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Die Botin des Koenigs reiter2

Die Botin des Koenigs reiter2

Titel: Die Botin des Koenigs reiter2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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wahrgenommen hatte, bevor sie in die Gruft der Helden gekommen waren. Sie hatte gesehen, wie kalt und angsteinflößend er die Hinrichtung von Verrätern angeordnet hatte. Und er hatte den ehemaligen Lordstatthalter von Mirwell mit eigener Hand hingerichtet. Mirwell hatte vor dem Block gekniet; König Zacharias’ Züge waren kalt und steinern gewesen wie die Mauern seiner Burg, und dann war das Schwert in seiner Hand nach unten gesaust …

    Ihr Herrscher war aber auch ein Mensch, und Karigan war Zeugin dieser Menschlichkeit geworden. Er hatte Tränen über die Toten der Schlacht am Verlorenen See vergossen. Er hatte seine Liebe zu Sacoridien und seinem Volk kundgetan, selbst als er gezwungen gewesen war, vor seinem verräterischen Bruder niederzuknien. Sie erinnerte sich an einen Spaziergang im Garten und einen keuschen Kuss auf ihre Hand, an das Aufblitzen von Heiterkeit in braunen Augen, die Wärme seiner Berührung …
    Der Mensch, der Mann, machte ihr mehr Angst als der König. Als sie die Augen wieder öffnete, war er verschwunden. Nur Mara stand noch in der Tür und warf erst Karigan einen Blick zu, dann schaute sie verdutzt den Flur entlang.

FUSSSPUREN
    »Stell dieses Buch aufs oberste Regal.«
    »Dieses Buch« war Lints Zitatenschatz. Karigan warf einen trostlosen Blick auf den dicken Band, aber dann griff sie mutig mit beiden Händen danach.
    »Nein«, sagte Hauptmann Mebstone, ohne von ihren Papieren aufzublicken, »nur mit der rechten Hand.«
    Karigan gehorchte. Wenn das sein musste, um dem Hauptmann zu beweisen, dass ihr Arm gesund war, dann würde sie es eben tun. Sogleich zerrte das Gewicht des Buchs an ihren schwachen Gelenken und Muskeln. Sie verbiss sich einen Fluch und ging zum Bücherregal, hob das Buch mit bebendem Arm, und es fühlte sich sofort an, als würden Dolche in ihren Ellbogen gestoßen. Sie schien das Buch nicht höher heben zu können als bis zur Taille. Sie hatte einfach nicht die Kraft.
    Dennoch, sie biss die Zähne gegen die Schmerzen zusammen und versuchte es. Schweiß trat ihr auf die Stirn, und schließlich begannen die Tränen zu fließen.
    Hauptmann Mebstone ließ ihre Papiere liegen und ging zu Karigan. Sanft nahm sie ihr das Buch aus der zitternden Hand. Karigan schluchzte vor Erleichterung und steckte den Arm zurück in die widerwärtige Schlinge.
    »Sobald du dieses Buch zurückstellen kannst«, sagte der Hauptmann, »werde ich dich wieder reiten lassen. Selbstverständlich nur mit Meister Destarions Zustimmung.«

    Karigan warf dem Buch einen wütenden Blick zu.
    »In der Zwischenzeit kannst du ein paar Dokumente für mich zur Verwaltung bringen.«
    Karigan klemmte sich die Dokumente unter den Arm – den gesunden – und machte sich auf den Weg quer über das Burggelände.
    Der blaue Fleck an ihrer Schläfe war beinahe verblasst, und Destarions Kältepackungen wirkten Wunder an ihrem Ellbogen. Aber das genügte nicht. Sie konnte nicht einmal richtig im Stall helfen, weil auch das überwiegend Heben und Tragen bedeutete.
    Die Arbeiten, die man ihr auftrug, erinnerten Karigan nur zu sehr daran, was ihr Vater sie hatte tun lassen, bevor sie dem Reiterruf nachgegeben hatte: Sie ging Inventare durch, bestellte Nachschub, half Mara mit den Arbeitsplänen, machte Botengänge …
    Die Ironie der Situation entging ihr nicht.
    Sie warf einen Blick zum Himmel. Der Wetterwechsel, den sie erwartet hatte, war ausgeblieben. Der Tag war sonnig und warm.
    Das Archiv befand sich im Erdgeschoss des Verwaltungsflügels. Karigan kannte sich hier nicht sonderlich gut aus, denn für gewöhnlich hatte sie keinen Grund, diesen Flügel aufzusuchen. Es war normalerweise der Oberste Reiter, der sich um Verwaltungsangelegenheiten kümmerte. Die Flure hier waren wie ein Irrgarten. Die nur grob behauenen Steine und die niedrigen Gewölbedecken zeigten, dass sie sich in einem älteren Teil der Burg aufhielt.
    Sie ging weiter und fragte sich, wann sie wohl wieder reiten könnte. Gab es denn nichts, was Hauptmann Mebstone davon überzeugen konnte, dass ihr Arm nicht vollkommen gesund sein musste, damit sie reiten konnte? Und wie mochte
sie ihren Arm so schnell wie möglich so weit bringen, dass sie dieses elende Buch heben konnte?
    In solche Gedanken versunken, bog sie um eine Ecke und ging weiter, bis sie plötzlich vollkommen im Dunkeln stand.
    Ein verlassener Flur. Im Lauf der Jahrhunderte waren an der Burg immer wieder Anbauten vorgenommen worden. Das ursprüngliche Gebäude war eher eine Festung

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