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Die Botschaft Der Novizin

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Titel: Die Botschaft Der Novizin Kostenlos Bücher Online Lesen
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anstellen?« Überrascht deutete Padre Antonio in Richtung Klosterpforte. »Zum Ponte di San Lorenzo und mit einer Gondel in den hinteren Garten.«
    Isabella musste hellauf lachen. »Pater, Pater. Warum nur hat
dieser römische Bibliothekar, dieser Hieronymus Aleander, so
einen Narren an Euch gefressen? Weil Ihr die Qualität einesHofnarren habt?« Sie schüttelte energisch den Kopf. »Habt Ihr Euch denn nicht gefragt, warum wir so unbehelligt und ohne eine Menschenseele zu sehen durch dieses Gemäuer spaziert sind, obwohl es von Frauen nur so wimmeln müsste? Ich sage es noch einmal. Es ist der Orden der Custodes Dominae. Als solche haben sie lange genug Zeit gehabt, sich Gegenmaßnahmen auszudenken.
    »Ihr meint ... sie lauern auf dem Weg zum ...«, stotterte der Pater, und Isabella ergänzte: »... zum Ausgang? Natürlich. Es ist wie eine Marderfalle. Das Tier kommt zwar hinein, jedoch nicht wieder hinaus. Die Öffnung ist schlicht zu klein!«
    Der Pater musste sich umsehen. Was Isabella da sagte, klang durchaus plausibel und überzeugte ihn dennoch nicht. Es waren allesamt nur alte und schwache Frauen, die sich ihnen in den Weg stellen konnten. Sie sollten kein Hindernis darstellen.
    »Ich weiß, was Ihr denkt, Pater. Ein Haufen alter Weiber wird mich nicht aufhalten können. Doch Ihr täuscht Euch. Sie werden es tun. Oder kennt Ihr Euch mit den Geheimnissen dieses Klosters aus?« Sie wartete, bis er verneint hatte. »Diese gebrechlichen Frauen haben es vermocht, das Geheimnis über siebenhundert Jahre zu bewahren. Erstaunlich, nicht?« Sie machte eine kurze Pause. »Es gibt nur einen Weg.« Isabella nahm ihn an der Hand und führte ihn zurück in den Vorratsraum. Dort deutete sie auf die angebliche Tür in Höhe ihres gestreckten Arms. »Dort ist unser einziger Fluchtweg. Dort müssen wir durch, bevor sie kommen.«

KAPITEL 63 Das Beil schmetterte gegen die Verkleidung. Splitter brachen heraus, ohne allerdings das Regal sonderlich zu beschädigen. Es war aus Eiche gefertigt, das der Feuchtigkeit in einer besonderen Weise widerstanden zu haben schien. Sie hatte dennoch genügt, die bewegliche Tür zu verschließen.
    Das Regal rührte sich keinen Fingerbreit. Die Töpfe hatten sie herausgeräumt. Es roch nach Essig, Honig und Hefe. Die Mixtur aus den zerborstenen Töpfen begann am Boden bereits Blasen zu werfen. Mit weiten Schwüngen ließ der Pater die Klinge der Fleischeraxt, die sie im Nebenraum gefunden hatten, gegen die Rückwand krachen. Mehrmals musste er sie vor Erschöpfung absetzen. Jeder Schlag fühlte sich an wie ein Gewitter in seinem Kopf. Er atmete schwer.
    Wenn es ihnen nicht gelang, die Tür zu öffnen, würden ihnen die Custodes Dominae alsbald die Arbeit vergällen. Isabella erinnerte sich an die Armbrustscheibe im Zisternenhof. Wo es eine solche Zielscheibe gab, da gab es auch die entsprechenden Waffen dazu. Selbst wenn die Frauen im Kloster nicht die Treffsicherheit von ausgebildeten Armbrustschützen besaßen, ein Bolzen auf kurze Distanz konnte tödlich sein.
    Ein größeres Stück Rückwand riss von oben nach unten, löste sich und polterte an ihr vorbei auf den Boden. Der Pater wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Wir müssten hindurchkommen!«, sagte er und fuhr sich erschöpft mit der Hand übers Kinn.
    Isabella reichte ihm eines der Öllämpchen, die den Raum dürftig erhellten, und leuchtete in die Spaltöffnung hinein. »Ein Gang«, sagte er matt. »Kommt.«
    Er griff hinter sich und zog Isabella auf den Tisch, den er selbst als Unterlage benutzt hatte. Bei alledem ließ er das Beil nicht los.
    »Lasst uns hineingehen!«, drängte Isabella, die das ungute Gefühl nicht loswurde, dass bald die ersten Nonnen hier auftauchen würden.
    Der Pater zwängte sich als Erster durch den Spalt in der Rückwand. Dabei zerriss er sich die Soutane. Ein helles Stück Haut leuchtete aus dem Schwarz des Obergewands hervor. Isabella schlüpfte hinter ihm her durch den Spalt.
    Die Rückwand schloss direkt mit dem Durchgang ab. Sie musstensich bücken, weil der Gang so niedrig war. Der Pater leuchtete ihn aus. Es war ein gemauertes Ziegelgewölbe. Ein Aroma von Feuchtigkeit und Moder, Wasser und Moos löste den Gärgeruch ab. Ein Rauschen drängte sich in die Ohren und füllte sie unauffällig. Bereits nach wenigen Schritten patschten ihre Füße im Wasser.
    »Ist das normal?«, fragte der Pater und ließ die Kerze am Boden entlangwandern.
    Im Gang stand knöcheltief das Wasser. Isabella

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