Die Botin des Koenigs reiter2
verbracht hatten, Branntwein getrunken und sich von ihren Burschen hatten bedienen lassen, während die Überlebenden der Delegation – viele erschöpft und verwundet – unruhig auf dem nackten Boden hatten schlafen müssen.
Nein, sie könnte niemals bei einem Regiment dienen, vor dem sie so wenig Respekt hatte.
Sie ging weiter, vorbei an Ställen und weiteren Unterkünften, dem Paradefeld und den Lagerhäusern des Quartiermeisters. Während ihres gesamten Wegs ragte die Burg hoch und herrisch zu ihrer Linken auf. Die Burg war riesig und das sie umgebende Gelände gewaltig. Einstmals hatten hier Hunderte von Soldaten Unterkunft gefunden, aber das war vor
langer Zeit gewesen, als es im Land weniger friedlich zugegangen war.
Es war derzeit eher ruhig auf dem Burggelände, aber dann entdeckte Karigan zwei Männer, die in dem dafür vorgesehenen Bereich Schwertkampf übten.
Staubwolken stiegen um ihre Füße herum auf, als sie einander in einem der kleinen, ausgetretenen Übungsringe umkreisten. Zu Karigans Überraschung gebrauchten sie nicht die schlichten hölzernen Übungsschwerter, sondern echte Stahlklingen. Sie blieb stehen und sah ihnen gebannt zu.
Einer der Kombattanten war Waffenmeister Drent, was selbst aus der Ferne gut zu erkennen war. Drent war ein riesiger, kräftiger Mann, der mit seinen breiten Zügen und dem kurz geschnittenen Haar etwas von einem Erdriesen an sich hatte. Schon sein Name genügte, selbst den tapfersten jungen Soldaten erbeben zu lassen. Selbst Schwertmeister, die ihre Ausbildung an der Akademie hinter sich hatten, mussten sich Drent stellen, wenn sie sich der Elitetruppe der Waffen anschließen wollten. Drent nahm die letzte Auswahl vor.
Der Waffenmeister kämpfte so Furcht erregend wie er aussah, und seine Größe verlangsamte ihn nicht im Geringsten. Klingen blitzten im raschen Klirren ausgetauschter Schläge.
Sein Gegner, bekleidet mit einer schwarzen Hose und einem weißen Hemd, das seine Beweglichkeit nicht einschränkte, hielt sich bewundernswert. Er hatte Karigan den Rücken zugewandt, aber sie konnte immer noch seine Anmut bestaunen, und das Hemd verbarg nicht die breiten Schultern, die stark genug waren, um Drents Schläge aufzuhalten. Auch seine Beinarbeit war ziemlich gut.
Dann machte Drent eine Finte und schlug so schnell und in einem solchen Winkel zu, dass es seinem Gegner das Schwert aus der Hand riss.
»Muss ich mit dir wieder von vorne anfangen?«, brüllte Drent. »Wie oft sollen wir das denn noch durchgehen?«
Karigan zuckte bei Drents Ton zusammen. Er war schlimm genug, dass die meisten in eine dunkle Ecke zurückgewichen wären, aber der Mann, den er ausbildete, schien nicht mit der Wimper zu zucken.
»Fastion«, rief Drent, »ich brauche hier einen Augenblick deine Hilfe.«
Karigan war überrascht, die Waffe hinter einem Ahornbaum in der Nähe hervorkommen zu sehen. Waffen konnten sich immer gut im Schatten verbergen. Der andere Mann musste wohl ein Schwertmeister sein, den sie ausbildeten.
Fastion und Drent unterhielten sich kurz miteinander, so leise, dass Karigan sie nicht verstehen konnte, dann sah Drent Karigan an.
»Du da, komm her.«
Sie fühlte sich, als würde sie vom Blitz getroffen, als sie sich plötzlich im Mittelpunkt von Drents Aufmerksamkeit befand. Sie wäre am liebsten in ihre Stiefel geschrumpft. Als sich nun auch der Mann, der hier ausgebildet wurde, zu ihr umdrehte, wäre sie fast ohnmächtig geworden. Der Schwertkämpfer, den sie gerade so bewundert hatte, war kein anderer als König Zacharias.
»Ich …«
»Komm her, und zwar sofort.«
Niemand wagte, sich einem direkten Befehl von Drent zu widersetzen, es sei denn, man wollte mit Worten in der Luft zerrissen werden. Karigans Knie zitterten, als sie sich dem Übungsring näherte und vor dem König verbeugte.
»Fastions Aufgabe ist es, den König zu schützen«, erklärte Drent, »und wie er so richtig festgestellt hat, kann er sich nicht vollkommen auf diese Pflicht konzentrieren, wenn er
mit dem König übt. Also«, Drents Blick bohrte sich geradezu in Karigan, »wirst du dabei helfen zu demonstrieren, was hier falsch gemacht wird und wie es verbessert werden kann.«
Karigan warf Fastion einen hilflosen Blick zu, aber der ansonsten so kalt dreinblickende Leibwächter des Königs zwinkerte ihr zu – er zwinkerte! –, bevor er wieder mit dem Schatten des Ahornbaums eins wurde. Karigan stöhnte innerlich.
Der König reichte ihr mit blitzenden Augen sein Langschwert. Das
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