern auch dafür gesorgt, dass der Botendienst nun noch knapper an Leuten ist als zuvor.«
»Ich kann reiten«, sagte Karigan jämmerlich.
Laren musste sich zusammenreißen, um nicht laut zu lachen.
Der Schwertschlag mochte Karigans Vernunft geschadet haben, aber nicht ihrem Kampfgeist. Es war dieser Kampfgeist, der sie zu einem solch guten Reiter machte, aber die Neigung, mitunter alle Vernunft außer Acht zu lassen, brachte sie auch häufig in Schwierigkeiten. Vielleicht jedoch lag es nicht nur daran … das Mädchen schien Ärger geradezu anzuziehen. Was immer der Grund war, solange Karigan dem Reiterruf folgte, würde es hier ziemlich interessant zugehen.
»Ich kann nichts Brauchbares aus Euch herausholen, solange Ihr drei zusammen seid, also werde ich mit Euch einzeln sprechen. Exzellenz«, sagte sie, dann drehte sie sich um, um zu gehen. »Drent, Ihr kommt mit in mein Büro.«
Der Zorn des Hauptmanns machte Karigan mehr Kopfschmerzen als der Schwertschlag. Als Larens Stiefelschritte im Flur verklangen, schaute sie ziemlich kleinlaut drein.
Drent verdrehte die Augen. »Die fünf Höllen können nicht schlimmer sein als der Zorn von Hauptmann Laren Mebstone.«
»Drent!« Der Ruf des Hauptmanns klang wie ein Peitschenschlag.
Der Waffenmeister stöhnte. »Ich hoffe, sie hat das nicht
gehört.« Er verbeugte sich steif vor dem König und setzte dazu an zu gehen. Dann blieb er noch einmal in der Tür stehen und sah Zacharias und Karigan an. »Wenn Ihr in einer oder zwei Stunden noch immer nichts von mir gehört habt, schickt Verstärkung.«
»DRENT!«
Noch einmal verzog er das Gesicht, und dann stapfte er wie ein Hund mit eingezogenem Schwanz den Flur entlang.
Der König stieß einen leisen Pfiff aus. »Wenn sie mich mit ›Exzellenz‹ anspricht, selbst wenn wir unter uns sind, ist das ein untrügliches Zeichen, dass sie wirklich wütend ist«, sagte er. »Aber ich habe Drent noch nie so eingeschüchtert gesehen. «
»Es tut mir leid«, sagte Karigan.
»Was denn?«
»Dass ich Euch Ärger mit dem Hauptmann eingebracht habe.«
Der König zog die Brauen ungläubig hoch, dann hakte er den Fuß um ein Stuhlbein und zog sich den Stuhl ans Bett, damit er neben ihr sitzen konnte. Das Zimmer fühlte sich plötzlich wirklich sehr eng an. Es war einfach zu viel – der Schwertkampf, der König, der ihr mit sanften, ermutigenden Worten in die Unterkunft zurückgeholfen hatte, und dass sie jetzt trotz ihrer Schmerzen und der Verlegenheit vor allem Freude über seine Aufmerksamkeit empfand.
Na ja, immerhin hat er mir auch eins auf den Kopf verpasst.
Der König beugte sich vor. »Karigan, Laren und ich kennen uns schon ein paar Jahre. Sie ist für mich wie eine ältere Schwester.« Ein Lächeln umspielte seine Lippen. »Ich hatte schon mehr Ärger mit dieser Furcht erregenden Frau, als ich mich erinnern kann, und ich habe trotzdem überlebt.«
»Aber ich …«
»Reiter, dein Hauptmann hat recht. Drent und ich hätten dich nicht in solch fortgeschrittene Übungen verwickeln sollen. Aber du hast dich so gut geschlagen, dass wir nicht daran dachten. Und als Ergebnis unserer Nachlässigkeit fehlt dem Hauptmann nun wieder ein Reiter, und noch wichtiger, du bist verwundet worden.«
»Euer Handgelenk …«
»Wird in ein paar Tagen geheilt sein.« Er grinste, und ihr gefiel, wie sich das auf seine Augen auswirkte. »Ich habe bei Kämpfen mit Waffenmeister Drent schon Schlimmeres einstecken müssen.«
Er sah sie lange Zeit sehr ernst an. »Ich möchte, dass du weißt, dass ich dich ganz bestimmt nicht verletzen wollte.«
Sie wollte ihm versichern, dass sie das selbstverständlich wusste, aber die Worte blieben ihr im Hals stecken, als er die Hand ausstreckte und ihren Handrücken berührte, nur ganz leicht und mit den Fingerspitzen. Hitze strahlte von dieser Berührung aus und brachte ihre Wangen zum Glühen. Sie hätte sich am liebsten die Kompresse vors Gesicht gehalten, um ihr Erröten zu verbergen.
Sie schloss die Augen. Ich habe den Verstand verloren. Der Schlag auf den Kopf hat mein Hirn zerrüttet.
Das hier war ihr Herrscher, ihr König. Derselbe Mann, den sie vor ein paar Jahren als geheimnisvoll und herrisch
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